Herr Scheppus, normalerweise würden Sie gerade anstatt Ruhe die Vorbereitungen auf die kommende Fasnacht genießen. Spielt das Vereinsleben gerade eine Rolle in Ihrem Alltag?
Bedingt. Normalerweise würden wir gerade tief in den Vorbereitungen für unsere Saison stecken. Gerade dieses Jahr hätten wir mit dem Küssaberger Narrentreffen sehr viel zu tun gehabt. Coronabedingt haben wir uns im Herbst dazu entschieden, die Planungen für das Narrentreffen einzustellen, was sich bis jetzt als richtige Entscheidung erwiesen hat. Das Vereinsleben wurde, wie so vieles, auf ein Minimum heruntergefahren. Wir können zurzeit nicht viel machen und verfolgen gespannt die Entwicklungen. Man überlegt aber immer wieder mal: Kann vielleicht doch irgendetwas an Fasnacht stattfinden? Wenn ja, wie? Diese Gedanken beschäftigen mich schon. Aber wir warten nun erst einmal ab, wie sich die Lage in den nächsten Wochen entwickelt. Ich persönlich sehe aber eine düstere Fasnacht auf uns zukommen.
Die Rebesäck wollten das Ausrichten des Küssaberger Narrentreffens mit ihrem 50. Jubiläum verbinden. Hat der Verein trotz der nicht stattfindenden Fasnacht Pläne für ein Jubiläumsfest?
Wir haben uns mit der Entscheidung der Absage des Narrentreffens lange Zeit gelassen. Es bestand immer noch die Hoffnung, dass wir eventuell das Narrentreffen und unser Jubiläum irgendwie feiern können. Im Herbst haben wir jedoch geschlossen entschieden, das Narrentreffen und unser Jubiläum abzusagen. Eine sichere Umsetzung einer Feier können wir auch mit Schutzkonzept nicht gewährleisten. Ich finde es unglaublich schade, aber wir haben keine andere Möglichkeit und wollen die Gesundheit der Gäste und der Mitglieder nicht aufs Spiel setzen. Die momentane Lage macht auch alles Weitere kaum planbar. Niemand weiß, was in ein paar Wochen ist. In fünf Jahren steht jedenfalls das nächste Küssaberger Narrentreffen in Rheinheim an. Wir werden dann unser 55. Jubiläum umso größer feiern und freuen uns jetzt schon riesig darauf.
Was bedeutet die Situation für Sie beziehungsweise für die Mitglieder?
Die Zeit vor und über die Fasnacht ist eine sehr intensive Phase. Wir verbringen sehr viel Zeit gemeinsam mit der Planung, Vorbereitungen und so weiter. Das fällt jetzt alles weg. Wir freuen uns alle wieder darauf, wenn wir unsere Freunde und Vereinskollegen wiedersehen können. Unsere Mitglieder stehen aber weiterhin digital in Kontakt. Ich versuche auch regelmäßig zu informieren, wie der Stand der Dinge ist. Mir ist es wichtig, dass wir uns trotz Corona nicht aus den Augen verlieren.
Sie sind seit fünf Jahren Vorsitzender der Küssaberger Rebesäck. Können Sie sich noch erinnern, wo der Verein stand, als Sie ihn übernommen haben?
Ich war bereits als stellvertretender Vorsitzender im Verein tätig. 2015 trat der ehemalige Vorsitzende aus gesundheitlichen Gründen zurück. Mit seinem Rücktritt gab es eine kleine Austrittswelle einiger Mitglieder. Als Stellvertreter übernahm ich dann erst mal sein Amt vorübergehend. Wir befanden uns damals mitten in den Planungen für das Küssaberger Narrentreffen 2016. Für mich war diese Zeit ziemlich anstrengend und stressig, da ich sehr plötzlich die gesamte Verantwortung für den Verein und das Narrentreffen übernehmen musste. Wir haben aber trotz deutlich weniger Mitgliedern als wir heute haben, ein schönes Fest auf die Beine gestellt, an das ich mich gerne zurückerinnere. Im April 2016 wurde ich dann von den Mitgliedern offiziell zum Vorsitzenden gewählt. Mit dem neuen Vorstandsgremium haben wir dann überlegt, wie wir den Verein neu aufbauen wollen. In den letzten Jahren haben wir immer wieder neue Sachen ausprobiert, wie beispielsweise die Neugestaltung des Kindernachmittags am Schmutzigen Donnerstag, was im Dorf großen Anklang gefunden hat. Mein Ziel war es von Anfang an, die Beziehungen zu den anderen Vereinen und zum Dorf wiederaufzubauen und zu stärken. Ich denke, wir können mit etwas Stolz behaupten, dass wir das geschafft haben. Wir sind in Rheinheim wieder präsenter und gestalten mit der Fasnacht, dem 1.-Mai-Hock und dem Weihnachtsmarkt das Dorfleben aktiv mit. Unsere Mitgliederzahlen steigen in den letzten Jahren ebenfalls kontinuierlich an und die bisherigen Mitglieder bleiben uns treu. Der Verein hat wieder eine solide Stabilität erreicht, was mich sehr freut.

