Boris Burkhardt und Rolf Reißmann

Es ist durchaus ein Kommen und Gehen auf der Rheinbrücke am frühen Samstagnachmittag. Es ist ein angenehm warmer Tag: Die Sonne scheint, und in der nahegelegenen Marktgasse im Schweizer Rheinfelden herrscht auf der Straße und im Außenbereich der bereits geöffneten Gastronomie fast ein normales Treiben, trüge die Kellnerin keinen Mundschutz. Wir waren am Tag der ersten Grenzerleichterungen unterwegs.

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Weit und breit sind keine Beamten mehr zu sehen, weder Bundespolizisten noch Grenzwächter. Noch am Freitagabend standen sie wie in den vergangenen Wochen gemeinsam am Schweizer Zollgebäude und fragten jeden Passanten nach gültigen Dokumenten. An deren Stelle am Samstagmorgen ein älterer Schweizer. „Ich bin baff!“, erklärt er auf Nachfrage: Er habe nichts davon mitbekommen, dass nicht mehr vor Ort kontrolliert werde.

Eine absurde Situation

Es ist eine absurde Situation, die die große Politik den Bewohnern diesseits und jenseits der Grenze zumutet: Alle Grenzübergänge sind seit Samstag wieder offen, auch jene komplett gesperrten wie über das Kraftwerk Wyhlen-Augst. Passiert werden dürfen sie aber nach wie vor nur in Ausnahmefällen: Pendler, Verwandtenbesuche, dringende Arztbesuche.

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Einkaufstourismus gehört nach wie vor nicht zu den „triftigen Gründen“, weshalb das mittelalte Ehepaar aus Basel nur bis zur Mitte der Rheinbrücke geht. Sie seien bis zu dreimal die Woche in Deutschland einkaufen gegangen, erzählen sie. Inzwischen hätten sie aber auch das Angebot der Schweizer Discounter entdeckt. Von der Mundschutzpflicht in Deutschland haben sie noch nichts gehört. Dennoch würden sie als erstes wieder in Deutschland essen gehen, sobald sie wieder einreisen dürften, sagt die Frau.

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Auch Spaziergänge im Nachbarland sind vorerst nicht erlaubt: Zwei junge Freundinnen aus Deutschland verzichten nach dieser Information auf den Bummel durch die Marktgasse und kehren lieber wieder um. Ebenso ein Zahnarzt aus Badisch-Rheinfelden mit seinem Sohn: Er hatte sich größere Lockerungen erhofft, nachdem er seit rund zwei Wochen wieder seine Schweizer Patienten empfangen darf. Tatsächlich sind schon seit der ersten Änderung Ende April mehr Grenzübertritte möglich als in den ersten sechs Wochen des Shutdowns.

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Seit Samstag gibt es weitere Lockerungen: Davon profitiert auch ein junges „glückliches, frisch verliebtes Paar“, wie sich die beiden Deutschen selbst bezeichnen, von denen er aber in der Schweiz wohnt. Zwar konnten sie sich dank seines deutschen Ausweises auch in den vergangenen Wochen sehen; jetzt aber darf sie ganz offiziell mit einer Selbstdeklaration als seine Lebenspartnerin auch mit zu ihm in die Schweiz. In die Gegenrichtung unterwegs ist eine Mutter aus Badisch-Rheinfelden in Begleitung der Schweizer Tochter und des Enkelkinds: Sie sehen sich zum ersten Mal seit neun Wochen.