Sarah Trinler

Vom Sozialministerium gibt es grünes Licht auf eine Anfrage des Schwarzwaldvereins: Geführte Wanderungen unter Beachtung der Corona-Verordnung sind mit bis zu zwölf Personen pro Wanderführer wieder erlaubt. Die Ortsvereine im Wiesental reagieren aber noch zurückhaltend auf diese neue Lockerung, wie eine Umfrage der dieser Zeitung zeigt. Gerade weil die meisten Mitglieder der Corona-Risikogruppe angehören, wolle man nichts überstürzen.

Mitte Mai hatte der Hauptverein in einem Schreiben an die Landesregierung eine Regelung zur Zulassung von Vereinswanderungen unter Einhaltung der Corona-Vorgaben eingefordert. Nachdem zunächst eine Antwort ausblieb, gibt es mittlerweile grünes Licht für einen Neustart der Wanderangebote der Ortsvereine im Einklang mit den Corona-Verordnungen. Der Hauptverein in Freiburg begrüßt dies, weist jedoch auch darauf hin, dass jeder Ortsverein die Entscheidung selbst abwägen müsse.

Und dies tun die Schwarzwaldvereine im Wiesental auch mit Bedacht, wie eine Umfrage zeigt. Einzig der Ortsverein

Schopfheim reagierte gleich auf die Lockerung und führte am Sonntag seine erste Wanderung nach dem Lockdown durch. „Wir haben extra breite Wege rausgesucht“, sagt Vorsitzende Marita Sütterlin. Man müsse bedenken, dass sich die Mitglieder lange nicht gesehen haben und natürlich auch miteinander reden wollen. Auf breiten Wegen könne der Abstand gut gewahrt werden. Die Mitglieder freuen sich, dass es nun wieder losgehe, auch wenn etwas Unsicherheit herrsche, so Sütterlin. Freilich seien die meisten Mitglieder über 60 Jahre und gehören somit der Risikogruppe an. Allerdings wüssten sie daher auch, wie wichtig es ist, weiter vorsichtig zu sein und auf Wanderungen nicht nachlässig zu werden. Weitere Touren stünden noch nicht fest, so Sütterlin, man müsse erst einmal im Vorstand den Verlauf der ersten Wanderung besprechen und dann weiterschauen. Die Familienwanderung für den 21. Juni wurde indes bereits abgesagt, mit Kindern sei Abstand halten einfach schwierig.

„Unser Nachteil gegenüber einer Gruppe wie Schopfheim ist, dass wir nicht einfach loslaufen können“, sagt Gertrud Hördt, Vorsitzende der Ortsgruppe Kleines Wiesental. Aufgrund der großen Fläche der Einheitsgemeinde müssten viele Mitglieder mit Autos zu Treffpunkten für Wanderungen kommen. Und da gehe das Problem schon los: Aufgrund des Coronavirus können keine Fahrgemeinschaften wie sonst üblich gebildet werden. Hinzu komme das hohe Durchschnittsalter der Mitglieder. „Wir wollen vorerst kein Risiko eingehen“, sagt Gertrud Hördt und erklärt damit den Umstand, das vorerst keine Touren geplant sind. „Das ist bedauerlich, aber wir warten jetzt erstmal bis Ende Juli ab.“

Ebenfalls noch abwarten möchte der Ortsverein Hausen. Aufgrund des Durchschnittsalters der Mitglieder von etwa 70 Jahren zögere der Verein bei der Planung neuer Touren. „Es ist schwierig, eine vernünftige Entscheidung zu treffen“, sagt der Vorsitzende Ulrich Wagner, man wolle im Vorstand in den nächsten ein bis zwei Wochen über das Thema beraten. „Ich bin hin und her gerissen“, so Wagner. Doch auch wenn keine Touren angeboten werden, seien die Mitglieder auch weiterhin aktiv und würden für sich in Kleingruppen laufen.

„Wenn etwas passiert, stehen wir als Verein in der Verantwortung“, sagt Maximilian Melch, Vorsitzender des Ortsvereins Todtnau, und fügt hinzu, dass das Durchschnittsalter der Mitglieder bei etwa 65 Jahren liege. Der Verein, der im vergangenen Jahr wegen Personalmangels im Vorstandsteam kurz vor der Auflösung stand, hat aktuell keine Wanderungen geplant. Es werde derzeit geprüft, inwiefern die coronabedingten Vorgaben auf wenige Schultern verteilt werden könnten. Vom Hauptverein wurde nämlich ein Hygienekonzept vorgelegt, „und das bedeutet schon einen zusätzlichen Aufwand für uns“, so Melch. So müssten etwa ausführliche Teilnehmerlisten geführt werden, um gegebenenfalls Infektionswege nachvollziehen zu können.

Erst kurz vor Beginn der Corona-Krise wurde Arno Zimmermann an die Spitze des Ortsvereins Zell gewählt. Er will nun die nächste Vorstandssitzung abwarten, um zu besprechen, ob man Touren anbieten wolle. „Aber es wird schwer sein, Abstand zu halten“, gibt Zimmermann jetzt schon zu bedenken. Wenn man allerdings Touren anbieten werde, dann auf jeden Fall abseits der Premiumwege, die derzeit recht überlaufen seien. Doch das sei im Zeller Bergland, wo es genügend schöne Ausweichpfade gebe, kein Problem. Der Flucht vor den überlaufenen Wanderwegen kann Zimmermann indes auch etwas gutes abgewinnen: Schließlich sei es ein positiver Aspekt der Corona-Krise, dass die Menschen wieder mehr in die Natur gehen.

Im Ortsverein Schönau sind derzeit keine Wanderungen vorgesehen. Man dürfe nicht vergessen, dass für die Mitglieder eine Wanderung nicht nur Bewegung, sondern vor allem auch Unterhaltung bedeute, sagt Vorsitzender Joachim Kunz. „Wenn man da wegen der Abstandsregel im Gänsemarsch hintereinander herlaufen muss, geht das nicht.“ Und wandern mit Mundschutz sei auch keine Alternative. Kunz, der selbst auf die 70 zugeht, möchte es nicht verantworten, dass sich ein Teilnehmer ansteckt. „Zuhause passt man auf und dann ist man plötzlich wieder in Gruppen unterwegs.“

Der Schwarzwaldverein Maulburg hat sich im Februar 2019 aufgelöst. Der Grund: Kaum noch Teilnehmer bei den Veranstaltungen und Schwierigkeiten bei der Besetzung der Vorstandsämter.