Der mit seiner Lichtflut als Osterkirche geradezu ins Auge springende Dom war bekanntlich mit dem Wiederaufbau vor dem Ersten Weltkrieg vor dem angedachten Niederreißen bewahrt worden. Die danach sieben Jahrzehnte hindurch gültige (im Chorraum dauerte es kürzer) Ausgestaltung stellte nicht gerade den Höhepunkt der Innenarchitektur dar. Diese Feststellung ist kein Widerspruch dazu, dass mancher St. Blasier sein Herz an den dunklen und „wärmeren“ Kirchenraum verloren hat. Eine vornehme und zeitgemäße Überarbeitung des kirchen- und kunsthistorischen Erbstücks wurde überfällig.
Zwischen Tradition und Moderne
Das Renovierungswerk wurde nicht erst in den 1980er Jahren (nach dem Kollegbrand von 1977) angegangen, sondern vor genau 50 Jahren mit dem ehemaligen Mönchschor, dem letzten beherzten Bauprojekt von Dompfarrer und Dekan Wilhelm Schuh.
Zusammen mit dem erzbischöflichen Bauamt und der Denkmalspflege nahm sich der katholische Stadtpfarrer den Mönchschor im Langschiff der einstigen Klosterkirche vor – entsprechend auch der Bauchronologie des Blasiusdoms, den Fürstabt Martin Gerbert 1771 mit dem Gebetsort der Mönche beginnen ließ. Die 1969 begonnene Renovierung setzte sich das herausfordernde Ziel, Anklänge an den einstigen Gerbert-Dom zu schaffen und zugleich einen mutigen, nachkonziliaren Schritt in die Moderne zu wagen.
Näher an den Gläubigen
Als Folge des 2. Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) musste der Gottesdienst zu den Gläubigen hin gefeiert werden. Der damalige Hauptaltar mit schwarzem Marmorsockel und vergoldetem Holzaufbau wurde überflüssig.
Mit einem in Richtung Rotunde vorgerückten Rosenquarzaltar des Kölner Bildhauers Elmar Hillebrand gelang der erste Versuch, den Altarraum leichter und für die Mitfeiernden näher zu gestalten. (Die zweite, als umfassende Grundsanierung angelegte Renovierung ab 1980 versetzte den Rosenquarzaltar in den Chorraum. Der jetzige Rotundenaltar ist ein ebenfalls von Professor Hillebrand behauener weißer Marmorblock.)
Trennen, aber nicht verschließen
Vom erwähnten Kirchenkünstler Hillebrand stammt auch das ansprechende Chorgitter, durchsetzt von stilisierten Rosenknospen. Die symbolisch angedeutete Trennung des Mönchschors von der Rotunde (der Laienkirche) soll nur noch an die ehemalige Aufgabe des Doms als Klosterkirche erinnern. Das transparente Gitter trennt, aber verschließt nicht.
Abkehr von der Klosterkirche
Mit dem mutigen Umbruch des Altarraums und dessen Bewegung zur Rotunde hin war die in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts radikal vollzogene Abkehr von der Klosterkirche angezeigt. Im einstigen Mönchschor hingegen ließ sich mühelos und im Rahmen des finanziell Möglichen dem ursprünglichen Konzept der Respekt erweisen.
Die Grundtöne ocker, beige, braun und rosa orientierten sich an den Chorraumfarben der ursprünglichen Vorlage. Die ionischen Säulen im Hochchor (also dem Zugang zur Orgel) behielten den Stuckmarmor, der in den mit dem Pinsel „marmorierten“ Seitenwänden Entsprechung fand. Die Fensterflucht wurde wiederum abgeschlossen mit den blattgoldverzierten Medaillons der Apostel, Evangelisten und ausgewählten Heiligen.
Über die im Chorraum installierten Stühle lässt sich nach fünf Jahrzehnten zu ihrem Holz und Stil trefflich streiten. Sie sind natürlich kein Ersatz für das einst prächtige, dunkle barocke Mönchsgestühl, das zumindest an den Wänden in Erinnerung gerufen wird. Wer den Zwischen- und Nachkriegszustand des Chorraums des Blasiusdomes gekannt hat, kann das Lob für das jetzige Aussehen nicht verweigern.
Dekan Wilhelm Schuh hat die Renovierung des Mönchschors als Initialzündung, ja sogar als Vermächtnis vor seinem Weggang 1971 zur Erneuerung des Doms angesehen. Zehn Jahre später bereits sollte die Verpflichtung eingelöst werden, wenngleich es der Feuerdramatik von 1977 dazu nicht bedurft hätte.
Der Brand 1977
1977 wütete ein verheerender Brand auf der Klosteranlage. Weite Teile des West- und Südflügels wurden damals zerstört, aber das Feuer konnte noch rechtzeitig gestoppt werden, sodass der Dom unversehrt blieb. Das Feuer brach im Südwestturm zur alten Klostermühle hin (Mädchenpensionat) aus. Dort haben Schweißarbeiten auf Teerpappe-Bahnen unter dem Dach einen kleinen Brand verursacht, der sich, unterstützt von einem kräftigen Wind, am trockenen Gebälk rasend schnell durch den Südflügel fraß.