Hand aufs Herz, wer ist nicht genervt von den andauernden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie? Kein Abend mit Freunden, kein Kinobesuch, keine Shoppingtour, stattdessen gibt es lauter neue Aufgaben, von denen wir nicht wissen, ob wir ihnen gewachsen sind. Eine Gruppe trifft es derzeit aber noch etwas mehr als manch andere: Alleinerziehende. Wie ist das für Mareike Wenk, die versucht, mit ihren drei Kindern durch den Lockdown zu kommen?
Keines ihrer Kinder habe bisher ein reguläres Schuljahr kennengelernt, erzählt Mareike Wenk. Sohn Julian, der aktuell die zweite Klasse besucht, traf es im Frühjahr 2020. „Damals, beim ersten Lockdown war alles noch Abenteuer“, erinnert sich die gelernte Hotelfachfrau, „wir waren viel im Garten. Die beiden Mädchen konnten miteinander spielen und Julian saß an einem Tisch dabei und machte seine Aufgaben.“
Im Sommer wurde jedoch auch Amélie, die ältere der beiden Töchter eingeschult, was das Homeschooling jetzt deutlich erschwere. Jeder Lehrer handhabe die Dinge anders, und so hat jedes der Kinder ein ganz anderes Lernsystem. Und sitzen die beiden Großen am Tisch, um ihre Aufgaben zu machen, dann hat Johanna, die Kleinste, Langeweile.
Päckchen mit Aufgaben
Am Abend hat die Mutter für jedes Kind ein Päckchen mit den Aufgaben, die am nächsten Tag zu erfüllen sind und für die Kleinste eine Auswahl an Malsachen, Puzzles und Ähnlichem gerichtet, damit es gleich nach dem Frühstück losgehen kann – natürlich nach den ersten Diskussionen mit ihren Kindern, dass das alles doof sei und sie keine Lust dazu hätten. Trotzdem dauert das Bearbeiten der Aufgaben nicht selten bis in den Nachmittag hinein. „Die Konzentration zu Hause ist natürlich nicht die gleiche wie in der Schule“, ist für Wenk klar. Auch sei es frustrierend, dass man im Winter nicht mehr viel hinaus gehen könne, dabei hätten die Kinder besonders dann viel Bewegung nötig.
Der ganze Tag sei allein von der Schule bestimmt, berichtet die Mutter. Selbst beim Mittagessen-Kochen beantworte sie Fragen zum Lernstoff. Zum Glück sei der Inhalt der ersten und zweiten Klasse noch kein Problem, aber: „Ich bin Mama, nicht Lehrer, nicht Fußballtrainer, nicht Spielkamerad“, sagt sie und weiß: „Ich kann das meinen Kindern auch nicht ersetzen, aber ich muss das alles alleine abfangen. Es ist ja niemand anderes da.“
Ihren Vater sehen die Kinder einmal im Monat. Dreimal die Woche, während Wenk als Hauswirtschaftshilfe arbeitet, waren die Kinder in der Notbetreuung. Dafür habe sie aber ihre Arbeitszeiten genau angeben müssen und abgesehen von einem kleinen Spielraum für Hin- und Rückwege habe sie auch keine Luft bekommen, beispielsweise für einen Einkauf. „Und wenn ich dann mit allen drei Kindern einkaufen gehe, werde ich blöd angeschaut oder Schlimmeres, denn schließlich soll man ja alleine in die Läden gehen.“
Viel Hoffnung hat die Mutter in die Schul- und Kitaöffnungen gesetzt. Aber abgesehen davon, dass die Kleinste sich nun nicht mehr neben den Großen langweilen muss, macht das die Sache organisatorisch noch schwieriger. Jedes der Schulkinder geht täglich für eineinhalb Stunden in der Schule, in dieser Woche Amélie, in der nächsten Woche Julian.
Nicht viel Zeit zum Durchatmen
Am Freitagnachmittag habe sie auf Nachfrage die Infos für Montag bekommen, ärgert sich Mareike Wenk: „Ich verstehe gar nicht, wieso das alles jetzt erst geplant wird. Wir sind seit einem Jahr im Ausnahmezustand, da könnte man doch Pläne für verschiedene Szenarien machen. Wenn ich so arbeiten würde, würden meine Kinder nackt aus dem Haus gehen.“ Aber vielleicht sei es gut, meint sie dann, dass nicht viel Zeit zum Durchatmen, geschweige denn Nachdenken bleibt, denn dann könne sie sich auch weniger Sorgen machen, zum Beispiel über den Verlust ihres Nebenjobs in einem Restaurant, was besonders finanziell alles noch schwieriger macht.