Die Frauenquote in der Stadtverwaltung Stühlingen ist hoch: Sieben Frauen arbeiten in Vollzeit, mit Bürgermeister Joachim Burger sind es fünf Männer in Vollzeit-Stellen. Darüber hinaus arbeiten zehn Frauen und ein Mann in Teilzeit im Rathaus Stühlingen. Von den 23 Mitarbeiter sind also 17 weiblich.
Drei von ihnen haben eine Leitungsfunktion: Neben der Rechnungsamtsleiterin Joana Carreira ist Agnes Kaiser seit Februar neue Hauptamtsleiterin, Daphne Kephalidis-Walker, derzeit Mitarbeiterin im Stadtbauamt Stühlingen, wird im April zur Bauamtsleiterin bestellt.
Welche Ziele haben die Amtsleiterinnen?
Die drei Frauen haben bereits einiges auf den Weg bringen können. Rechnungsamtsleiterin Joana Carreira lag die Eröffnungsbilanz für die Stadt Stühlingen besonders am Herzen: „Ich durfte bei der Stadt Bad Säckingen einiges mit auf den Weg bringen, aber die Erstellung einer Eröffnungsbilanz blieb offen.“ Wichtig seien ihr auch die digitalen Dienstleistungen als Zusatzangebot für die Bürger: „Ich bin dienstleistungsorientiert.“
Nicht alles, was gewünscht wird, sei umzusetzen, da die Landes- und Bundesstrukturen noch nicht geschaffen sind, erläutert Hauptamtsleiterin Agnes Kaiser: „Aber auch hier wurde uns vom Digitalisierungsbeauftragten des Landratsamts bescheinigt, dass wir in Stühlingen durch die elektronische Aktenführung und die Einführung der E-Rechnung schon recht weit sind.“
Sie sieht die Stelle als Hauptamtsleiterin als Schnittstelle von Gemeinderat, Verwaltung und Bürgern: „Meine Aufgabe ist es, hier für ein gutes Miteinander zu sorgen, die Anliegen zu koordinieren und dadurch bestmögliche Ergebnisse für die Stadt und ihre Bürger zu erzielen.“
Für Daphne Kephalidis-Walker vom Bauamt war die Einarbeitung in die geplanten Projekte wichtig: „Die Stadt Stühlingen hat mit dem Rathauswettbewerb eine große Aufgabe auf den Weg gebracht und sich für die Sanierung des denkmalgeschützten Rathauses mit einem neuen Anbau entschieden“, so Kephalidis-Walker. Sie sehe ihre Aufgabe unter anderem darin, gemeinsam mit Verwaltung, Bürgermeister, Gemeinderäten und Bürgern bauliche Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln.
Was sind ihre Ziele und Ideen für Stühlingen?
Die Einführung der E-Rechnung soll dieses Jahr als ein Baustein der Digitalisierung im Rechnungsamt umgesetzt werden, erläutert Joana Carreira. Außerdem sollen interne Verwaltungsprozesse und Verwaltungsdienstleistungen der Stadt Stühlingen im Rahmen einer Projektgruppe digitalisiert werden.
Und im Rahmen einer Klausurtagung soll zusammen mit dem Gemeinderat das erarbeitete Leitbild der Stadt fortgeschrieben werden. Hauptamtsleiterin Agnes Kaiser nennt hier neben der Personalentwicklung auch die Bildungslandschaft mit Kindertagesstätten und Schulen sowie die Digitalisierung und das Onlinezugangsgesetz als zusätzliche Ziele.
Was zeichnet Stühlingen aus?
Da der Fachkräftemangel auch im öffentlichen Dienst ein Thema sei, seien die Motivationsanreize wichtig, erläutert Hauptamtsleiterin Agnes Kaiser. Hier habe Stühlingen einiges zu bieten, wie etwa betriebliches Gesundheitsmanagement und flexible Arbeitszeiten mit Möglichkeit zum Homeoffice.
Daphne Kephalidis-Walker ergänzt, dass die Stadt Stühlingen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf attraktive und flexible Arbeitsmöglichkeiten biete. „Diese existierten in dieser Form zu Beginn meiner Berufstätigkeit noch nicht.“
Entspricht die Arbeit den Vorstellungen?
Dass ihre Vorstellungen übertroffen worden sind, erklärt Rechnungsamtsleiterin Joana Carreira, die sich nach ihrer Arbeit auf dem Rechnungsamt Bad Säckingen bewusst in Stühlingen beworben habe: „Die Stadt Stühlingen hatte zum damaligen Zeitpunkt erst seit einem Jahr auf das neue kommunale Haushaltsrecht umgestellt und idealerweise die gleiche Finanzsoftware wie in Bad Säckingen. Somit konnte ich meine bis dahin gewonnenen Erfahrungen im Bereich des neuen kommunalen Haushaltsrechts einbringen“.

Die Kollegen aus dem Rechnungsamt und der übrigen Verwaltung seien offen für Veränderungen gewesen. „Unter anderem konnten wir im Rahmen einer Klausurtagung ein Leitbild für die Stadt zusammenstellen, gleichzeitig Ziele und die darauf ergebenden Maßnahmen definieren“, so Carreira. Zudem bringe das neue kommunale Haushaltsrecht Veränderungen mit sich. „Die Erwartung an mich selbst lag unter anderem darin, das kommunale Haushaltsrecht verständlich zu vermitteln“, erläutert die 32-Jährige.
Sehr zufrieden zeigt sich auch die künftige Bauamtsleiterin Daphne Kephalidis-Walker: „Die Arbeit ist sehr vielfältig und dadurch auch sehr abwechslungsreich. Da ich die vergangenen Jahre im Bundesbau Baden-Württemberg überwiegend als Projektleiterin an einem Großprojekt gearbeitet habe, genieße ich dies sehr. Das Kollegium ist ebenfalls sehr nett, so dass ich mich sehr wohl fühle.“
Und wie sieht es mit der Vereinbarkeit von Amtsleitung und Familie aus?
So eine Frage werde einem Mann gegenüber nie gestellt und sei auch völlig unzulässig bei einer Frau, erläutert die kommunale Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Anette Klaas, auf Nachfrage: „Die Frauen wurden deshalb eingestellt, weil sie einfach gut sind, weil sie qualifiziert sind. Frauen in Führungspositionen sollten heute normal sein. Es ist toll und wichtig, aber sie sind da, weil sie qualifiziert sind, nicht, weil sie Frauen sind.“