Erhöhte Energiekosten schlagen sich auf die Höhe der Nebenkosten nieder und das sorgt für höhere monatliche Ausgaben – auch für Mieter. In diesem Zusammenhang fällt gerne der Begriff „bezahlbarer Wohnraum“. Doch wann darf Wohnraum überhaupt als bezahlbar gelten? Gibt es da überhaupt allgemeingültige Faustregeln? Und wie sieht das hier in Waldshut-Tiengen aus?

„Lücken in der Versorgung freiwillig schließen“

Andreas Vogt von der Baugenossenschaft Föfa erklärt: „Zuerst muss man verstehen, dass viele große Städte kommunale Wohnbaugesellschaften haben, die der Stadt gehören. Etwa die städtische Wohnbau Lörrach. Im Landkreis Waldshut gibt es so etwas nicht. Dafür gibt es aber leistungsstarke Genossenschaften, die diese Lücke größtenteils freiwillig schließen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Die Föfa besitzt aktuell insgesamt 995 Wohnungen, davon 743 in Waldshut-Tiengen. Besonders stark vertreten ist laut Vogt die Föfa in Waldshut in der Liedermatte mit 260 Wohnungen und im Schmitzinger Tal mit 69 Wohnungen. In Tiengen befindet sich ein großer Teil des Föfa-Bestands in der Südstadt mit 284 Wohnungen und im Bereich Schaffhauser Straße mit 102 Wohnungen. Der Großteil der Wohnungen, die die Föfa zur Verfügung stellt, sind Zwei- oder auch Drei-Zimmer-Wohnungen, „diese stellen die einfachste und am meisten gefragte Form von Wohnungen dar“, so Vogt.

Brandenburger Str. 3, Tiengen, 25 Wohnungen, Baujahr 1978, Modernisierung 2022.
Brandenburger Str. 3, Tiengen, 25 Wohnungen, Baujahr 1978, Modernisierung 2022. | Bild: Föfa Baugenossenschaft

Auch in anderen Gemeinden im Landkreis ist die Baugenossenschaft vertreten: In Lauchringen gibt es 109 Wohnungen, in Kadelburg 49, in Dogern 17, in Wutöschingen 41, in Eggingen 18 und in Bonndorf ebenfalls 18.

Älterer Wohnbestand als echter Schatz

So erfreulich es auch sein mag, bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen – Andreas Vogt betont auch: „Wichtig ist, zu verstehen, wir können nicht hexen! Die Föfa kann nur deshalb so viele Wohnungen günstig anbieten, weil noch so viele Wohnungen aus den früheren Zeiten da sind. Den Gründern von damals, die diese Werte geschaffen haben, muss man einfach dankbar sein, und dieser Bestand muss so lange wie möglich erhalten bleiben.“

Haydnstr. 8/10, Waldshut, 14 Wohnungen, Baujahr 1960, Modernisierung 2010.
Haydnstr. 8/10, Waldshut, 14 Wohnungen, Baujahr 1960, Modernisierung 2010. | Bild: Föfa Baugenossenschaft

Private Vermieter achten oft auf Sozialverträglichkeit

Anton Bernhard Hilbert, Vorsitzender des Vereins Haus und Grund Hochrhein, erklärt zum Bestand an bezahlbarem Wohnraum folgendes: „Die privaten Vermieter stellen bundesweit über 60 Prozent der Mietwohnungen in großer Vielfalt. Sie sind die Garanten für eine gute Wohnraumversorgung. Das gilt auch für den Kreis Waldshut.“

Im Bestandsbereich liegen die Mieten laut Hilbert häufig noch im Bereich von acht Euro/Quadratmeter, vereinzelt noch darunter: „Denn private Vermieter achten sehr auf eine gute Sozialverträglichkeit. Sie verzichten eher auf eine wirtschaftlich notwendige Mieterhöhung, um ihre Mieter nicht zu überfordern“, so der Vorsitzende des Vereins Haus und Grund Hochrhein. Und auch bei Neuvermietungen würden private Vermieter auf die Belange der Mietinteressenten achten, soweit möglich.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Mietpreisentwicklung ist in den letzten Jahren hinter der Inflationsrate zurückgeblieben. Die geplanten aufwendigen Sanierungspflichten werden auch die Bestandsmieter belasten. Deutliche Unterschiede bei den Mietpreisen gibt es in der räumlichen Verteilung. Im dörflichen Raum, abseits der Hochrheinschiene, sind die Mieten deutlich günstiger als entlang der Grenze zur Schweiz.

Problembereich Neubauten

Problematisch wird es bei Neubauten, erklärt Hilbert. Ein Rechenbeispiel: Bei Baukosten von 3000 Euro/Quadratmeter (inklusive Grundstück) muss für eine Wohnung von 100 Quadratmetern ein Betrag von 300.000 Euro finanziert werden. Bei Zinsen von 3,5 Prozent und einer Tilgung von zwei Prozent liegt die anfängliche Finanzierungslast somit bei 1.375 Euro monatlich. Das entspricht einem Finanzierungsbetrag von 13,75 Euro/Quadratmeter. Das rückt für viele Mieter die Wohnung aus dem Bezahlbarkeitsrahmen. Hohe Baupreise führen zu einem deutlich reduzierten Neubau. Das Angebot an Wohnraum verknappt sich insgesamt. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die Wohnbauziele der Bundesregierung deutlich verfehlt werden. Knapper Wohnraum führt zu steigenden Mieten.

Das könnte Sie auch interessieren

Fazit: Derzeit ist der Bereich Waldshut-Tiengen mit bezahlbarem Wohnraum noch vergleichsweise gut versorgt. Haus & Grund Hochrhein erwartet einen knapper werdendes Angebot an Mietwohnungen und steigende Mieten, aber auch die aktuell noch gute und erschwingliche Wohnraumversorgung wird sich verschlechtern. Haus und Grund Hochrhein sieht die Entwicklungen mit Sorge.