Zum globalen Klimastreik von Fridays for Future unter dem Motto „Alle fürs Klima“ am kommenden Freitag, 20. September, gehen auch wieder Schüler in Waldshut-Tiengen auf die Straße. Allerdings dieses Mal außerhalb der Schulzeit. Um 18 Uhr treffen sich die Demonstranten vor dem Rathaus in der Kaiserstraße.
Warum streiken die Schüler dieses Mal außerhalb der Schulzeit?
„Nur so können alle Generationen mitmachen und keiner hat mehr eine Ausrede“, erklärt Jan Amann vom Organisationsteam. Die Waldshut-Tiengener Fridays-for-Future-Gruppe möchte so auch Berufstätigen die Möglichkeit bieten, teilzunehmen. Jan Amann selbst kann in seinem Freiwilligen Sozialen Jahr auch nicht einfach „frei machen“. „Mama, Papa, Oma, Opa – alle können dann Flagge bekennen“, hofft der 19-Jährige aus Weilheim-Remetschwiel. Mit der Demonstration soll zudem ein festen Kern für die Ortsgruppe Waldshut-Tiengen angeworben werden. Eski Fengler, Ethik-Lehrerin am Klettgau-Gymnasium Tiengen, unterstützt die Demonstration, verteilt Flyer und Plakate bei Schulen und Verbänden. Dass die Demo außerhalb der Schulzeit stattfindet, gefalle ihr: „Natürlich ist dann die Brisanz nicht so hoch. Zudem können so auch Eltern und wir Lehrer hingehen und zahlenmäßig Präsenz zeigen. Umso mehr wir sind, umso besser“. Ein weiterer Grund für die Verschiebung auf den Abend sei, dass die Schulen Sanktionen angedroht hätten, berichtet Amann. Wer während der Schulzeit streike, müsse nachsitzen, habe es von Seiten der Schulleitungen geheißen.

Was planen die Schüler für Freitag?
Beim Ordnungsamt der Stadt Waldshut-Tiengen wurde eine Demonstration mit 300 Teilnehmern angemeldet. Die Veranstaltung beginnt am Freitag um 18 Uhr vor dem Rathaus an der Waldshuter Kaiserstraße. Zwei Reden werden gehalten, es werde Sprechchöre geben und ein Musiker aus Bad Säckingen spiele auf dem Akkordeon, sagt Delilah Gottstein aus dem Organistationsteam. Im Gegensatz zum ersten Streik im März werde es dieses Mal keinen Demonstrationszug geben.
Was bedeutet es für die Schüler während der Schulzeit zu streiken?
Delilah Gottstein hätte gerne während der Schulzeit gestreikt. Die Meinungen in der Gruppe dazu gingen jedoch weit auseinander. Viele Angst vor Sanktionen gehabt, berichtet sie. Doch die Androhungen der Schulen wie etwa Nachsitzen oder gar Suspendierungen seien bisher jedoch nie durchgesetzt worden, betont sie. Wer während der Schulzeit streikt, müsse eine Einverständniserklärung der Eltern in der Schule abgeben, bekomme aber dennoch unentschuldigte Fehlstunden ins Klassenbuch eingetragen. Die 16-Jährige aus dem Albbrucker Ortsteil Buch habe selbst schon drei Mal während der Schulzeit und zwei Mal außerhalb der Schulzeit an Friday-for-Future-Demos teilgenommen. Als sie das erste Mal bei einem Streik teilnahm, schrieben ihre Klassenkameraden gerade eine Chemiearbeit. Sie wusste, was sie riskierte und bekam Null Punkte.
Was nehmen die Jugendlichen aus den Streiks mit?
„Bei einem Streik wird uns die schlimme Lage unserer Erde nochmals bewusst gemacht. Als Jugendlicher bekommt man dann den Drang, sich selbst intensiver mit dem Klimaschutz zu befassen und in das Thema einzutauchen“, sagt Delilah Gottstein. Auch der Austausch mit anderen Jugendlichen sei wichtig. Sie selbst verbrachte in den Ferien fünf Tage im Sommercamp von Fridays for Future in Dortmund mit Workshops und Vorträgen von Wissenschaftlern.
Was passiert hinter den Kulissen?
Aktuell besteht das Waldshut-Tiengener Organisationsteam von Fridays for Future aus 16 Jugendlichen aus vielen Orten des Landkreises. Einen Streik zu organisieren, bedeutet für die jungen Klimaschützer viel Arbeit, doch die Aufgaben seien gut aufgeteilt worden, so Gottstein. In der Whatsapp-Gruppe sind 40 Teilnehmer, den Instagram-Account der Ortsgruppe haben 300 Jugendliche abonniert.

Was plant die Gruppe für die Zukunft?
„Wir wollen mehrere Demos in diesem und nächsten Jahr organisieren. Aber erst einmal steht es für uns im Vordergrund, alle Generationen anzusprechen. Sobald wir einen festen Kern haben, mit denjenigen, die sich voll dafür einsetzten und sich den Konsequenzen bewusst sind, können wir auch wieder während der Schulzeit demonstrieren“, sagt Jan Amann und vermutet: „Fridays for Future wäre niemals so groß geworden ohne diese Schulschwänzerei.“
Globaler Klimastreik
Während in Berlin das Klimakabinett tagt und in New York einer der UN-Gipfel des Jahres vorbereitet wird, möchte Fridays for Future den 20. September zum größten globalen Klimastreik aller Zeiten machen. Dabei werden weltweit Menschen für die Einhaltung des Parisabkommens und gegen die anhaltende Klimazerstörung auf die Straßen gehen. Explizit ruft Fridays for Future alle Generationen auf, mitzumachen. Einige Unternehmen hatten angekündigt, ihre Mitarbeiter für den Streik freizustellen.
vwe