Krebspatienten, die bislang ambulante Chemotherapien im Klinikum Hochrhein in Waldshut erhielten, sind an eine Facharztpraxis in Bad Säckingen weitergeleitet worden. Geschäftsführer Hans-Peter Schlaudt bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung, dass die Onkologische Tagesklinik vorerst geschlossen sei. Grund sei eine Anweisung des Landes in Zusammenhang mit der Corona-Krise.
Schlaudt: „Wir wurden seitens der Landesregierung dazu angehalten, ambulante Behandlungen, die keinen Notfall darstellen, einzustellen, um alle Ressourcen für ein erhöhtes Patientenaufkommen vorzuhalten. Dieser Aufforderung sind wir mit der Maßnahme nachgekommen.“ Telefonisch seien die Patienten informiert und an die Facharztpraxis Hoffmeister und Baumgarten in Bad Säckingen weitergeleitet worden. Weil mit dieser bereits eine gute Zusammenarbeit bestehe, werde den Betroffenen damit eine gute Alternative und eine sichere Versorgung geboten.
Betroffen sind nach Auskunft des Klinikums etwa 50 Patienten, die zur wöchentlichen Chemotherapie in das Waldshuter Krankenhaus kamen. Die Bad Säckinger Praxis bestätigte, dass die Kapazität für die zusätzlichen Behandlungen ausreiche. Philipp Hoffmeister, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie: „Es kann meines Erachtens nicht sein, dass aufgrund der Pandemie die lebensnotwendigen Therapien unterbleiben. Zur Behandlung dieser Patienten sind wir als Praxis angetreten, diese ist unsere vornehmste Aufgabe und dieser widmen wir uns.“ Zusätzliche Kapazität bestehe, weil, wie von den Fachgesellschaften empfohlen, wegen der Corona-Krise derzeit Vorsorge-, Nachsorge- und Routineuntersuchungen ausgesetzt seien.
Eine 77-jährige Frau aus Lauchringen zählt zu den Betroffenen. Auch sie wurde telefonisch verständigt. Ihrer Erinnerung nach sei dabei mitgeteilt worden, dass die Tagesklinik vorläufig „zum Schutz der Patienten“ geschlossen werde. Daraus zog die Frau den Schluss, dass es um Vorsorge gegen Ansteckung mit dem Corona-Virus gehe. Geschäftsführer Schlaudt vom Klinikum Hochrhein betont jedoch: Die medizinischen Fachkräfte aus der Abteilung, die die Patienten verständigt hätten, seien darüber informiert worden, „dass wir den Zustrom der ambulanten Patienten auf Grund von Corona eindämmen müssen. Dies bezieht sich auf die Anweisung des Landes und steht in keinem Zusammenhang mit unserer Hygiene.“
Vor dem Hintergrund, dass ältere und erkrankte Menschen zur Risikogruppe zählen, hat die Praxis Hoffmeister und Baumgarten Vorsorgemaßnahmen getroffen und nennt unter anderem diese Punkte: Desinfektionsmittelspender am Eingang; Quarantäne-Maßnahmen für verdächtige Mitarbeiter und Patienten; Anpassen/Ausdünnung von Terminplänen zur Kontaktvermeidung; Absetzen aller Vorsorge- Nachsorge- und Routineuntersuchungen; zusätzlicher Einkauf von Schutzkleidung; Begrenzung des Zugangs zur Praxis, keine Begleitungen mehr, Abholer warten draußen; weniger Sitzplätze im Wartezimmer, um den Mindestabstand einzuhalten; neue Therapieräume, um den Abstand bei Therapiepatienten einzuhalten; Patienten mit Handschuhen ausgestattet; Hygieneplan umgestellt.
Nicht nur Erkrankte, die bisher in Waldshut ihre Chemotherapie erhielten, kommen nun in die Bad Säckinger Praxis. Philipp Hoffmeister wies darauf hin, dass die onkologische ambulante Tagesklinik der Universität Freiburg ihren Betrieb stark reduziert habe. Patienten von dort hätten sich bereits zur Behandlung gemeldet.
Kampf gegen Turmorzellen
Bei einer Chemotherapie erhalten Krebspatienten Medikamente, die das Wachstum und die Vermehrung von Tumorzellen hemmen sollen. Die sogenannten Zytostatika, so der übergeordnete Fachbegriff, werden meistens über eine Infusion verabreicht, teilweise auch in Tablettenform. Ziel ist, den Tumor zu verkleinern und möglichst ganz zum Verschwinden zu bringen. Ebenfalls sollen mit der Chemotherapie Krebszellen, die sich bereits im Körper verteilt haben, abgetötet werden.
Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (Internet: http://www.krebsinformationsdienst.de)