Verena Pichler

Eine leicht steigende Geburtenrate, hoher Zuzug neuer Familien und die stufenweise Vorverlegung des Stichtags für die Einschulung: Das alles sind Faktoren, warum die Stadt die Betreuungsplätze für Kinder ausbauen muss. Denn bis ins Jahr 2030 fehlen Stand heute 300 Plätze. Bereits im Mai hatte die Verwaltung dem Gemeinderat Ausbauvarianten vorgestellt. In den vergangenen Monaten wurden diese verfeinert. Im Sozialausschuss gab es nun einen aktualisierten Überblick.

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  1. .Worum geht es? Im November wird sich der Gemeinderat in einer Klausurtagung mit der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt beschäftigen. Schon im kommenden Kindergartenjahr 2021/2022 fehlen 122 Plätze, bis 2030 sind es auf alle Altersgruppen bezogen sogar 300. Die genauere Bedarfsanalyse hat laut Amtsleiter Armin Zimmermann ergeben, dass besonders auf dem Dinkelberg eine hohe Dringlichkeit herrscht. Denn viele Kinder aus den Ortsteilen besuchen die Kitas in Herten und Degerfelden – was diese Einrichtungen wiederum belastet. Wegen der angespannten Haushaltslage werden die meisten Plätze zunächst als VÖ (verlängerte Öffnungszeiten) geplant und nicht im Ganztagsbetrieb, der die Stadt wesentlich mehr kostet. Außerdem sei es schwer, ausreichend Personal zu finden, wie das Beispiel St. Anna zeigt. „Hier haben wir ganz toll umgebaut, können aber nicht im Ganztagsbetrieb laufen“, so Zimmermann.
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  1. .Was ist geplant? Die Verwaltung hat nun vier Vorhaben priorisiert, die relativ rasch umgesetzt werden könnten. Das wäre zunächst ein Waldkindergarten auf dem Dinkelberg in Zusammenarbeit mit einem freien Träger. So könnte eine Ü-Drei-Gruppe für 20 Kinder entstehen. Gemeinsam mit den Förstern hat die Stadt mehrere städtische Waldgrundstücke untersucht, als Favorit wird eine Fläche in Nordschwaben gesehen. „Die Kinder können gemeinsam von der Halle aus dorthin laufen“, so Zimmermann. Die einmaligen Baukosten schlagen mit nur 135.000 Euro zu Buche, da der Kindergarten aus einer einfachen Holzhütte besteht. Als möglicher Träger käme die SenseAbility Academy infrage, die bereits in Steinen einen Waldkindergarten unterhält. Dieses Projekt möchte die Verwaltung schnell vorantreiben, möglicher Startpunkt wäre März 2021. Durch Sanierung und Erweiterung im Bestand möchte die Verwaltung sowohl in der Paulus-Kita (zehn Krippenplätze, 25 Kigaplätze) als auch in der Kita Bienenkorb (25 Kigaplätze) für Entlastung sorgen. Gerade in der Einrichtung in Karsau drängt die Zeit. „Das Dach ist undicht und wegen Schimmelbefalls sind Räume teils nicht nutzbar“, so Zimmermann. Da die Stadt ohnehin sanieren müsse, biete sich ein Anbau an. Diese Maßnahme wird auf rund 600.000 Euro geschätzt, die Erweiterung der Paulus-Kita auf 2,25 Millionen Euro. 40 Plätze für Ü-Drei-Kinder könnten ab 2022 in der muslimischen Kita entstehen.
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Für die Folgejahre will die Verwaltung den Kindergarten Sonnenschein in Eichsel um eine Ü-Drei-Gruppe erweitern. Dies könnte in modularer Bauweise geschehen, was Kosten spart. Für die zusätzlichen 25 Plätze stehen 400 000 Euro im Raum. Weitaus teurer wird der Neubau an der Römerstraße, der sich laut Zimmermann zunehmend zum Problem entwickelt. Die städtische Wohnbau kann das Projekt nicht übernehmen, weil es dann keine Fördermittel gebe. Unter dem Gelände befindet sich zudem eine Tiefgarage, die vor Baustart saniert werden müsste. „Es zeichnet sich immer mehr ab, dass wir uns nach einem neuen Gelände umschauen müssen.“ In der Kita, ebenfalls in modularer Bauweise geplant, sollen 30 Krippenplätze und 65 Kindergartenplätze entstehen. Geschätzte Kosten Stand heute: 2,7 Millionen Euro. Auch die Sanierung und Erweiterung der Kita in Minseln wird mit 1,8 Millionen Euro nicht günstig. Ab März 2024 könnten so 30 Plätze für Kinder unter drei Jahren bereitstehen. Zuletzt steht der Umbau der alten Schule in Herten in eine Kita mit 95 Plätzen für Kinder aller Altersgruppen an.

  1. .Was ist mit Adelhausen? In der Mai-Sitzung hatte Ortsvorsteherin Silvia Rütschle angeregt, den Bau einer Kita in Adelhausen zu prüfen. Das hat die Verwaltung getan, kommt jedoch zu dem Schluss, dass der Standort aus mehreren Gründen nicht ideal sei. Zum einen verursachten eingruppige Einrichtungen nicht zu vertretende Kosten. Zum anderen sei die vorgeschlagene Immobilie zu alt und müsste aufwendig saniert werden. Außerdem sei die fehlende Schulanbindung nicht optimal.
  2. .Was sagt der Ausschuss? Die Ausführungen wollte Rütschle im Sozialausschuss nicht so stehen lassen. Gerade die fehlende Schulanbindung sei kein Argument. „Wir gehören immer noch zur Dinkelbergschule.“ Hertens Ortsvorsteher Frank-Michael Littwin und seine Vorgängerin, Sabine Hartmann-Müller (CDU), forderten für den Planbezirk Herten-Degerfelden genauere Zahlen.