Monika Weber

Seit über 50 Jahren besteht an der Bahnstrecke zwischen Hausen und Zell eine Überfahrt zu einem Wiesengrundstück mit Bäumen und einem nahen Wald. Gesichert ist diese durch ein blinkendes Warnsignal, wenn sich ein Zug nähert oder durchfährt. Für den öffentlichen Verkehr ist dieser Übergang gesperrt.

Im vergangenen Jahr ist dem 1994 gegründeten Eisenbahnbundesamt (EBA) aufgefallen, dass die Bahnlinie mit dem Übergang zu nah an der Bundesstraße 317 verläuft. Aus diesem Grund wurde an der Stelle des Übergangs eine Langsamfahrstelle für den Bahnverkehr eingerichtet. Seit Oktober 2022 müssen deshalb die Züge der S-Bahn nach und von Zell auf diesem Abschnitt auf 20 Kilometer pro Stunde gedrosselt fahren. Gekennzeichnet ist der wenige hundert Meter lange Bereich durch ein Schild „A“ wie Anfang und ein Schild „E“ wie Ende. Auf diesem kurzen Stück braucht der Zug deshalb etwa eine Minute.

Ein „A“ markiert den Anfang der Langsamfahrstelle.
Ein „A“ markiert den Anfang der Langsamfahrstelle. | Bild: Monika Weber

Karl Argast, Vorsitzender und vor 39 Jahren Mitbegründer von Pro Schiene Dreiland, hält das Tempolimit an dieser Stelle für unnötig. „Man kann da ohne weiteres 50 oder 60 Kilometer pro Stunde fahren.“

Der Bereich sei weit einsehbar und in 50 Jahren habe es nicht einen gefährlichen Vorfall gegeben, geschweige denn einen Unfall. Denkbar wäre eine Gefahrensituation, wenn der Grundstückseigentümer mit einem Fahrzeug mit Anhänger auf die Bundesstraße abbiegen möchte. Allerdings ist gerade dort eine kleine Haltebucht, so dass man nicht zwingend auf den Gleisen stehen müsse. Zudem dürfte dem Besitzer der Fahrplan bekannt sein, so dass sich solche Situationen vermeiden ließen.

Karl Argast ist Vorsitzender von Pro Schiene.
Karl Argast ist Vorsitzender von Pro Schiene. | Bild: Monika Weber

Argast setzt für den Ernstfall auf Rücksichtnahme der Autofahrer, die eine mögliche Gefahrensituation von weitem erkennen könnten. Während man an dieser Stelle unnötig den Zugverkehr verlangsame, werde an der unübersichtlichen Stelle in der Zeller Liebeck weiterhin schnell gefahren und eine Langsamfahrstelle kategorisch abgelehnt. Dort gibt es zwar eine Umlaufsperre für Fußgänger, aber keine Warnlichter, so dass Überquerer der Gleise nur durch das akustische Signal der Züge gewarnt werden. Die Anwohner würden von früh morgens bis spät in die Nacht – auch an Sonn- und Feiertagen – durch das Warnhupen erheblich gestört. Die Begründung kann Argast nicht nachvollziehen. Man wolle den Bahn-Fahrplan zukünftig verdichten, das könne mit einer Langsamfahrstelle nicht funktionieren. „Wie man an einer eingleisigen Strecke den Fahrplan verdichten möchte, ist mir allerdings ein Rätsel.“