Der Gesundheitsverbund des Landkreises Konstanz (GLKN) hatte zum 31. Juli 2022 den Betrieb des Loretto Krankenhauses in Stühlingen aufgegeben. Ein langer Kampf der Mitarbeiter, des Personalrats und viele positive Stimmen aus Politik und Bevölkerung waren letztlich erfolglos.

Gut ein Jahr nach der Schließung ist nur noch das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) im ehemaligen Krankenhaus untergebracht. Nun steht die für die Stadt mitprägende Immobilie zum Verkauf, wie der GLKN auf Anfrage dieser Zeitung mitteilte.
Derzeit ist in Räumen der Klinik das von der Medicum Stühlingen GmbH betriebene MVZ untergebracht. Am 1. Oktober 2022 hatte es den Betrieb aufgenommen. Jörg Schweinfurth (Frauenheilkunde) und Abdul Zaher Zamani (Allgemeinmedizin) praktizieren dort.
Wie geht es nun weiter mit dem Gebäude?
Der SÜDKURIER stellte Bernd Sieber, Geschäftsführer des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz (GLKN) und Rebecca Sellmann, kaufmännische Direktorin der Hegau-Bodensee-Kliniken (HBK), Fragen zur Zukunft des Gebäudes, das im Besitz der Fördergesellschaft Hegau-Bodensee-Klinik mbH ist.

Welche Pläne gibt es für diese Immobilie?
Bernd Sieber: „Da es sich bei einem Klinikgebäude um eine besondere Immobilie handelt, ist diese nicht wie jedes andere Gebäude am Markt zu sehen. Eine Vermietung sehen wir derzeit nicht. Vielmehr ist der Verkauf der Immobilie geplant. Derzeit ist ein Immobilienunternehmen mit dem Verkauf beauftragt. Diese erstellt aktuell das hierfür erforderliche Exposé.“
Gibt es bereits Interessenten für das ehemalige Krankenhaus?
Rebecca Sellmann: „Es gab unverbindliche, jedoch keine konkreten Interessensbekundungen ohne konkrete Angebote.“
Wie wird das Gebäude momentan instandgehalten?
Rebecca Sellmann erklärt, dass das Gebäude regelmäßig durch die technische Abteilung des GLKN begutachtet und überprüft werde. Vorgeschriebene Wartungen würden durchgeführt.
Bleibt das MVZ nach dem Verkauf an diesem Standort im ehemalgien Krankenhaus?
Bernd Sieber sagt dazu, dass der GLKN nicht Betreiber des in den aktuellen Räumlichkeiten betriebenen MVZ sei, sondern Vermieter.

Wie wird die Stadtverwaltung in den Entscheidungsprozess eingebunden?
Der Geschäftsführer des Gesundheitsverbunds betont, dass „immer wieder Kontakte zur Stadt Stühlingen“ bestehen. Bürgermeister Joachim Burger sei über den aktuellen Stand der Verkaufsabsichten informiert. Auch über den weiteren Verlauf werde sich der GLKN mit der Stadtverwaltung abstimmen.
Was sagt Bürgermeister Joachim Burger zum derzeitigen Stand der Dinge?
„Wir sind im losen Austausch mit dem Besitzer der Immobilie, bisher gibt es nichts konkretes“, so der Bürgermeister. Die Frage, die sich stelle, sei, wie es mit dem MVZ unter einem neuen Besitzer weitergehe. Derzeit können Verwaltung und Gemeinderat nur abwarten, derzeit gebe es viele offene Fragen zur künftigen Nutzung.
„Es gibt für uns keinen Anlass vorzupreschen!“ Der Eigentümer sei in der Pflicht, das Gebäude zu pflegen und Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden.
Gibt es seit der Schließung Stühlingens nun mehr Patienten...
...im Krankenhaus Singen? Rebecca Sellmann: „Das Einzugsgebiet hat sich nicht wesentlich verändert, Patienten kommen auch weiterhin aus dem Landkreis Waldshut und werden am Standort Singen versorgt.“ Da das Krankenhaus Stühlingen in den vergangenen Monaten vor der Schließung nur noch wenige Betten aktiv betreiben konnte, sei es gelungen diese Patientenzahl größtenteils mit in Singen zu versorgen.
...im Klinikum Hochrhein in Waldshut? Luisa Denz, Pressesprecherin des Klinikums Hochrhein in Waldshut, erklärt, dass diese Frage nicht wirklich zu beantworten sei, da das Klinikum seit Jahren immer wieder Kapazitätsgrenzen erreiche. Man habe aber keinen messbaren Unterschied festgestellt.
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