Ursula Freudig

Ein bewegtes Jahr liegt hinter dem Frauen- und Kinderschutzhaus Kreis Waldshut. Es überwand personelle Engpässe, feierte sein 25-jähriges Bestehen und konnte auf großzügige Spenden zurückgreifen. Dennoch sind mit Blick auf die Finanzen, die Herausforderungen gewachsen. Um zukünftig Defizite zu vermeiden, sieht der Trägerverein Handlungsbedarf. Dies wurde in seiner Hauptversammlung am Donnerstag Abend im Waldshuter Café „Stellwerk“ deutlich. Knapp 40 Vereinsmitglieder waren anwesend.

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Vorsitzende Eva-Maria Zuber, die stellvertretende Vorsitzende Gabriele Schmidt und Geschäftsführerin Marlies Sonntag leiteten die Sitzung. Im Mittelpunkt standen der Jahresbericht und Jahresabschluss 2018 und der Haushaltsplan 2019. Sehr erfreulich gestaltete sich nach Aussage der Vorsitzenden 2018 die Spendensituation. Eine Gönnerin hatte dem Verein eine Wohnung vererbt, die er hergerichtet und vermietet hat.

Investition in die Zukunft

Mit den Mieteinnahmen finanziert er eine Wohnung, um Erleichterung in die beengte Wohnsituation im Frauenschutzhaus zu bringen. „Die Wohnung ist kein Luxus, die Frauen hatten im Frauenhaus einen Standard wie vor 25 Jahren und keine Privatsphäre, jetzt haben sie mehr Platz und Luft“, sagte die Vorsitzende Zuber. Für den Verein ist die Wohnung eine Investition in die Zukunft.

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Finanziell die größte Herausforderung für das Frauen- und Kinderschutzhaus und die angegliederte Beratungsstelle Courage sind die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Personalkosten. Der Verein will seine Anstrengungen bei der Akquirierung von Spenden weiter erhöhen. Um das Frauenhaus fit für die Zukunft zu machen, sieht er aber letztendlich eine größere Unterstützung durch den Landkreis als unumgänglich an und wird einen entsprechenden Antrag beim Landratsamt stellen.

Hilfsangebote ausgeweitet

Ungeachtet der finanziellen Problematik, weitet er seine Hilfsangebote für von häuslicher Gewalt bedrohte und betroffene Frauen aus. Seit Beginn des Jahres werden Frauen im Rahmen des vom Land geförderten Projekts „Second Stage“ nach dem Verlassen des Frauenhauses weiter beraten und unterstützt. Weiterhin haben erste Treffen eines Arbeitskreises „Häusliche Gewalt“ stattgefunden. Vertreter aller Institutionen, die mit häuslicher Gewalt zu tun haben, arbeiten in dem Arbeitskreis zusammen. Auch personell gibt es bald Veränderungen: Die Vorsitzende Eva-Maria Zuber und die stellvertretende Vorsitzende Gabriele Schmidt haben in der Versammlung angekündigt, bei den 2020 anstehenden Wahlen nicht mehr zu kandidieren.

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Das Führungsteam des Frauen-und Kinderschutzhauses Kreis Waldshut: Marlies Sonntag (von links, Geschäftsführerin), Eva-Maria Zuber ...
Das Führungsteam des Frauen-und Kinderschutzhauses Kreis Waldshut: Marlies Sonntag (von links, Geschäftsführerin), Eva-Maria Zuber (Vorsitzende) und Gabriele Schmidt (stellvertretende Vorsitzende). Bild: Ursula Freudig

Die Arbeit des Frauenhauses in Zahlen

  • Belegung: Das Frauen- und Kinderschutzhaus Kreis Waldshut nahm 23 Frauen und 21 Kinder auf. Die durchschnittliche Belegung betrug 103,7 Prozent. Wegen Platzmangel und vorübergehender personeller Unterbesetzung wurden 73 Frauen und 93 Kinder an andere Häuser vermittelt.
  • Alter und Erwerbstätigkeit: Zwölf der aufgenommenen Frauen waren zwischen 18 und 29 Jahre alt, neun waren zwischen 30 und 39 und zwei älter als 40. 17 Frauen waren vor der Aufnahme nicht erwerbstätig.
  • Vorheriger Wohnort und Aufenthaltsdauer: 13 der 23 aufgenommenen Frauen kamen aus dem Landkreis Waldshut. Knapp die Hälfte der 23 war eine Woche bis zu drei Monaten im Frauenhaus, vier blieben bis zu einer Woche, vier länger als drei Monate. Vier kehrten nach dem Auszug wieder zu ihren gewalttätigen Partnern zurück. Ende 2018 wohnten vier Frauen im Schutzhaus.
  • Die Gewalttäter: 74 Prozent der 23 Frauen erlitten Gewalt von Ehemännern, Partnern oder Ex-Ehemännern/Partnern. Neun Prozent von weiblichen und 13 Prozent von männlichen Angehörigen.
  • Beratungen: In der Beratungsstelle Courage in Lauchringen wurden 62 Frauen, 17 Angehörige, 15 Fachstellen und fünf Andere beraten. Insgesamt fanden 287 Beratungen statt. Die Frauen waren zwischen 16 und 65 Jahre alt. Die größte Gruppe waren die 21- bis 25-jährigen Frauen. (ufr)