Das 46. Städtlefest Stühlingen 2022 war das letzte, künftig wird es keines mehr geben. Diesen Beschluss haben die Organisatoren schweren Herzens getroffen. Bürgermeister Joachim Burger und Hauptamtsleiterin Agnes Kaiser erläutern die Hintergründe.

Im Vorfeld der Planung für das Städtlefest 2024 gab es den Aufruf, dass jeder der Vereine einen „Kümmerer“ stellen solle und dass man sich dazu 14 Tage vor dem Fest zusammensetze und diese Aufgaben noch einmal definiert werden. Daraufhin habe lediglich einer der Vereine eine Rückmeldung abgegeben.

Das Orga-Team sei für die Organisation im Vorfeld bereit gewesen, aber nicht im laufenden Festbetrieb, weil jeder des Orga-Teams auch im eigenen Verein eingebunden sei. Auf ein Schreiben an die teilnehmenden Vereine zur Absage künftiger Städtlefeste sei bis jetzt noch keine Rückmeldung bei der Stadtverwaltung angekommen. In einer Sitzung wurde der Gemeinderat darüber informiert, dass es ab aufgrund der mangelnden Nachfrage der Vereine kein Städtlefest mehr geben wird.

Orga-Team macht nicht mehr weiter

„Das Orga-Team steht nicht mehr zur Verfügung“, erläuterte Bürgermeister Joachim Burger den Grund. Hauptamtsleiterin Agnes Kaiser ergänzt, dass das Orga-Team von den Vereinen nicht noch zusätzliche Unterstützung erfahren habe. „Es ist immer schwieriger, Vereine zu finden, die das Städtlefest-Rund füllen, weil die Vereine immer schwerer haben, Helfer zu finden. Es sind viele Faktoren, die dazu beigetragen haben“, erläutert sie.

Hauptamtsleiterin Agnes Kaiser (links) und Bürgermeister Joachim Burger (rechts) erläutern die Hintergründe des Städtlefest-Aus.
Hauptamtsleiterin Agnes Kaiser (links) und Bürgermeister Joachim Burger (rechts) erläutern die Hintergründe des Städtlefest-Aus. | Bild: Yvonne Würth

Von Seiten der Stadtverwaltung gab es Unterstützung von Bürgermeister Joachim Burger und Brigitte Heer für Administration, auch der Bauhof wurde zur Verfügung gestellt und mit 10.000 Euro gab es ein finanzielles Polster. „Die Vereine beteiligen sich am Städtlefest mit moderaten Standgebühren und mit dem Verkauf der Lose, das ist die Gegenfinanzierung, wir hatten 2022 ein Budget von über 20.000 Euro und sind gerade so mit einer schwarzen Null rausgekommen“, so Bürgermeister Joachim Burger.

Es bedauert den Wegfall des Städlefests, das wie der Martinimarkt eine wichtige Veranstaltung im Jahreskalender war. „Aber am Schluss brauchen wir die Mitwirkenden“, erläutert Bürgermeister Joachim Burger. „Oder wir gehen den anderen Weg und beauftragen eine Agentur, dann planen die alles vom Toilettenwagen bis zur Security, aber dann hat es den typischen Charakter vom Städtlefest nicht mehr.“ Durch das Engagement der Vereine, des Bauhofs und der Verwaltung sei es die kostengünstigste Variante gewesen. „Was man auch nicht sieht, dass viele Herzblutehrenamtliche ins Alter kommen und aus dem Grund Vereine das eine oder andere gar nicht mehr stemmen können“, so Burger.

Das sagen die Vereine zum Aus

Der Vorsitzende des Stühlinger Handels- und Gewerbevereins Reinhard Schmitt zeigt sich fassungslos und wundert sich über das mangelnde Interesse der Vereine: „Sind die Vereine mittlerweile alle finanziell so gut aufgestellt, dass sie auf diese Einnahmen nicht angewiesen sind?“, so Schmitt.

Als persönlichen Verlust bezeichnet es Corinna Pieper, die Vorsitzende des Akkordeonorchesters Stühlingen. Sie sei mit dem Städtlefest aufgewachsen und hat es sowohl als Besucherin als auch als Vorsitzende immer sehr genossen. „Das Highlight bei uns war, nach durchgearbeiteter Nacht und aufgeräumtem Platz morgens um 7 Uhr auf der letzten Festbank zusammen noch einen Kaffee zu trinken und Zucchinikuchen zu essen.“ Auch finanziell werde das Städtlefest-Aus eine große Lücke hinterlassen.

Neben dem Rahmenprogramm auf mehreren Bühnen hatte sich jeder der teilnehmenden Vereine verpflichtet, beim Städtlefest für Spiele zu ...
Neben dem Rahmenprogramm auf mehreren Bühnen hatte sich jeder der teilnehmenden Vereine verpflichtet, beim Städtlefest für Spiele zu sorgen. Im Archivbild der Stand des MV Mauchen mit dem Nagelbalken. | Bild: Yvonne Würth

Von Anfang an beim Städtlefest dabei war der Schwarzwaldverein Stühlingen, erinnert sich die Vorsitzende Antonia Kramer-Diem: „Persönlich finde ich es schade, dass es das Städtlefest nicht mehr gibt, weil es ja ursprünglich den Zusammenhalt der Ortsteile untereinander stärken sollte und auch hat, denke ich.“ Neben dem Stand im Städtlerund hatte der SWV immer auch sein eigenes Zusatzprogramm angeboten in der Schür am Stadtgraben.

Trotz des großen Arbeitsaufwandes und der zunehmend kleiner werdenden Mitgliederzahl in vielen Vereinen bedauert auch Jens Lasarzick, Vorsitzender der Tischtennisfreunde Stühlingen, das Aus sehr: „Es war immer schön zu sehen, wie alle Vereine an einem Strang gezogen und sich auch gegenseitig geholfen haben, um ein gemeinsames schönes Städtlefest anzubieten.“ Die fehlenden Einnahmen sollen durch Arbeitseinsätze an Fasnacht und Tischtennis-Turnieren kompensiert werden.

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„Mit der Absage des Städtlefests 2024 fällt nicht nur eine wichtige Einnahmequelle für unseren Verein weg, sondern auch – und das ist mindestens genauso schade – ein kulturelles und gesellschaftliches Highlight für Stühlingen“, erklärt Monika Winterhalder, Vorsitzende des Sängerbunds Stühlingen. Seit über 30 Jahren war der Sängerbund mir Cocktail- und Zigarrenlounge sowie Crêpes-Stand dabei. Zusätzlich hatten Mitglieder des Sängerbundes auch jahrelang Verantwortung im Orga-Team übernommen.

Joachim Braun, Abteilungskommandant der Feuerwehr Stühlingen, bedauert trotz mangelnder Arbeitskräfte ebenfalls das Städtlefest-Aus: „Von uns aus gab es zu wenig Personal, wir hätten einen Partner gebraucht. Wir wollten auch nicht unbedingt allein weitermachen mit unserem Stand.“ Er ist froh, dass es mit dem Stand am Fasnachtsmontag in Stühlingen eine weitere sehr gute Einnahmequelle gebe.

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