Der Erlass der Landesregierung kam am 16. März, am folgenden Tag wurde er umgesetzt: Das Matthias-Claudius-Haus (MCH) in Waldshut hat wegen des Coronavirus seine Pforte für Besucher geschlossen. Die rund 100 Bewohner des Alten- und Pflegeheims und ihre Angehörigen müssen vorläufig auf persönliche Kontakte verzichten. Geschätzte rund 50 Besucher gingen vor dem Besuchsverbot täglich ein und aus.
Für Jürgen Späth, Geschäftsführer des MCH, ist die Entscheidung der Landesregierung absolut richtig, um eine Risikogruppe zu schützen: „Bei uns wohnt die am meisten gefährdete Bevölkerungsgruppe überhaupt, alte Menschen mit Begleiterkrankungen.“

Telefonisch hat das Haus die Angehörigen über das generelle Besuchsverbot informiert und ist nach Aussage Späths, auf weitgehende Akzeptanz gestoßen. Intern hat das MCH die Sozialkontakte schon die Woche vor dem Erlass heruntergefahren. Gruppenaktivierungsangebote wie Gedächtnistraining, Sitztanz, basteln und singen wurden bis auf Weiteres gestrichen.
Überall im Haus hängen Informationsblätter, die zum richtigen Verhalten in Corona-Zeiten anleiten und auffordern. Angefangen vom Benutzen der Desinfektionsstationen, dem richtigen Händewaschen bis zur Anweisung, Abstand zu halten und nur noch maximal zu zweit den Aufzug zu nutzen. Bewohner wurden und werden aufgefordert, das Haus vorläufig nicht mehr zu verlassen und bei Einkaufswünschen, den extra eingerichteten Einkaufservice zu nutzen. Eine generelle Ausgangsperre gilt aber auch für sie nicht.
Wie Pflegeheime mit der Corona-Krise umgehen
Die rund 80 Vollzeitmitarbeiter des MCH stehen für Jürgen Späth in besonderer Verantwortung. Regelmäßig werden sie aufgefordert und daran erinnert, bei ihrer Arbeit die allgemein geltenden Hygienevorschriften einzuhalten und sich auch außerhalb des Hauses verantwortungsvoll zu verhalten, um das Risiko, das Virus ins Haus zu tragen, zu minimieren.
Und sollte doch das Schlimmste passieren, sieht Geschäftsführer Späth „sein“ Haus mit Blick auf die vorhandene Schutzausrüstung gut gerüstet. Zumindest eine zeitlang. Angespannt, aber ruhig nennt er die Stimmung im Matthias-Claudius-Haus. „Zum jetzigen Zeitpunkt“, versichert er, „gibt es keinerlei Symptomatik für eine Infektion, weder seitens Bewohnern noch seitens Personal.“
Jürgen Späth rechnet mit weiteren behördlichen Anordnungen, jede Stunde, sagt er, könne was Neues kommen. Der Geschäftsführer des Matthias-Claudius-Hauses glaubt nicht, dass sich die Situation in den Alten- und Pflegeheimen bereits in den nächsten Wochen entspannt. Er geht davon aus, dass bei Erfolg der laufenden Anti-Corona-Maßnahmen mögliche Lockerungen der geltenden Beschränkungen zunächst nicht für die Alten- und Pflegeheime mit ihren stark gefährdeten Bewohnern gelten.
Haus am Vitibuck Tiengen
Das Haus am Vitibuck hat bereits am 11. März ein Besuchsverbot ausgesprochen. Es wird nach Aussage von Heimleiterin Anna Offermann-de Boor allgemein akzeptiert. Ebenso befolgt werde von den Bewohnern die dringende Empfehlung, nicht nach draußen zu gehen, sondern sich auf die Balkone und den Garten im Innenhof zu beschränken. „Unsere Bewohner verstehen die Situation und sagen, dass die Maßnahmen in Ordnung sind, weil sie sich selbst und andere nicht gefährden wollen“, so die Heimleiterin.

Dass die Heimbewohner bislang gut mit den Einschränkungen klar kommen, sagt auch die Pflegefachkraft Jens Terlinde. Er beobachtet, dass die Heimbewohner sich jetzt mehr miteinander beschäftigen als vorher und viele verstärkt merken würden, dass sie nicht alleine sind. Um das Besuchsverbot etwas abzumildern, hat das Heim über normale Telefonkontakte hinaus, vor Kurzem Video-Gespräche ermöglicht.
Pflegeheim St. Josef Tiengen
Im Altenpflegeheim St. Josef spricht Geschäftsführer Waldemar Herz von einem Zutrittsverbot für die Angehörigen. „Seine große Akzeptanz zeigt, dass die Maßnahme im Sinne der Angehörigen ist“, sagt er. Etliche hätten sogar schon vor dem Verbot freiwillig auf Besuche verzichtet. Für die Mitarbeiter hat das St. Josef-Haus eine extra Hygieneschulung initiiert, um ihr Wissen aufzufrischen.
Die dringende Empfehlung an die Heimbewohner, sich bei Aufenthalten im Freien vorläufig mit der Terrasse zu begnügen, stößt nach Aussage des Geschäftsführers auf offene Ohren. Neben telefonischen Kontakten, sieht Waldemar Herz auch Briefe als gutes Mittel an, um die weggebrochenen persönlichen Kontakte etwas auszugleichen.