Ob Autofahrer, Anwohner oder Fußgänger – wer seit Februar 2025 in oder durch Kadelburg unterwegs war, wird dieser Baustelle zwangsläufig begegnet sein. Denn die Gemeinde Küssaberg setzt mitten im Ort innerhalb 20 Monaten ein Großprojekt zur Verbesserung der Infrastruktur um. Nach den ersten sieben Monaten Bauzeit ziehen die Verantwortlichen ein Zwischenfazit.
Darum wird umgebaut
Die Umgestaltung der Ortsmitte und die Modernisierung der Infrastruktur habe schon rund acht Jahre vor Baubeginn im Gespräch gestanden, erinnert sich Bürgermeister Manfred Weber. Geplant waren Maßnahmen zur Modernisierung der Infrastruktur im Bereich Wasserversorgung, Elektrizität und Verkehr. Anlass dazu gaben beispielsweise die alten Trinkwasserrohre, die nach Jahrzehnten immer mehr Materialermüdung erlagen oder auch die noch bestehenden nicht mehr ganz zeitmäßigen Dachständer auf so manchen Hausdächern.
Damals habe man aber noch gedacht, man könne sich mehr Zeit lassen mit den baulichen Maßnahmen, gesteht Bürgermeister Manfred Weber. Als dann aber im Juni 2021 ein Starkregenereignis eine Schneise der Verwüstung und Schäden in Millionenhöhe für Gemeinde und Privatpersonen hinterließ, war klar: Die Modernisierung der Infrastruktur, und besonders eine Verbesserung der Wasserabführung kann nicht mehr warten. „Wenn man so will, hat uns 2021 die Augen geöffnet und gezeigt wie dringlich die Maßnahmen sind“, sagt Bürgermeister Manfred Weber.
Das ist bisher geschafft
Sieben Monate nach Baubeginn sind die Kanalarbeiten zur Verbesserung der Wasserabführung und Trinkwasserversorgung zu einem großen Teil abgeschlossen. Insgesamt werden mehr als 1,4 Kilometer an neuem Kanalrohr verlegt. Davon sind 750 Meter für Regen- und Mischwasser und 700 Meter für die Trinkwasserversorgung vorgesehen.
Die bisherigen Kanalarbeiten haben vor allem in der Kirchstraße stattgefunden und sollten ursprünglich bis zur Schulstraße gehen. Im Laufe der Planung habe man sich dann aber dazu entschlossen, noch 50 Meter weiter in Richtung Rhein zu bauen, erklärt der Leitende Ingenieur Andree Binninger. Eine Berechnung habe ergeben, dass bei einem Ausbau um 50 Meter ein wesentlicher Vorteil für das Kanalnetz geschaffen werden kann. „Dafür hat die Gemeinde nochmal mehrere Hunderttausend Euro investiert“, führt der Ingenieur weiter aus. Durch das verbesserte Kanalsystem werde die Abflusskapazität um gut 50 Prozent von vorherigen 1300 auf 2050 Liter pro Sekunde gesteigert.

Eine Operation am offenen Herzen
Besonders die Verlegung der bis zu 1,1 Meter breiten Rohre in über fünf Metern Tiefe habe sich in der engen Kirchstraße als eine Herausforderung entpuppt. Für die Umsetzung mussten die Baufahrzeuge in Absprache mit den Anwohnern zeitweise auf Privatgrundstück ausweichen, erinnert sich Polier Patrick Berg.

Allgemein bringe die Umsetzung des Großprojekts zahlreiche Herausforderungen mit sich. Bürgermeister Manfred Weber nennt es eine „Operation am offenen Herzen“, denn auch das tägliche Verkehrsaufkommen von Fußgängern und Autos umzuleiten sei eine Herausforderung gewesen.

Täglich passieren bis zu 12.000 Fahrzeugen die Ortsmitte, welche man allesamt ohne größere Stausituationen durch den Ort führen wolle. Das gelinge bisher dank der extra gebauten Umgehungstraße ganz gut, finden Bürgermeister Manfred Weber und Ingenieur Andree Binninger.

Zwischenbilanz fällt positiv aus
Trotz Herausforderungen sind Bürgermeister Manfred Weber, Ingenieur Andree Binninger, Polier Patrick Berg und Gemeinderatsmitglied Clemens Stoll sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Bauarbeiten. Man befinde sich gut im Zeitplan, was bedeutet, dass die Baustelle aller Voraussicht nach im Spätsommer 2026 fertiggestellt sein wird.

Die Gesamtkosten hingegen seien gestiegen, aber ebenfalls im Rahmen des Kostenplans. „Am Anfang haben wir mit acht Millionen Euro gerechnet, mittlerweile müssen wir sagen, dass wir bei 8,5 Millionen sind“, sagt Bürgermeister Manfred Weber. Grund dafür seien zum einen Verhandlungen gewesen, von denen man am Anfang noch nichts gewusst habe, und die zusätzlichen 50 Meter an Kanal in der Kirchstraße.
Für die Bewältigung der Gesamtkosten bemühe man sich um eine bestmögliche Bezuschussung im Rahmen des noch laufenden Landessanierungsprogramms, erklärt Manfred Weber.
Sehr dankbar ist der Bürgermeister für das Verständnis der Anwohner rund um die Baustelle. Denn die Einschränkungen und Belastungen durch beispielsweise gesperrte Straßen und Baulärm seien nicht zu leugnen, betont er. Zu diesem Verständnis trage auch die gute Kommunikation zwischen den Mitarbeitern des zuständigen Bauunternehmens Schleith und den Anliegern bei.
So geht es weiter
Die Bauarbeiten in der Kirchstraße sind größtenteils abgeschlossen. In der ersten Septemberwoche wird die Straße neu asphaltiert und somit bald wieder zugänglich für die Anwohner. Kurz vor Schulstart sollen am 10. September die Kanalarbeiten in der Deckwiesenstraße weitergeführt werden. Zum Jahreswechsel 2025/26 wird die Umgehungsstraße nur noch einseitig nach Ampelbetrieb befahrbar sein.
Dann starten auch die Bauarbeiten bei der Pianobar und beim Öpfelbaum. Nach Fertiggestellung der neuen Ortsmitte im Spätsommer 2026, wolle man mit dem Bau eines neuen Geschäftsgebäudes beginnen, worin sich unter anderem ein neuer Edeka befinden soll, sagt Bürgermeister Manfred Weber. Vor dem Geschäftsgebäude wolle man zudem eine Art neuen Dorfplatz entstehen lassen.