Schopfheim Der Oberrheingraben gilt als Erdbebengebiet. In der Historie finden sich viele Beispiele, wie verheerend sich auch kleinere Bewegungen der Erdkruste in diesem Grabenbruch auswirken können. Prominentestes Beispiel dürfte das Basler Erdbeben von 1356 sein, dem nicht nur am Rheinknie, sondern im ganzen Dreiländereck nach verschiedenen Quellen bis zu 2000 Menschen und zahlreiche Bauten, darunter viele Burgen, zum Opfer fielen. Auch ein Blick in die aktuellen Statistiken des Landeserdbebendienstes zeigt, dass die Erde hier in Bewegung ist. In Schopfheim wackelte der Boden demnach zuletzt am 10.¦Mai 2025, wenn auch nur schwach, mit einer Stärke von 0,9 auf der Richterskala. Spürbar wird ein Beben ab Stärke 3.
Wie bereiten sich die Katastrophenschützer auf den Erdbebenfall vor? Das Technische Hilfswerk (THW) trägt unter den Blaulicht-Fraktionen neben der Feuerwehr in einem solchen Szenario die größte Verantwortung. Der Schopfheimer Ortsverband ist mitnichten untätig: Die Kameraden nahmen in voller Frau- und Mannstärke an einer Großübung in und um Emmendingen teil.
Freundschaftliche Beziehungen in den nördlichen Breisgau machten diese Kooperation möglich. Beteiligt waren die Ortsverbände Emmendingen und Schopfheim mit ihren Technischen Zügen, dem Fachzug Logistik, mehreren Fachgruppen sowie der Bergungsgruppe. „Alle zwei Züge, die wir in Schopfheim haben, waren im Einsatz“, berichtet Markus Stibi, Zugführer und zugleich Vorsitzender des Schopfheimer Ortsverbands des THW. Zwölf Fahrzeuge aus Schopfheim hatten sich auf den Weg nach Emmendingen gemacht, darunter vier schwere Lastwagen. Ausgangspunkt der Übung war ein angenommenes Erdbeben mit Epizentrum im Bereich Kandel, das laut Szenario bereits am Vortag erhebliche Schäden in der Region verursacht hatte, heißt es in der Mitteilung des THW.
Am Samstag konzentrierte sich die Übung auf technische Hilfeleistungen und den Wiederaufbau kritischer Infrastruktur an mehreren Einsatzstellen im Landkreis Emmendingen. In Simonswald wurde ein einsturzgefährdetes Gebäude durch die Bergungsgruppe mit einem Einsatz-Gerüst-System gesichert. Parallel dazu errichtete die Fachgruppe Notversorgung/Notinstandsetzung an einem anderen Ort in Simonswald einen Logistik- und Verpflegungsstützpunkt. Dieser diente der Versorgung aller eingesetzten Kräfte mit Dingen wie Zelten, Strom, Beleuchtung und Verpflegung. Der sogenannte Logistik-Zug aus Schopfheim baute eine mobile Werkstatt auf und kümmerte sich um solche Dinge wie Betankung und Beladung von Fahrzeugen. „Wir haben den Aufbau eines Logistik-Stützpunkts an einem völlig fremden Ort geprobt“, berichtet Stibi.
Zusätzlich wurde auf dem Gelände des Ortsverbands Emmendingen ein Materialstützpunkt eingerichtet. Dieser wurde durch den Fachzug Logistik des THW Schopfheim betrieben und diente der Versorgung mit Einsatzmaterial und Nachschub für die eingesetzten Einheiten im gesamten Landkreis.
Ein weiteres Szenario fand in der Nachbargemeinde Freiamt statt, wo nach einem fiktiven Nachbeben vermisste Personen aus einem beschädigten Gebäude gerettet werden mussten. Hier kamen auch Atemschutzgeräteträger sowie ein Mehrgasmessgerät zum Einsatz, um eine angenommene Gefahrenlage mit Chemikalien im Keller realitätsnah abzuarbeiten. In Weisweil übernahm die Fachgruppe Elektroversorgung die Einspeisung und Wiederinbetriebnahme eines ausgefallenen Wasserwerks. Zusätzlich erkundete die Fachgruppe Elektroversorgung dort die Reithalle und die Umgebung, um die Möglichkeiten zur Einrichtung eines Bereitstellungsraums zu bewerten.
Begleitet wurde die Übung von Schiedsrichtern und Beobachtern. Ziel war es, die Zusammenarbeit unter möglichst realitätsnahen Bedingungen zu stärken und technische sowie logistische Abläufe zu erproben. Während der Übung wurden die THWler in einer Schulung im Umgang mit sogenannten CBRN-Gefahren fit gemacht – also auf spezielle Gefahren durch chemische, biologische, radiologische und nukleare Substanzen hingewiesen. Die Schulung ist ein fester Bestandteil der Grundausbildung im THW und dient dazu, Kameraden auf den Umgang mit solchen Gefahrstoffen vorzubereiten.
Koordiniert wurde die Großübung durch den Zugtrupp des Ortsverbands Emmendingen. Alle Einheiten waren organisatorisch dem Technischen Zug des dortigen THW unterstellt und über Funk und Lagebildsysteme miteinander verbunden. Die Übung endete mit dem Rückbau der Einsatzstellen. „Das Ganze hat sehr gut funktioniert, vor allem die Zusammenarbeit mit den Emmendingern“, berichtet Stibi. „Wir haben festgestellt, dass wir ausbildungstechnisch auf dem richtigen Stand sind. Und auch für das Team war es gut.“ Stibi kennt den früheren Emmendinger Zugführer schon lange, im vergangenen Jahr übten die Emmendinger in Schopfheim. Auch in Zukunft soll weiter gemeinsam geübt werden.