Nach den erweiterten Weihnachtsferien beginnt ab heutigem Montag wieder die Schule. Der Unterricht wird zumindest in dieser Woche für alle Klassen, auch die Grundschüler, ausschließlich digital und von zu Hause aus stattfinden. Unklar ist noch, wie es dann weitergeht.

Fürstabt-Gerbert-Schule

Mit einer Verlängerung des allgemeinen Lockdown war gerechnet worden, strittig war jedoch lange, wie es in Schulen und Kindergärten weitergehen soll. Erst am Mittwoch hatten die Schulleiter landesweit vom Kultusministerium die Vorgaben fürs Fernunterrichten bekommen.

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Noch am selben Tag informierte die Schulleiterin der Fürstabt-Gerbert-Schule, Susanne Schwer, Schüler und Eltern. Da der Fernunterricht den Präsenzunterricht nach Stundenplan abbilden soll, müssen sich die Schüler am kommenden Montagmorgen pünktlich zu Schulbeginn an ihrem heimatlichen Arbeitsplatz einfinden. „Die Anwesenheit wird jeweils von dem Lehrer, der in der ersten Stunde Unterricht hat, über einen eigens eingerichteten Messengerdienst abgefragt“, sagte Susanne Schwer. Dabei sei man natürlich auf die Mitwirkung der Eltern angewiesen, fuhr sie fort.

Susanne Schwer
Susanne Schwer | Bild: Sebastian Barthmes

Die Fächer werden dann nach Stundenplan unterrichtet, die Kinder erhalten ihre Aufgaben von ihren jeweiligen Lehrern, die während der Unterrichtsstunde erreichbar sind und die Aufgaben auch kontrollieren. Auch Videokonferenzen soll es geben, die Klassenlehrer sind gehalten, zweimal wöchentlich Kontakt mit den Schülern aufzunehmen. Um eine weitere Möglichkeit der Kommunikation zu schaffen, wurde inzwischen für jeden Schüler eine eigene Schulmailadresse eingerichtet. Für Kinder, in deren Elternhaus keine Internetverbindung verfügbar ist, wird es individuelle Lösungen geben. Darüber hinaus wird eine Notbetreuung eingerichtet.

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Was die Halbjahreszeugnisse betrifft, die Anfang Februar ausgegeben werden, können schriftliche Leistungsfeststellungen in der Präsenz stattfinden, allerdings nur, wenn diese für die Notengebung zwingend erforderlich sind. Inbesondere bei den Schülern der Abschlussklassen und ihren Eltern sei in Hinblick auf die Halbjahreszeugnisse Unruhe, Stress und Nervosität entstanden, da die sich Schüler mit diesen Zeugnissen für weitergehende Schulen bewerben müssen, erklärte die Schulleiterin. Aber die meisten Arbeiten seien bereits geschrieben: „Wir bekommen das hin“, zeigte sie sich zuversichtlich.

In Sachen Präsenzunterricht wird Baden-Württemberg anders als andere Bundesländer einen eigenen Weg gehen und ab 18. Januar Präzenzunterricht für Grundschüler und Schüler der Abschlussklassen zulassen, allerdings nur, wenn die Infektionszahlen entsprechend niedrig sind.

Für die Lehrer würde dies eine zusätzliche Herausforderung bedeuten, denn sie müssten immer wieder zwischen Präsenz- und Fernunterricht wechseln, so Susanne Schwer. Viel Anerkennung zollte sie ihren Kollegen, die, wie sie sagte, ihre Arbeit von jetzt auf gleich völlig hätten umstellen müssen. Alle hätten bei der Gratwanderung, allen Interessen gerecht zu werden, und dem damit verbundenen Organisationsaufwand an einem Strang gezogen und sich gegenseitig gestützt.

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Ein Weiteres wollte die Schulleiterin nicht unerwähnt lassen: Viele Lehrer haben für den Fernunterricht Erforderliches aus eigener Tasche bezahlt. Auch für die Eltern fand Susanne Schwer lobende Worte für das gute Miteinander. Sie hoffe, dass die Eltern auch weiterhin den Kontakt zu Schule suchen werden, wenn Probleme auftauchen. Über allem aber steht neben dem Wunsch für Gesundheit die Hoffnung auf die Rückkehr zu einem normalen Schulalltag. Denn: „Es tut weh, dass die Kinder so lange nicht in die Schule gehen können, das macht etwas mit den Kindern.“

Kolleg St. Blasien

Hier ist die Situation besonders kompliziert, da auswärtige Schüler und Internatsschüler gemeinsam unterrichtet werden. Von den insgesamt rund 840 Kollegschüler leben 240 im Internat, etwa 100 davon kommen aus dem Ausland. Für sie beginnt die Schulzeit nach den Ferien mit einem Corona-Test, berichtet Becker.

