In zehnjähriger Arbeit hat Stadtarchivar Martin Blümcke zusammen mit seinen Helfern das Hochsaler Pfarrarchiv sortiert und zwölf Exemplare eines Repertoriums von 114 Seiten herausgegeben, das Historikern den Zugriff auf die Bestände erleichtert. Mit einem Festakt wurde das Archiv eingeweiht, das nun im zweiten Obergeschoss des Hochsaler Pfarrhauses seine Heimstatt gefunden hat. Pfarrer Klaus Fietz, der Leiter der Seelsorgeeinheit Laufenburg-Albbruck, sowie der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Pirmin Böhler dankten dem Stadtarchivar sowie Christel Schlageter, Claudia Fräßle, Rosemarie Ebner und Winfried Gerteis für ihr großes Engagement.

Fachliche Unterstützung erhielt das Team von Oberarchivdirektor Christoph Schmider von der Erzdiözese Freiburg. „Archive dienen der Dokumentation, der Erforschung der Geschichte und der Rechtssicherung, aber nur, wenn sie erschlossen sind – und das ist nun in Hochsal der Fall“, erklärte er beim Festakt. Bürgermeister Ulrich Krieger schloss sich den Dankesworten an und würdigte die Kirchengeschichte als wichtigen Teil der Stadt- und Regionalgeschichte: „Die Kirchenarchive füllen Lücken.“ Das städtische Archiv von Laufenburg (Baden) reicht nämlich nur bis etwa 1800 zurück, weil die älteren Bestände bei der Teilung der Stadt nach Laufenburg (Schweiz) kamen.

Im Jahre 2009 hatte der damalige Laufenburger Pfarrer Wolfgang Auer angefragt, ob Martin Blümcke die Neuordnung des Hochsaler Archivs übernehmen wolle. In einem kaum zwölf Quadratmeter großen Archivraum herrschte ein Durcheinander von Büchern, Zeitschriften, zahllosen Kopien, aber auch wertvollen Originaldokumenten.

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Martin Blümcke verbrachte „Stunden der Arbeit, der Einsamkeit, aber auch der Zufriedenheit“ im Archiv und wurde oft „vom Gefühl beschlichen, der Masse des Materials zu erliegen“. Unmengen von Dokumenten wurden gesichtet, sortiert, aus alten Bänden entnommen, von Heftklammern und allen eisenhaltigen Materialien befreit und in neue Aktenbündel einsortiert. Und schließlich musste das Repertorium – quasi der Schlüssel zum Archiv – getippt und elektronisch verfügbar gemacht werden. Es soll künftig auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit im pdf-Format abrufbar sein.

Martin Blümcke mit den „Killichen Rechnungen zu Hochsal“ aus dem Jahre 1584 im Archivraum des ehemaligen Hochsaler Pfarrhauses.
Martin Blümcke mit den „Killichen Rechnungen zu Hochsal“ aus dem Jahre 1584 im Archivraum des ehemaligen Hochsaler Pfarrhauses. | Bild: Michael Gottstein

Das Archiv gab Bücher und Zeitschriften ab und trennte sich auch von einem seiner größten Schätze: 22 Folianten mit den Kirchenbüchern von 1608 bis 1900 wurden abgeholt und nach Freiburg gebracht. Hochsal ist kein Einzelfall, denn in den vergangenen zehn Jahren wurden 200 Pfarrarchive in der Erzdiözese professionell sortiert, verlagert und zentral untergebracht. Auch die Musikalien gingen als Dauerleihgabe nach Freiburg: Sie belegen, so Schmider, dass Kirchenmusik in Hochsal wohl einen hohen Stellenwert gehabt habe.

Eine reiche Pfarrei

Doch noch immer befinden sich 910 säuberlich sortierte Faszikel (Aktenbündel) in dem repräsentativen Archivraum mit seiner türkisfarbenen Tapete. Darunter sind die Jahresrechnungen der Pfarrei, von den „Killichen Rechnungen zu Hochsal anno 1584“ bis zur Auflösung. Sie belegen, dass Hochsal eine reiche Pfarrei war, die bis zur Inflation 1923 Kredite an Bauern und Handwerker vergab. Ab dem Jahr 1350 sind alle Pfarrer namentlich aufgeführt, aber „Lebensgeschichten lassen sich aus den spärlichen Daten schwerlich rekonstruieren“, so Martin Blümcke. Und nicht auf alle Fragen kann ein Archiv Auskunft geben: Zum angeblichen Aufenthalt von Kaspar Hauser 1815/16 im Hochsaler Pfarrhaus ließ sich keine Notiz finden.