Haben Sie schon gewechselt? Wenn nicht, dann wird‘s Zeit. Also, auf jetzt und zum Räderwechsel in die Werkstatt. Oder montiert noch jemand seine Winterräder eigenhändig? Heutzutage keine ganz einfache Sache. Erst recht nicht bei den dicken Schlappen, auf denen ein SUV rollt.
Beim Käfer war alles noch schön einfach
Was war das noch einfach in den Zeiten des legendären VW Käfers. Der vertrug nicht nur einen Nylonstrumpf als kurzzeitigen Ersatz für den gerissenen Keilriemen. Auch für den Wechsel auf Winterreifen, damals noch mit Spikes, brauchten die meisten keine Werkstatthilfe.
Warum auch. Es gab nur eine handliche Reifengröße, eine simple Verschraubung und einen Wagenheber an Bord, mit dem man die Kiste problemlos aufbocken konnte.
Dann kam die moderne Technik
Und dann begann die Ära Golf. Moderne Technik nahm bei allen Automarken Fahrt auf, und mit ihr das eine und andere Problem für jeden, der selber die Räder wechselte. Und sei es nur die Delle, weil der Wagenheber nicht an der vorgeschriebenen Stelle des Rahmens angesetzt wurde oder, weil ein Drehmomentschlüssel fehlte, man eine Radschraube vermurkste.
Spätestens jetzt entschied man sich, ein paar Mark für den Monteur in der Werkstatt locker zu machen. Und dem man dann in der nach Benzin duftenden und mit Ölflecken auf dem Betonboden gemusterten Montagehalle bei der Arbeit zuschaute und ihm zwei oder drei Mark Trinkgeld zusteckte.
Heute residieren die Reifen in einer Residenz
Und heute? In die wie ein Krankenhaus-OP weiß gefliesten und wie geleckten Werkstätten dringt kein Räderwechsel-Kunde mehr vor. Ihm wird in der Autohaus-Lounge das Warten mit Kaffee und Teilchen versüßt. Zuvor hat der Kunde erfahren, dass seine eingelagerten Winterreifen einen „Räderlogistikservice“ durchlaufen haben und nun aus der auswärts angesiedelten „Räderresidenz“ angeliefert wurden.
Hä – Residenz? Doch, doch. Womit früher der Amtssitz des Großherzogs gemeint war, wird heute ein schlichtes Reifenlager geadelt. Modernes Leben eben. Doch manchmal ertappt man sich, von alten Käfer-Zeiten zu träumen.