Der Distanzunterricht, den Lehrer täglich halten, steht häufig in der Kritik – zu oft konnten die Schüler das digitale Klassenzimmer nicht betreten. Dafür konnte in der Regel kein Kollegium etwas – im Gegenteil: Mit viel Engagement haben die Pädagogen auch ihre Freizeit dafür genutzt, um die Rahmenbedingungen für diese Art von Unterricht zu schaffen. An der Fürstabt-Gerbert-Schule waren Jasmin Dziewiecki und Julien Bender federführend.
Den Aufwand, den die Lehrer betrieben haben und noch betreiben, fasst Rektorin Susanne Schwer zusammen: „Die leisten eine Wahnsinnsarbeit, was die Digitalisierung angeht.“ Viele Stunden haben Jasmin Dziewiecki und ihr Kollege Julien Bender neben ihrer eigentlichen Arbeit mit der Vorbereitung der Lernplattform und der Weiterbildung von Kollegen sowie Unterstützung der Schüler verbracht.
Dabei hat sich die Schule schon auf den Weg der Digitalisierung begeben, bevor die Corona-Krise mit Wucht zuschlug, erinnert sich Schulleiterin Susanne Schwer. Anfang vergangenen Jahres machte Sturmtief „Sabine“ der Schule klar, dass schnelle und einfache Kommunikationswege und Werkzeuge für den Ersatz des Präsenzunterrichtes fehlen. Weil der sichere Schulweg nicht gewährleistet werden konnte, hatte der Landkreis damals an einem Sonntag entscheiden, Schulen und Kindertagesstätten am Montag geschlossen zu halten. Damals, so Schwer, habe man sich unter anderem damit beholfen, über Whatsapp-Gruppen von Ministranten möglichst alle Schäler zu erreichen. Auch mit der Lernplattform Moodle hatten Schulleitung und Kollegium diskutiert – die Coronavirus-Krise machte dann sichtbar, was alles fehlt.
E-Mail und Telefon verbanden in der Zeit des ersten Lockdowns Lehrer und Schüler. Auch ein inzwischen eingeführter Messengerdienst war nützlich. Der reiche aber für den Fernunterricht nicht aus, sagt Schwer.
Ernst wurde es dann im Spätherbst und die Weihnachtszeit nutzen Bender und Dziewiecki, um die Lernplattform Moodle für den Unterricht an der Fürstabt-Gerbert-Schule vorzubereiten: 652 Schüler und alle Lehrer mussten eingebunden und die technische Betreuung organisiert werden.
Längst nicht alle Kinder und Jugendliche verfügten über eine E-Mail-Adresse, die aber notwendig ist, stellten Schulleiterin Schwer und die Lehrer fest. Also richteten sie für alle Schüler ein Postfach ein und erklärten auch, wie damit umzugehen ist. Jede Klasse und jedes Fach erhielten einen digitalen Kursraum.
Vor Weihnachten habe schon Chaos auf der Lernplattform geherrscht, erinnert sich Susanne Schwer, es sei allen Beteiligten klar gewesen, dass irgendetwas nach Ferienende zusammenbrechen würde. Mehrere Kanäle mussten also bereitstehen und einsatzfähig sein, um mit dem Fernunterricht Anfang Januar starten zu können.
Jetzt steht die digitale Schule. Ein Gesamtkonzept, wie der Unterricht jetzt zu gestalten ist, gibt es im Land aber nicht. Jeder Lehrer nutzt den Kanal, mit dem der Umgang am besten klappt. In den vergangenen Monaten sei auch klar geworden, dass die Schüler nicht jederzeit für Videokonferenzen auf ein geeignetes Endgerät zurückgreifen können. Auch deshalb sind die verschiedenen Kanäle wichtig, sagt Bender. Und außerdem erschwert auch die oft mangelnde Internetverbindung den Unterricht.
Bis aber alle Mädchen und Jungen soweit waren, sich pünktlich zu Unterrichtsbeginn anmelden zu können, hat es gedauert: Viele Nachrichten, auch spätabends, beantworteten Jasmin Dziewiecki und Julien Bender. Selbst Hausbesuche machten sie, um dort, wo es gar nicht klappen wollte, bei der Einrichtung der Technik zu helfen.
Es war einfach ein Muss, sich auf den Weg der Digitalisierung zu machen, sagte Schulleiterin Susanne Schwer. Jeder verwende mittlerweile aber den im vergangenen Jahr eingeführten und vom Land zertifizierten Messenger. Unter anderen Bedingungen hätte man es sicher nicht so schnell geschafft, neue Techniken einzuführen, ist sich Bender sicher. Lehrer und Schüler hätten sich mit so viel Einsatz in die neue Materie eingearbeitet, da seien die Nerven auch mal blank gelegen, wenn wieder etwas technisch nicht funktionierte. Es sei durchaus auch einmal vorgekommen, dass bei Schülern, Eltern und Lehrern Tränen flossen.
Heile Welt herrsche aber auch jetzt noch nicht, sagen die Pädagogen, denn „die Kinder, die wir im Präsenzunterricht nicht kriegen, kriegt man im Fernunterricht auch nicht“. Ohne die Unterstützung der Eltern gehe es deshalb nicht. Dennoch könne man der Digitalisierung viel Positives abgewinnen: Die Schüler seien überwiegend sehr motiviert, weil sie sich auch einfach freuen, die Klassenkameraden überhaupt sehen zu können. Die Klassenlehrerstunde werde zum Beispiel auch einmal genutzt, um das Soziale zu pflegen, sagt Jasmin Dziewiecki.
Insgesamt habe die Schule die Einführung gut gemeistert und die Zusammenarbeit mit den Eltern klappe. Sicher, manchmal sei es schwierig, wenn Eltern ihrem Frust per E-Mail bei den Lehrern und der Schulleitung Luft machen, „aber es gibt auch tolle E-Mails“, sagt Susanne Schwer und fügt an: „Ein Lob für die Elternschaft.“