Das Land Baden-Württemberg hat angekündigt, sich für den Aus- und Neubau von Lkw-Rastplätzen und sanitären Anlagen an Bundesstraßen einzusetzen. Eine dringliche Angelegenheit, wie ein Rundgang auf Rastplätzen an der B 317 und der B 518 zeigt.
„Etwas für die Lkw-Fahrer an Bundes- und Landstraßen zu tun, wäre eine feine Sache“, sagt Norbert Grauert, der mit einem Fahrzeugtransporter an der B 317 unterwegs ist und bei Utzenfeld auf dem Parkplatz seine Nachtruhe einlegen wird. Der Chauffeur aus Brandenburg ist zum ersten Mal im Wiesental unterwegs. „Landschaftlich reizvoll, aber kein Fernsehempfang“, so sein erster Eindruck. Leider auch kein WC und nicht mal ein Mülleimer. „Ganz schlecht“, urteilt Grauert, aber so sei es leider fast überall an Bundes- und Landstraßen. Die Folge sei, dass verantwortungslose Fahrer ihren Müll einfach in die Natur werfen. „Irgendwann sind solche Parkplätze dann einfach gesperrt“, stellt Grauert fest. Es werde immer schwerer, überhaupt einen Rastplatz unterwegs zu finden. „Dabei müssen wir doch gesetzlich unsere Ruhezeiten einhalten“, argumentiert der erfahrene Fahrer. Nach viereinhalb Stunden Fahrt mindestens 45 Minuten Pause, dann sind noch einmal viereinhalb Stunden Fahrt erlaubt. Zweimal pro Woche sind zehn Stunden Lenkzeit drin.

Wie auch immer, im letzten kühlen Abendlicht bei Utzenfeld ist die Tagesreise für Norbert Grauert beendet. Für das „kleine Geschäft“ springt er in die Büsche. „Das große Geschäft muss ich beim Kunden oder an einer Rastanlage erledigen“, verdeutlicht er die Nöte der Brummifahrer, an die kaum einer denkt. „Ein Klo gibt‘s nämlich nicht im Lkw.“ Grauert kommt viel herum, holt Autos in Belgien, Frankreich und in ganz Deutschland für seinen Auftraggeber ab.
„An Parkplätzen entlang von Bundesstraßen herrscht ein erheblicher Fehlbestand an Lkw-Stellplätzen“, hat auch die Landesregierung festgestellt. „Darüber hinaus bestehen teilweise große Probleme hinsichtlich entsprechender sanitärer Anlagen.“ Vor diesem Hintergrund hat das Land in einem ersten Schritt eine Studie zur Ermittlung des Ausstattungs- und Erweiterungsbedarfs an 16 ausgewählten bestehenden Parkplätzen entlang zweibahniger Bundesstraßen durchgeführt. Die Studie bestätigt für sechs der 16 Parkplätze eine zeitweise Überlastung. Da Baden-Württemberg bundesweit einen vergleichsweise hohen Anteil fernverkehrsrelevanter Bundesstraßen hat, die zudem enorme Verkehrsbelastungen aufweisen, werde das Land sich nachhaltig für den Aus- und Neubau von Rastanlagen mit Lkw-Stellplätzen und sanitären Anlagen an diesen Bundesstraßen einsetzen, heißt es in einer Pressemitteilung.
Ortswechsel. An der B 518 zwischen Schopfheim und Wehr stapeln sich mal wieder Müllsäcke, Kartons und loser Abfall rund um einen Abfallbehälter. Hygienepapier flattert unschön in den Büschen. Ein Lkw-Fahrer vertritt sich die Füße. Seinen Namen will er nicht nennen, nicht, dass er fälschlicherweise hinterher des wilden Abkippens bezichtigt wird. Über den Zustand des Parkplatzes brauche man nicht viele Worte zu verlieren, einfach katastrophal, sagt er. Auf die Ankündigung der Landesregierung, etwas für Rastplätze tun zu wollen, macht der Fahrer eine wegwerfende Handbewegung, als wolle er ausdrücken: nichts als leere Versprechungen. Statt mehr und bessere Abstellmöglichkeiten zu schaffen, passiere doch genau das Gegenteil. Von einem befreundeten Lkw-Fahrer habe er erfahren, dass im Raum Freiburg jüngst drei Rastplätze einfach geschlossen wurden. Niemand wisse warum. Aber wohin mit dem Brummi jetzt, wenn die Lenkzeitüberschreitung droht?
Das Landratsamt Lörrach erklärt auf Anfrage zur Problematik: „Für den Ausbau der Rastplätze an Bundesstraßen ist das Regierungspräsidium verantwortlich, der Landkreis ist nur für deren Betrieb zuständig.“ Nun gut, auch beim Betrieb gibt es offensichtlich erheblichen Verbesserungsbedarf. Das Regierungspräsidium in Freiburg teilt hingegen mit: „Bei den genannten Parkplätzen an der B 317 in Utzenfeld und der B 518 in Schopfheim-Wehr handelt es sich um reine Parkplätze ohne Sanitär- oder Müllentsorgungsanlagen.“ Sprecherin Heike Spannagel sagt weiter: „Im Zuge der Straßenunterhaltung durch die Straßenmeisterei werden die Parkplätze regelmäßig auf Sauberkeit kontrolliert und unterhalten. Zum Ausbau und Verbesserung der Rastanlagensituation sind vom Land weitere landesweite Untersuchungen an fernverkehrsrelevanten und hoch belasteten Bundesstraßen vorgesehen.“ Auf welchen Bundesstraßen ergänzende Erhebungen stattfinden sollen, werde derzeit noch ausgewertet.