Michael Becker
Michael Becker | Bild: Wolfgang Stahl

Für alle 840 Schülerinnen und Schüler beginnt am Montag der digitale Unterricht. Basis ist die sogenannte Lernplattform, eine Art schulinternes Intranet, über das sich Schüler und Lehrer miteinander vernetzen. Hier werden Aufgaben bereitgestellt, Videokonferenzen abhalten oder Lehrkräfte können Chats initiieren, die vorläufig eine Lehrer-Schüler-Diskussion im Klassenzimmer ersetzen müssen.

Klausuren allerdings dürfen nicht digital geschrieben werden, das sei nur in Präsenz von Schülern und Lehrern möglich, erklärt Michael Becker. Die Lernplattform gilt für interne und externe Schüler gleichermaßen. Während sich die Internatsschüler mit ihren Tablets in den Klassenräumen des Kollegs verteilen, arbeiten die rund externen Schüler aus dem Raum St. Blasien und aus der weiteren Region von zuhause aus.

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Ein Problem dabei: Bei einigen externen Schülern ist zuhause die Internetverbindung zu schwach, um am Fernunterricht teilzunehmen. „Diesen Schülern bieten wir an, herzukommen“, so Becker. Auch eine Notbetreuung in den Klassenzimmern ist organisiert. Bis zu 35 Schüler hatten im Frühjahr 2020 daran teilgenommen.

Wie die Schüler werden die meisten Lehrer ebenfalls von zuhause aus arbeiten. Um den Fernunterricht von den Erfahrungen des vergangenen Jahres aus weiter zu optimieren, hatte das Kolleg unteranderem in Tablets und Lehrerfortbildungen für den Digitalunterricht investiert. Was Michael Becker geärgert hat, ist der enorme bürokratische Aufwand, der nötig war, um die finanziellen Mittel des Digitalpakts einzulösen. „Wir haben im Haus dann erst mal selbst Investitionen getätigt“, so Becker.

Was den Bildungserfolg des Fernunterrichts betrifft, macht sich Michael Becker keine Sorgen. Er beobachtet aber, dass die Schülerinnen und Schüler mit dem digitalen Unterricht unterschiedlich gut umgehen können. Für die, die es im normalen Schulbetrieb gut hinbekommen und die eigenständig arbeiten können, laufe der Fernunterricht prima.

Andere dagegen, die abtauchen, an die man schlecht herankomme, würden Gefahr laufen, den Anschluss zu verpassen. Damit der persönliche Kontakt nicht abreißt, haben bieten die Lehrkräfte ihren Schülern regelmäßige Sprechzeiten an. Zudem gibt es Termine für Videokonferenzen. Onlinesprechstunden gibt es auch für die Eltern. Sie werden außerdem per E-Mail und Rundmail über die aktuellen Entwicklungen informiert.

Auch das Internatsleben und die außerschulischen Aktivitäten verändern sich im Lockdown. So müssen alle der fast 50 Arbeitsgemeinschaften pausieren – Sport, Orchester, Chor und vieles andere mehr: Alles fällt weg. Die Internatsschüler untereinander dürfen sich schon treffen, denn das Internat gilt als ein Haushalt. Regeln gibt es trotzdem.

So dürfen sich nur die Fünft- bis Siebtklässler miteinander mischen, übrigen sind in ihren Kontakten jeweils auf ihre eigene Jahrgangsstufe beschränkt, die großen Jahrgänge sind sogar geteilt, damit, falls sich jemand ansteckt, nicht allzu viele Schüler in Quarantäne müssen. Die einzelnen Gruppen unter sich dürfen dann aber schon alles gemeinsam unternehmen.

Unter der Ungewissheit, wann wieder Normalität einkehren wird, leiden viele. „Eigentlich hatten wir uns darauf vorbereitet, dass mit dem Schulanfang nach den Weihnachtsferien die Klassen 11 und 12 Präsenzunterricht bekommen und die unteren Klassen das rollierende System, was ja nun nicht der Fall ist. Jetzt hoffen wir, dass der Unterricht ab 18. Januar für die Abschlussklassen wieder in der Schule stattfinden kann“, so Becker. Da das Abitur sowieso schon nach hinten verschoben worden sei, sehe man für die Prüfungen erst mal keine Probleme.