Schweres Gerät ist derzeit im Schlüchttal im Einsatz. Seit Montag, 14. August, sichert eine Spezialtiefbaufirma aus Österreich die Felsen rund um die Absturzstelle an der L157.
Der Streckenabschnitt zwischen Witznau und Riedersteg ist seit Ende April nach zwei Felsstürzen gesperrt. Die Arbeiten sollen voraussichtlich Mitte Oktober abgeschlossen sein, danach soll das Schlüchttal wieder für den Verkehr freigegeben werden.
Dieter Bollinger, Leitender Baudirektor des Referats Süd am Regierungspräsidium Freiburg, gibt Einblick in die Arbeiten.
Die Felsen sind im April und Mai auf die Straße gestürzt. Warum starten die Arbeiten erst jetzt?
Nach dem Felssturz am 29. April standen laut Bollinger in erster Linie planerische Arbeiten an. Zunächst wurde ein geologisches Gutachten mit einem Sanierungs-/Felssicherungskonzept erstellt.

„Da sich die Maßnahme im Naturschutzgebiet Schwarza-Schlüchttal entlang der L157 befindet, mussten umfangreiche Erhebungen von Fauna und Flora in den betroffenen Bereichen durchgeführt werden und die Maßnahme mit den Naturschutzbehörden des Regierungspräsidiums und des Landratsamtes abgestimmt werden“, erläutert Bollinger.
Im Anschluss wurden die Arbeiten beschränkt ausgeschrieben. Die naturschutzrechtliche Befreiung erlaubt die Arbeiten nur in einem bestimmten Zeitraum: Zwischen August (Ende Brutzeit) und Mitte Oktober (Einzug Reptilien in ihr Winterquartier).
Welche Arbeiten stehen im Schlüchttal an?
Im gesperrten Streckenabschnitt werden auf einer Strecke von 350 Metern
Steinschlagschutzzäune errichtet. Zudem werden drei kleinere Geröllfangzäune mit einer Gesamtlänge von 60 Metern aufgebaut.
An sechs weiteren Stellen werden außerdem einzelne Felsen mit Spritzbeton, Felsnägeln und Seiltrossen gesichert.
Die Kosten für die Arbeiten betragen rund 560.000 Euro, laut Auskunft des Regierungspräsidiums Freiburg werden sie vom Land Baden-Württemberg übernommen.
Wann haben die Arbeiten begonnen?
Nach dem Einrichten der Baustelle haben die eigentlichen Arbeiten am Mittwoch, 18. August, begonnen. Zunächst wurde laut Bollinger das lockere Felsgestein aus den Böschungsbereichen abgeworfen, die gesichert werden müssen.
Damit soll sichergestellt werden, „dass während der Felssicherungsarbeiten keine Gefährdung für das Personal ausgeht“. Zudem wurden die Bereiche, in denen die Schutzzäune aufgestellt werden, von Bewuchs befreit.
Wie sehen die Arbeiten konkret aus?
Auf der Baustelle arbeiten durchschnittlich zwischen sechs und zehn Personen. Zum Einsatz kommt ein spezielles Bohrgerät, dass auf einem Lastwagen montiert ist. „Mit diesem Bohrgerät werden Anker in den Felsen gebohrt, an denen dann die Schutznetze mit Aufstellvorrichtungen sowie die Abspannungen dieser Netze verankert werden“, erläutert Bollinger.
Für die Spritzbetonarbeiten, das Setzen und Verpressen der Anker sowie das Anbringen der Netze kommt eine selbst fahrenden Arbeitsbühne zum Einsatz. Für die Spritzbetonarbeiten wird wieder ein spezielles Gerät eingesetzt.
Wie aufwendig und gefährlich sind die Arbeiten?
Durch das vorherige Abwerfen des lockeren Felsgesteins könne laut Bollinger die Gefährdung durch herabfallendes Felsmaterial minimiert werden.
Die Arbeiter sind sowohl an der Arbeitsbühne als auch direkt im Hang mit einem Seil gesichert – ähnlich wie Bergsteiger.
Wurde das Schlüchttal auch an weiteren Stellen auf mögliche Gefahrenquellen untersucht?
„Nach jedem Fels- und Blockschlagereignis wird jeweils der betroffene Bereich durch das Landesamt für Geologie, Rohstoffes und Bergbau begutachtet und wenn erforderlich, entsprechende Beräumungs- oder Sicherungsmaßnahmen festgelegt“, erläutert Bollinger. Die Begutachtung erfolge immer anlassbezogen.
Sind im Schlüchttal weitere präventive Maßnahmen geplant? Sollen weitere Fangschutzzäune errichtet werden?
Dieter Bollinger weist darauf hin, dass alle Fangzäune und Felssicherungsmaßnahmen präventive Maßnahmen für mögliche Felsstürze oder Blockschlagereignisse sind. „Generelle präventive Maßnahmen über das gesamte Tal hinweg werden nicht gemacht.“ Grund für Sicherungsmaßnahmen ist immer ein Anlass.
Aber, so Bollinger: „In den kommenden Jahren wird es immer wieder zu Felssturzereignissen kommen, die derzeit nicht absehbar sind.“
Die Chronologie der jüngsten Felsstürze
Juli 2023: Wirtschaft, Gastronomie, Leben: Die Sperrung des Schlüchttals ist in vielen Bereichen bemerkbar.
Mai 2023: Die Gefahr für den Verkehr ist zu groß: Schlüchttal bleibt bis Herbst gesperrt
Mai 2023: Droht im Schlüchttal ein zweites Albtal?
April 2023: Zwei Felsabgänge innerhalb weniger Stunden
Ende März 2023: Die Felsen nach dem Abgang im sind beseitigt
15. März 2023: Schlüchttal wegen Felssturz gesperrt
Mitte November 2023: L157 nach Felssturz wieder befahrbar
22. Oktober: Riesiger Felsblock stürzt auf die Straße