Susann Duygu-D'Souza

Frau Strasser, speziell bei Herzinfarkten zählt jede Minute. Konnten mit dem neuen Labor schon direkt Leben gerettet werden, weil die Versorgung nun vor Ort stattfinden kann und Patienten nicht mehr nach Bad Krozingen müssen?

Wir haben bereits 180 Herzkatheter erfolgreich durchgeführt. Darunter waren 38 Patienten mit einer sogenannten instabilen Angina, dies entspricht einem drohenden Infarkt. Sechs Patienten mit einem akuten Infarkt konnten direkt von der Liege des Rettungsdienstes auf den Herzkatheterplatz transferiert werden, sodass keinerlei Verzögerung erfolgte. Also nicht wie bisher rund eine Stunde Flug, sondern eine sofortige Eröffnung des Infarktgefäßes. Drei dieser Patienten waren bei Ankunft im Schock und hätten einen Flug auch voraussichtlich nicht überstanden. Diese optimale Versorgung gilt derzeit zur regulären Dienstzeit. Zeitnah ist eine 24 Stundenbereitschaft/sieben Tage die Woche geplant.

Ein Blick auf die Arbeit im Herzkatheterlabor

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass es hier am Hochrhein so viele Menschen mit Herzerkrankungen gibt?

Risikofaktoren spielen eine große Rolle bei der Entstehung von Herzerkrankungen. Dazu gehören Alter, hoher Blutdruck, Diabetes und hohe Blutfette. Hier gilt es, dass Bewusstsein der Bevölkerung zu schulen. Weiterhin sind Patienten hier in der Region kardiovaskulär noch nicht ausreichend versorgt, sodass der Anteil an instabilen Patienten überraschend hoch ist. In anderen Regionen Deutschlands werden die Patienten im Krankheitsverlauf früher, das heißt in der stabilen Phase versorgt, sodass mit der Etablierung der Herzkatheters in Waldshut auch dies eine zentrale Aufgabe sein wird.

Gibt es noch weitere Projekte, die Sie umsetzen wollen, um eine noch bessere Versorgung im Bereich von Herzerkrankungen am Standort Waldshut gewährleisten zu können?

Wichtig ist die Aufklärung der Patienten: Dazu werden wir eine ganze Reihe an Vortragsreihen im Herzmonat November 2020 anbieten. Wir wollen bestehende Herzsportgruppen unterstützen und eventuell auch neue dazu gründen. Geplant ist auf alle Fälle eine Hochrisiko-Sprechstunde für extrem gefährdete Patienten. Dies hat sich in anderen Regionen sehr bewährt, hängt aber von der Zulassung durch Krankenkassen ab.

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Wie hält man das Risiko für Herzerkrankungen so gering wie möglich?

Wichtig ist es, die Risikofaktoren zu minimieren: Normalgewicht halten oder anstreben, regelmäßig Sport, Blutdruck optimal einstellen, Blutfette und Diabeteswerte untersuchen lassen und Normwerte erreichen. Am Alter und Geschlecht als Risikofaktoren können wir leider nicht sehr viel machen.

Bei welchen Warnsignalen sollten sich Patienten umgehend in medizinische Betreuung geben?

Herz- oder Thoraxschmerzen insbesondere bei körperlicher oder psychischer Belastung sind ein wichtiges Warnsignal. Die überdurchschnittliche Luftnot bei Belastung kann ebenfalls ein Warnsignal sein. Herzrhythmusstörungen oder auch stark geschwollene Beine durch Wassereinlagerungen sind weiter wichtige Warnsignale.