Todtmoos – Munter plätschert das kristallklare Wasser des Rüttebaches unaufhaltsam hinab ins Tal. Oberhalb von Hintertodtmoos wird der enge Bachlauf von steilen Felsformationen unterbrochen. Über mehrere große und kleine Wasserfälle stürzt der wilde Gebirgsbach seiner großen Schwester, der Wehra, entgegen. Silbern leuchtet das erfrischende Nass im Sonnenlicht, dessen Strahlen durch das grüne Blätterdach blinzeln. Dem faszinierten Betrachter dieses Naturschauspiels kommt dabei als erster Gedanke:"Das hier muss ein ganz besonderer Ort sein."
Dieses Kleinod der Natur hat Christiane Hammer vom Verein keltisch-druidisches Erbe aus Todtmoos-Rütte schon längst für sich entdeckt. Bei einem Treffen bei den Wasserfällen an einem Sommerabend gibt die Keltenforscherin eine Einführung in die Geheimnisse solch magischer Kraftorte und deren Bedeutung für die Kelten: "Wasserfall, mein Freund, ich grüße dich." Mit fröhlichen Worten und ausgebreiteten Armen nimmt Christiane Hammer Kontakt wie zu einem Lebewesen auf. Ein Wasserfall sei wie ein Tor in eine andere Welt, erklärt sie. Für die späten Kelten im ersten Jahrhundert vor Christus waren Wasserfälle und Flüsse Freunde, denen Geschenke gebracht wurden.
Das Naturvolk benötigte Wasser zum Leben. Deshalb siedelten sich die Kelten zumeist an Flüssen an. Diese wurden schon früher als Transportwege genutzt. Städte an Flüssen hatten schon immer eine ganz besondere Energie. Ein Wasserfall war mehr als nur Wasser und Stein für die Kelten, so Hammer: "Für mich ist Wasser heute noch das Gold des Schwarzwaldes." Die Wehra ist für sie quasi die Lebensader von Todtmoos. Die Energie- und Körpertherapeutin vergleicht die vernetzten Flüsse mit den Adern des menschlichen Körpers: "Der Wasserfall geht durch einen durch und bewirkt eine innere und äußere Reinigung", ist Christiane Hammer überzeugt.
Jede Quelle bezeichnet sie als "Mutter Erde's Blut". Das Bewusstsein für diese Kraftorte ist vielen Menschen verloren gegangen, bedauert die Wahl-Todtmooserin. Dennoch spüren die Menschen die besondere Kraft, etwa einer Quelle, oft ganz unbewusst. Im Innern ist diese Verbindung bewahrt worden, so Hammer. Die Kelten hielten solche Kraftplätze rein, kommunizierten mit dem Wasser, und erhofften sich Antworten auf ihre Fragen. Speziell im Frühjahr, wenn die Natur zum Leben erwacht, und die Schneeschmelze die Bäche füllt, ist diese Kraft besonders stark und wunderbar zu spüren, erzählt Christiane Hammer: "Wasser ist fröhlich und bringt Leichtigkeit, kann aber auch gewaltige Kraft haben", so Hammer. Es gelte, mit diesen Naturgewalten richtig umzugehen.
Viele Menschen haben inzwischen den Bezug zur Natur ganz oder teilweise verloren. Dem möchte der Verein keltisch-druidisches Erbe in Todtmoos entgegenwirken und als Ziel das Bewusstsein für den Umgang mit der Natur stärken. "Es ist unser Anliegen, Erwachsene und Kinder, etwa beim Anblick eines Wasserfalles, ins Staunen zu versetzen mit dem Ziel, mehr Achtung und Respekt vor der Natur zu zeigen", beschreibt Christiane Hammer ihr Ansinnen. Zusammen mit der mystischen Kelten- und Labyrinth-Forscherin Sandra Neuhold bietet der Verein sogenannte Naturpilgerreisen zu den Kraftplätzen der Kelten und Druiden rund um Todtmoos an.
Zu diesen Plätzen gehört neben dem schon erwähnten Wasserfall auch die Wehraquelle. Hier wird den Teilnehmern, übrigens überwiegend Frauen, der Zauber der keltischen Wasserplätze näher gebracht. Es werden kleine Rituale vollzogen mit dem Ziel, die Menschen die Energie des Wassers spüren zu lassen. Im Garten des Matri-Hauses in Rütte, der auch als keltischer Kraftort bezeichnet wird, stellt eine kleine Teichlandschaft den Bezug der Kelten zum Wasser her. Direkt an dem alten Schwarzwaldhaus vorbei plätschert der Rüttebach munter zu Tal. Neben den Kelten ist dieser Ort schon immer von Heilern und Magiern aufgesucht worden, weiß Christiane Hammer, die zusammen mit Sandra Neuhold an diesem märchenhaften Platz inmitten der Natur ihr Zuhause gefunden hat.
Die Arbeit des Vereins
- Die Kelten: Die Kelten lebten einst in ganz Mitteleuropa. Der Name kommt aus dem griechischen "keltoi" und soll so viel heißen wie "die Tapferen". Die Druiden waren für die religiösen Riten zuständig. In Süddeutschland lebten die Stämme der Helvetier, Sequanen und Rauriker. Die Kelten entstanden durch Evolution von Stämmen 1200 bis 750 vor Christus. Einer der gewaltigsten Kraftplätze der Kelten war "Newgrange", am Fluss Boyne in Irland gelegen. Die keltische Muttergöttin Abnoba galt als Schutzpatronin des Schwarzwaldes und beschützte den Wald und die Quellen.
- Der Verein: Der Verein Keltisch-Druidisches Erbe Todtmoos wurde im August 2015 von Christiane Hammer und Sandra Neuhold gegründet. Er befasst sich mit der Kultur unserer Vorfahren, der Kelten. Ritualstätten des Naturvolkes sollen wieder belebt werden. Die Mitglieder des Vereins bieten Wanderungen zu solchen Kraftplätzen, wie etwa Wasserfällen oder Quellen an. Nähere Informationen zur Arbeit und Angeboten des Vereins gibt es im Internet (www.matrihaus.de).