Paula Baumann

Vor 90 Jahren, nämlich am 12. Februar 1928, wurde nach drei Jahren Bauzeit die Birkendorfer Schule feierlich eingeweiht. Für Birkendorf war es die Erfüllung eines lange gehegten Wunsches, war doch bis zu diesem Zeitpunkt die Schule beziehungsweise das Schulzimmer zuerst in einem Wohnhaus und danach im Rathaus des Dorfes untergebracht. Die Schülerzahl stieg und so lag 1925 endlich die Baugenehmigung vor.

Das neue Schulhaus beherbergte nicht nur zwei großzügige Klassenräume, sondern im Obergeschoss auch einen Raum für die Gewerbeschule und im Keller eine Lehrküche. Daneben befanden sich drei Kabinen mit Badewannen, die für die Dorfbewohner, die kein eigenes Bad zu Hause hatten, gegen ein geringes Entgelt genutzt werden konnten. Normal war es damals, dass man beim Schulhausbau auch eine Lehrerwohnung mit separatem Eingang einbaute. Die Birkendorfer Lehrerwohnung hatte auch eine Verbindungstür zum Lehrerzimmer, und so konnte der Lehrer ohne aus dem Haus zu müssen, seinen Arbeitsplatz erreichen.

Geheizt wurde die Schule mit Holzöfen und die älteren Einwohner Birkendorfs erinnern sich noch an die Zeit, in denen das Holz auf den Schulspeicher geschafft wurde. Erich Albrecht hat selbst als Schüler diese Stunden noch in guter Erinnerung, waren sie doch eine willkommene Abwechslung zum Unterricht. "Manchmal gab es Beschwerden der Eltern über diese Arbeit der Kinder, aber nicht etwa, weil Unterricht versäumt wurde, nein, die Kleidung der Kinder wurde schmutzig oder hatte sogar Löcher, denn das Holz musste auf den Armen nach oben getragen werden. Die Antwort auf die Beschwerden lautete: "Dann zieht halt Sachen an, die nicht kaputtgehen oder wo es egal ist." Später, als Ratsschreiber von Birkendorf, erlebte Erich Albrecht den Einbau der Zentralheizung mit.

Das Schulhaus in Birkendorf stand nie leer, es wurde auch in den Jahren nach der Eingliederung der Gemeinde nach Ühlingen von 1975 bis 1987 als Schulhaus genutzt, während dieser Zeit jedoch von Grundschülern der Gesamtgemeinde. In der Birkendorfer Ortschronik ist zu lesen, dass das Schulhaus in der Zeit von Mai 1945 bis zum Sommer 1946 von den französischen Besatzern in Besitz genommen und als Erholungsheim für französische Kinder genutzt wurde. Danach fand wieder regulärer Unterricht statt. 1987, unter dem damaligen Kultusminister Gerhard Mayer-Vorfelder, wurde die Schule wieder selbstständig. Seither werden alle Birkendorfer Grundschüler dort unterrichtet, zurzeit 37 Kinder.

Dieser runde Geburtstag soll am 18. März mit einem Tag der offenen Tür gefeiert werden. Am Vormittag findet in der Kirche ein ökumenischer Gottesdienst statt, mitgestaltet von den Kindern der Grundschule. Ab 14 Uhr ist das Schulhaus für alle geöffnet. Auch ehemalige Schüler der Schule werden sich gleich wieder in ihre Schulzeit zurückversetzt wähnen, denn es gibt viele Details, die in 90 Jahren, trotz Renovierungsarbeiten, nicht verändert wurden. Es wurde immer darauf geachtet, den Charakter des Gebäudes zu erhalten.

 

Tag der offenen Tür

Bürgermeister Tobias Gantert wird am 18. März um 14.30 Uhr ein Grußwort sprechen. Der Autor der Dorfchronik, Josef Kaiser, wird anwesend sein und für Fragen zur Verfügung stehen. Der Schul-Förderverein bietet mit einer Kaffeestube den Rahmen zum gemütlichen Erinnerungsaustausch. Eine Ausstellung mit alten Schulsachen und Unterlagen gibt Einblick in vergangene Zeiten.