Elena Borchers

Als Werner Logemann aus Beuggen Käfer in seinem Keller entdeckt, wendet er sich an eine angebliche Kammerjägerfirma aus dem Internet. Diese verlangt für ihre Dienste knapp 1200 Euro in bar. Später stellt sich heraus, dass die teuer bekämpften Schädlinge harmlose Krabbeltiere waren. Schädlingsbekämpfer Markus Hiltensberger hat sich in den Fall eingeschaltet und kämpft gegen die Betrüger in seiner Branche.

Das könnte Sie auch interessieren

Schwarze Käfer krabbeln scharenweise im Keller

Werner Logemann hat einen ordentlichen Schrecken bekommen, als plötzlich scharenweise schwarze Käfer durch seinen Keller krabbelten. Zuvor war an der Straße in seinem Haus an der Bundesstraße in Beuggen gebaut worden, zwei Mal lief sein Keller deshalb voll Wasser. Kurz nachdem Arbeiter dort einen Raumtrockner aufgestellt hatten, entdeckte Logemann die Käfer. „Ich habe dann nach Schädlingsbekämpfern in Rheinfelden gegoogelt und eine der angezeigten 0800-Nummern gewählt“, erzählt er.

Das könnte Sie auch interessieren

Weißer Voyager mit Stuttgarter Kennzeichen

Tatsächlich seien noch am selben Tag, mit einiger Verspätung, zwei Männer in einem weißen Voyager mit Stuttgarter Kennzeichen vorgefahren. „Sie haben sich die Käfer kurz angeschaut und behauptet, dass es Kakerlaken sind.“ Und dann wollten sie Geld, und zwar sofort und in bar. „Sie haben eine Rechnung geschrieben und gesagt, dass sie Gift sprühen müssen, aber nur gegen Vorkasse.“ Der Preis: 1167 Euro. Begründet hätten die Männer das Vorgehen mit der schlechten Zahlungsmoral der Kunden.

Das könnte Sie auch interessieren

Dann wollen sie auch noch eine Gefahrenzulage

Also ging Logemann, wenn auch mit keinem guten Gefühl, auf die Bank, holte das Geld und gab es den vermeintlichen Kammerjägern. Doch damit waren diese nicht zufrieden und verlangten eine zusätzliche Gefahrenzulage von 230 Euro. Als Logemann sagte, diese nicht bezahlen zu können, willigten sie irgendwann ein, ihm dafür eine Rechnung zu senden und vielleicht einen Rabatt zu gewähren. Dann versprühten die Männer irgendein Mittel im Keller und gingen.

Das könnte Sie auch interessieren

„Kein Anschluss unter dieser Nummer“

„Tage später waren die Käfer aber noch immer nicht verschwunden“, sagt Logmann, der daraufhin versuchte, die Firma wieder zu erreichen – ohne Erfolg. Entweder sei niemand ans Telefon gegangen oder er sei vertröstet worden. „Nachdem ich dann gedroht habe, mich an die Presse zu wenden, wählte ich die Nummer wieder. Dann hieß es plötzlich: ,Kein Anschluss unter dieser Nummer‘“, so Logemann. Spätestens da war ihm klar, dass er auf Betrüger hineingefallen war.

Ein echter Fachmann klärt auf: „Das sind keine Kakerlaken“

Bei einer weiteren Internetrecherche stieß er auf Markus Hiltensberger, der in Rheinfelden professionelle Gebäudereinigung und Schädlingsbekämpfung anbietet. Der amtliche geprüfte Schädlingsbekämpfer schaute sich die Käfer an und stelle sofort fest: Das sind keine Kakerlaken, sondern harmlose Erdbeersamenlaufkäfer. „Deren Bekämpfung ist völlig sinnlos und wirkungslos“, so Hiltensberger. Die Käfer würden nach 14 Tagen von alleine verschwinden.

Die angeblichen Kakerlaken entpuppten sich als harmlose Käfer.
Die angeblichen Kakerlaken entpuppten sich als harmlose Käfer. | Bild: Markus Hiltensberger

Zahl der Betrüger nimmt in der Branche zu

„Die Zahl der Betrüger in dieser Branche nimmt eindeutig zu“, berichtet Hiltensberger aus Erfahrung. Weil er dagegen vorgehen will und möchte, dass diese Fälle in Fachkreisen bekannt werden, teilte er den Fall einer Biologin und technischen Beraterin der Killgerm GmbH in Neuss mit, einem Großhandel von professionellen Schädlingsbekämpfungsprodukten, der auch Fortbildungen und technische Unterstützung in der Branche anbietet.

Die Gewerbeaufsicht kann am ehesten helfen

Die Antwort liegt vor. „Es ist wirklich unfassbar, was in letzter Zeit passiert“, heißt es darin. Die Mitarbeiterin der Firma habe bei eigenen Recherchen herausgefunden, dass unter der angegebenen Frankfurter Firmenadresse der angeblichen Schädlingsbekämpfer auch ein Schlüsseldienst auftauche. „Der Kunde kann da auch höchstens versuchen, Anzeige wegen Wuchers oder Ähnliches zu erstatten. Ob das was bringt, ist fraglich, aber desto mehr Leute die Firma anzeigen, umso eher tut sich da überhaupt was“, so die Meinung der Biologin. Am ehesten könne vermutlich die Gewerbeaufsicht helfen.

Polizeisprecher rät immer zu einer Anzeige

Polizeisprecher Jörg Kiefer rät in solchen Fällen immer zu einer Anzeige. „Wenn man, wie im vorliegenden Fall, etwa ein Kennzeichen hat, kann die Polizei konkret ermitteln“, sagt er. „Man hat nichts zu verlieren, eine Anzeige kostet ja nichts.“ Generell gebe es im Kreis Lörrach „hin und wieder“ ähnliche Betrugsfälle, die der Polizei bekannt sind, allerdings meistens im Bereich der Notfalltüröffnung. Erst im Juli sei in Lörrach aber auch einen Fall angezeigt worden, in dem vermutliche Betrüger 500 Euro für die Bekämpfung von Ameisen einkassiert hätten.

Möglichst ortsansässige Betriebe beauftragen

Die Polizei hat ganz klare Ratschläge, wie man sich vor solchen Betrügern schützen kann. So solle man sich nicht unter Druck setzen lassen, einen Festpreis vereinbaren und von vorneherein nach möglichen Zuschlägen fragen. Zudem rät die Polizei, möglichst ortsansässige Betriebe zu beauftragen, nach den Anfahrtskosten zu fragen und immer auf Rechnung zu bezahlen.

Werner Logemann hat nach eigener Aussage nicht viel Hoffnung, sein Geld wiederzusehen. Eine Anzeige hat er nicht erstattet. Er hat den Fall öffentlich gemacht, um den Betrügern das Handwerk zu legen und andere Betroffene zu schützen.