Gibt es einen Moment, an den Sie sich besonders gern erinnern?
Ein besonderer Moment war für mich das Narrentreffen 2016. Speziell, als ich während des Umzugs auf der Tribüne stand und für den Umzug das Wetter umschlug und die Sonne rauskam. Ich war so froh, dass wir trotz der schwierigen Umstände während der Planung das Fest auf die Beine stellen konnten und alle Narren sichtbar Spaß hatten. Das war ein schönes und befreiendes Gefühl. Alle haben zusammengehalten und alles für ein schönes Narrentreffen gegeben.
Was hat sich seitdem verändert?
Wir sind unserem Konzept treu geblieben, wachsen stetig, haben einiges ausprobiert und immer versucht kreativ zu sein. Ich denke, wir werden nicht nur an der Fasnacht deutlich von den Bürgerinnen und Bürgern in Rheinheim wahrgenommen. Wir freuen uns immer sehr, wenn wir viele Gäste an unseren Veranstaltungen begrüßen dürfen. Unser nächstes großes Projekt ist der Umbau und der Umzug in das neue Vereinsheim in der ehemaligen Feuerwehr in Rheinheim. Mit großer Unterstützung der Gemeinde können wir unser neues Zuhause gestalten. Eine sehr spannende Zeit.
Auch hier hat die Pandemie den Zeitplan etwas über den Haufen geworfen. Wie sieht die aktuelle Situation für die Sanierung der Rheinheimer Trotte, dem Vereinsheim der Rebesäck, aus?
Für uns ist das momentan eine sehr schwierige Situation. Wegen der Pandemie können wir uns als Verein einfach nicht treffen. Einige Arbeiten sind bereits getan, aber es steht noch vieles an. Die bewilligten finanziellen Mittel von der Gemeinde für den Umbau müssen 2021 aufgebraucht werden, was uns somit einen gewissen zeitlichen Rahmen vorgibt. Wir können aktuell nur hoffen, dass sich die Lage bald etwas entspannt, sodass wir mit den Arbeiten fortfahren können.
Gibt es noch weitere Pläne, die Sie mit dem Verein haben?
Vorrangig steht der Umbau der Zunftstube an. Aber auch sonst müssen wir versuchen agil zu bleiben und uns nach vorne zu orientieren. Es bleibt spannend, inwieweit sich die Fasnacht und deren Tradition in den nächsten Jahren entwickeln wird. Wir werden immer wieder überlegen müssen, was wir tun können, um interessant zu bleiben und unsere Gäste glücklich zu machen. Ich persönlich werde mich als Vorsitzender bei den nächsten Wahlen zurückziehen. Mit meinem Umzug in die Schweiz und der Gründung einer eigenen Film- und Medienproduktionsfirma fehlt mir immer mehr die Zeit für den Vorstandsposten. Intern ist bereits alles soweit geregelt. Wir planen die Übergabe an die nächste Generation bereits seit einiger Zeit, sodass wir einen möglichst fließenden Übergang haben werden. Der Verein hat heute eine gute Ausgangslage und ich mache Platz für neue Ideen.
Wie sehen Ihre persönlichen Pläne für das kommende Jahr aus?
Wer weiß schon, was das nächste Jahr mit sich bringt. Ich hoffe aber, dass wir die Pandemie in den Griff bekommen und ein normaler Alltag bald wieder möglich ist. Auch in Bezug auf meine Firma hoffe ich natürlich auf ein erfolgreiches Jahr und spannende Projekte.