Herr Weis, haben Sie die ARD-Serie „Babylon Berlin“ gesehen?
Nein.
Eine der Figuren ist Ihrem Namensvetter Bernhard Weiß nachempfunden, der 1927 bis ‚32 Berliner Polizeivizepräsident war. Er war Jude und ist gegen die Rechtsbrüche der Nazis vorgegangen.
Aha, na dann werde ich mir die Serie mal anschauen.
Ja, tun Sie das. Nun nehmen heute ja die Berichte über rechte Tendenzen wieder zu, auch bei der Polizei. Dazu die Vorwürfe von Polizeigewalt und Rassismus. Ist Ihnen das auch schon begegnet?
Nein, weder in Rheinfelden noch in meiner ganzen Laufbahn. Das Innenministerium hat ja Fälle und Beschwerden landesweit untersucht.
Wie würden Sie dem begegnen, wenn es hier aufkäme?
Konsequent. Das darf es nicht geben. Das ist eine Dienstpflichtverletzung und dagegen wird vorgegangen. Je nach dem auch mit einem Strafverfahren.
Wie ist es andersherum mit dem Respekt gegenüber Polizeibeamten? Da hört man immer wieder, dass der abnimmt.
Das ist wohl so, ja. Die Kollegen im Einsatz werden häufiger verbal angegangen und beleidigt. Aber ich denke, das ist auch eine allgemeine gesellschaftliche Entwicklung, dass der Respekt den Mitmenschen gegenüber abnimmt.
Bislang waren Sie stellvertretender Revierleiter. Was ändert sich jetzt für Sie?
Man hat jetzt die Verantwortung, es ist keiner mehr vorne dran. Man ist verantwortlich für den Zuständigkeitsbereich. Für die Mitarbeiter. Und natürlich auch für den Auftrag, den die Polizei in diesem Bereich hat.
Sie sind 61 Jahre alt, seit 42 Jahren sind Sie Polizist. Warum jetzt nochmal eine neue Aufgabe?
Das hat sich ergeben, dadurch dass Siegfried Oßwald in den Ruhestand gegangen ist und ich mich dazu entschlossen habe, von der Möglichkeit der Lebensarbeitszeitverlängerung Gebraucht zu machen. Ich freue mich auf die neue Aufgabe. Ich war in Schopfheim und Rheinfelden insgesamt 24 Jahre Stellvertreter – von daher weiß ich, was auf mich zukommt. Ein Nebeneffekt ist, dass ich mich dadurch auch nicht mehr an einen neuen Chef gewöhnen muss.
Sie haben schon verschiedene Stationen als Polizist erlebt. Was zeichnet die Polizeiarbeit in Rheinfelden aus?
Wir sind teilweise eine Durchgangsstation, bekommen immer wieder auswärtige Kollegen zugewiesen, die nach einiger Zeit wieder gehen. Viele sagen dann, dass es ein sehr gutes Miteinander war.
Weshalb die häufigen Wechsel im Polizeirevier Rheinfelden?
Weil wir im Landkreis Lörrach nicht genug Bewerber haben. Wir haben viele aus dem Großraum Freiburg oder auch aus Waldshut, die teilweise wieder gehen. Hier im Revier sind nur etwa 80 Prozent der Stellen besetzt.
Was würden Sie jungen Menschen sagen, warum sie Polizist werden sollten?
Es ist ein sehr spannender Beruf. Insbesondere im Streifendienst: Ich weiß nie, was im nächsten Moment auf mich zukommt. Es kann ein banaler Einsatz sein oder der größte Fall, ein Kapitaldelikt, ein großes Schadensereignis, was auch immer.
Hat sich an der Polizeiarbeit viel verändert in Ihren 42 Jahren im Dienst?
An der eigentlichen Arbeit im Wesentlichen nicht, jedoch an der Fallabarbeitung – früher noch mit Schreibmaschine. Der technische Fortschritt und die Digitalisierung bringen neue Aufgabenfelder mit sich. Man verbringt relativ viel Zeit am Computer. Zu viel eigentlich, und zu wenig auf der Straße.
Und was macht die Rheinfelder Arbeit auf der Straße aus?
Wir haben hier die größte Asylbewerberunterkunft im Landkreis. Die bringt natürlich Arbeit mit sich. Aber ich würde das nicht stigmatisieren. Wenn Sie diese Anzahl von Bewohnern europäischer Herkunft so eng aufeinander unterbringen würden, oft männlich, allein, dann würde das auch gewisse Konflikte mit sich bringen.
Macht auch die Grenznähe Arbeit?
Die Grenznähe macht uns weniger Probleme als etwa in Weil am Rhein mit der Grenze zu Frankreich. Aber es gibt hier viel Pendelverkehr in die Schweiz. Wir haben seit Jahren einen Anstieg der Verkehrsunfälle bei uns im Revierbereich, bedingt durch die steigende Verkehrsbelastung. Erfreulich ist aber, dass die Unfälle mit Personenschaden trotzdem auf dem gleichen Niveau bleiben.