Ganz neu war das Thema für die Angestellten des Pharmariesen nicht. „Novartis kannte bereits vor der Coronasituation flexible Arbeitsmodelle„, sagt Unternehmenssprecher Satoshi Sugimoto. Dazu gehörte auch das Arbeiten von zu Hause aus. „Homeoffice konnte bereits bisher unbürokratisch in Absprache mit dem Vorgesetzten genutzt werden.“ Die Pandemie hat allerdings dazu geführt, dass die Zahl der Mitarbeitenden im Homeoffice gestiegen ist, auch auf dem Novartis-Campus in Stein. „Derzeit sind 400 Büromitarbeitende, die nicht in Produktionsnähe arbeiten und deshalb nicht vor Ort sein müssen, weiterhin mehrheitlich im Homeoffice„, sagt Sugimoto.
Entscheidung abhängig vom Standort
Bei Roche mit Standort in Kaiseraugst tönt es ähnlich: „Aufgrund der besonderen Situation während der Covid-19-Pandemie sind die Mitarbeitenden, die nicht unbedingt vor Ort benötigt werden, sehr rasch und fast vollständig ins Homeoffice gewechselt“, sagt Sprecher Karsten Kleine. Auch jetzt arbeiten sie weiterhin von zu Hause aus.

Beim Agrarunternehmen Syngenta seien derzeit je nach Wochentag zwischen 40 bis 60 Prozent der Büromitarbeitenden im Homeoffice, sagt Mediensprecherin Regina Ammann. Das betrifft vor allem den Standort in Basel. In der Produktion an den Standorten in Münchwilen und Kaisten sowie in der Forschung in Stein ist das nicht möglich.
Die Erfahrungen aus der Coronazeit könnten deshalb über die Pandemie hinaus für Veränderungen sorgen. Auch bezüglich des Arbeitsorts. „Die globale Pandemie hat das Bedürfnis unserer Organisation beschleunigt, unsere Arbeitsmodelle zu überdenken“, sagt Sugimoto. Von den Mitarbeitenden sei dabei ein „starker Wunsch nach mehr Flexibilität bei der Art, wie, wo und wann sie arbeiten“ geäußert worden.
Mehr Flexibilität und Eigenverantwortung
„Wir glauben, dass wir ein zukünftiges Arbeitsmodell schaffen können, das sowohl die persönliche als auch die geschäftliche Leistung optimiert“, sagt Sugimoto. Bei Novartis nennt man das „Choice with Responsibility“, frei übersetzt „Wahl mit Verantwortung“. Heißt: Die Mitarbeitenden entscheiden künftig selbst, wie, wo und wann sie in ihrer Rolle am wirkungsvollsten arbeiten. „Gleichzeitig übernehmen sie die persönliche Verantwortung, ihre Vorgesetzten zu informieren und sich mit ihren Teamkollegen für eine effektive Zusammenarbeit abzustimmen“, erklärt Sugimoto.
Es sei jetzt Zeit, „eine neue Normalität zu etablieren“, so Sugimoto. „Wir werden die Erfahrungen, die wir während der Covid-19-Pandemie gesammelt haben und weiterhin sammeln, analysieren und etwaige positive Impulse beibehalten“, sagt auch Karsten Kleine. Er spricht ebenfalls davon, die „positiven Aspekte in die neue Normalität„ zu übertragen.
Persönlicher Austausch bleibt wichtig
Alle Konzerne geben an, mit Homeoffice positive Erfahrungen gemacht zu haben. „Flexibles Arbeiten, das auch Homeoffice beinhaltet, erlaubt es den Mitarbeitenden, Beruf und Familie möglichst optimal zu vereinen und Pendeln zu minimieren“, sagt etwa Regina Ammann von der Syngenta. „Mit flexiblen Arbeitsbedingungen können wir optimal auf die Bedürfnisse der Teams und der Mitarbeitenden eingehen.“
Allerdings seien innovative Firmen auch auf den persönlichen und informellen Austausch ihrer Mitarbeitenden angewiesen, betont Ammann. „Denn neue Geschäfts- und Produktideen entstehen nicht nur im stillen Kämmerlein. Das entspricht auch dem Bedürfnis vieler unserer Mitarbeitenden nach persönlicher Interaktion.“
Es sei entscheidend, den Mitarbeitenden die Wahlmöglichkeit zu bieten. „Eine Einschränkung auf Homeoffice könnte langfristig wohl zu gewissen Nachteilen bezüglich Zugehörigkeitsgefühl zur Firma und zum Team sowie bezüglich emotionaler Gesundheit führen“, sagt Sugimoto.