Der neue Schutzzaun für Geschwends Einwohner ist so gut wie fertig. „Wir sind gerade am letzten der zehn Zaunelemente“, berichtet Projektleiter Frank Baumann von der Firma Sachtleben Mining Services aus Wolfach. In 14 Tagen könnte der Bau des fast 1000 Meter Stahlzauns abgeschlossen sein.
Das milde Wetter der vergangenen Wochen habe seinen Teil dazu beigetragen, dass die drei Kolonnen mit jeweils drei bis sechs Arbeitern gut im Zeitplan liegen, sagt Baumann auf Anfrage. Hubschrauber hatten die Zaunelemente aus rostfreiem Spezialstahl immer wieder in die Geschwender Halde geflogen. Neben dem sogenannten Hochenergiezaun, der bis zu vier Meter hoch ist und tonnenschwere Felsblöcke abfangen soll, werden auch sechs gefährdete Einzelfelsen gesichert.
Alleine für den Sicherungspunkt mit der Nummer G 031 wurden rund 30 Stahlnägel mehrere Meter tief im Untergrund einbetoniert und mit einem über 70 Quadratmeter großen Stahlnetz überzogen. Weil es an ein Spinnennetz erinnert, sagen die Fachleute Spidernetz dazu. Der Spritzbeton am Fuß des Felsens braucht eine Mindesttemperatur von dauerhaft fünf Grad, um ihn zu verarbeiten – insofern ist das derzeit gute Herbstwetter ein Glücksfall. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Frank Baumann.
Einen genauen Termin für die Abnahme durch das Landesamt für Geologie, Bergbau und Rohstoffe (Freiburg) kann er derweil aber noch nicht nennen. Alle 14 Tage findet eine Begehung mit den Landesamt-Experten in der Geschwender Halde statt, um sich den Baufortschritt gemeinsam anzuschauen; der nächste Termin ist übermorgen am Donnerstag. Dann wird es auch um die sechs Einzelsicherungspunkte oberhalb des Zauns gehen. Einer davon ist der rund 250 Kubikmeter große Felsturm, wegen dem ein Teil der Gisibodenstraße seit 19. Oktober evakuiert ist. Mehrere Dutzend Anwohner sind derzeit anderswo untergebracht. Laut Tanja Lorenz, Leiterin des Bürgerservices im Todtnauer Rathaus, bleiben die Evakuierungen zunächst noch bis 29. November angeordnet.
Der 250-Kubikmeter-Felsturm hat bereits eine Vorsicherung erhalten, die ihn davon abhalten soll, ins Tal zu stürzen. Nach der Vorsicherung soll die eigentliche und dauerhafte Felssicherung verankert werden. Frank Baumann ist zuversichtlich, dass die evakuierten Anwohner bald wieder zurück in ihre Häuser gegen dürfen.
„Unsere Leute wollen auch, dass die Bewohner schnell und sicher wieder einziehen.“ Die Evakuierung war nach Rücksprache mit dem Landesamt angeordnet worden für den Fall, dass sich der 250-Kubikmeter-Felsturm mit rund 600 Tonnen Gewicht durch Erschütterungen und Vibrationen lösen könnte und in Richtung Wohnhäuser stürzt. Die Felsblöcke können bei einem Abgang mehrere Meter hoch springen und Hausmauern ohne Weiteres durchbrechen.
Dass im März 2019 niemand zu Schaden kam, war ein glücklicher Zufall; dieser Sturz war der Auslöser für Geländeuntersuchungen, zwei Evakuierungen und Felssicherungen in Millionenhöhe. Alleine die Rodungsarbeiten für den Zaunbau haben die Stadt Todtnau rund 150 000 Euro gekostet. Die eigentlichen Sicherungsarbeiten im Steilgelände haben bislang rund 2,5 Millionen Euro verschlungen. Damit nicht genug, soll im kommenden Jahr ein weiterer Zaun oberhalb der Elsbergstraße in Richtung B 317 aufgestellt werden. Am Donnerstagabend gab der Gemeinderat Todtnau einstimmig grünes Licht für die Planungskosten in Höhe von rund 40.500 Euro.
Der Zaun selbst wird voraussichtlich eine Million kosten. Er wird 600 Meter lang und zwischen drei und vier Meter hoch sein. Zur Finanzierung hofft die Stadt auf Zuschüsse des Regierungspräsidiums Freiburg.