Flotte Klänge der Stadtmusik Waldshut und des Musikzugs St. Florian, schwungvolle Tänze der Alt-Waldshut-Jugend, durstlöschendes Bier für die Großen und Spielspaß für die Kleinen: Die 553. Chilbi bot am Wochenende fast alles, was das große Waldshuter Heimatfest ausmacht. Aber eben nur fast.
Denn coronabedingt mussten die üblichen Programmpunkte wie Heimatabend, Festumzug, Wunschkonzerte, Bockverlosung und Rummelplatz mit Feuerwerk zum zweiten Mal in Folge unter den Tisch fallen. Gleichwohl ist es der Junggesellschaft 1468 Waldshut und der Vereinigung Alt-Waldshut gelungen, die Kernbotschaften der Chilbi – Tradition und Unterhaltung – auch dieses Jahr zu vermitteln.
Mit Donnergrollen und nicht etwa Kanonenschüssen, wie vor 553 Jahren, als die Eidgenossen vor Waldshut standen, begann die Chilbi am Sonntagmittag. Im Stadtpark bei der evangelischen Kirche hatte die Vereinigung Alt Waldshut einen Spieleparcours für Kinder errichtet, bei denen die jungen Teilnehmer ihr Geschick unter anderem beim Eierlaufen und Büchsenwerfen bewiesen.

Für jede der sechs absolvierten Aufgaben bekamen die Kleinen einen prall gefüllten Chilbibeutel. Eine der Stationen war ein gemeinsames Foto mit Chilbibock Joachim, der jedoch das aufziehende Gewitter zu spüren schien und im wahrsten Sinne des Wortes bockte. Aus Sicherheitsgründen kam das Tier zurück in den Stall, und die Besucher posierten alternativ mit dem Waldshuter Männle Lothar Schmidt.
„So lange es nur rumpelt, ist es mir egal“, sagte Simone Hofmann, eine der drei Vorsitzenden von Alt-Waldshut, und äußerte sich im Gespräch mit dieser Zeitung begeistert von der guten Resonanz auf das Kinderfest. Kurz darauf öffnete der Himmel dann doch wie so oft in diesem Sommer die Schleusen, und der Regen ergoss sich kurz, aber heftig über die 553. Chilbi. Unter dem Vordach des Hochrhein-Gymnasiums fanden die Gäste Schutz, bevor es nach Abzug des Gewitters auf dem Schulhof mit dem Festprogramm weiterging.
Junggesellen und Alt-Waldshut, die das Heimatfest erstmals gemeinsam organisiert hatten, erinnerten die nach und nach immer mehr eintrudelnden Festbesucher an das Hygienekonzept mit Registrierung und Maskenpflicht auf dem Gelände (außer am Tisch). „Damit alle gesund und munter von dieser Veranstaltung zurückkehren“, erklärte Marion Maier von Alt-Waldshut.
Der Musikzug St. Florian und die Kinder- und Jugendtanzgruppe von Alt-Waldshut unterhielten anschließend die Gäste mit ihren jeweiligen Darbietungen, bevor es spannend wurde: Zuerst gab es für die Jungen bei der Kinderverlosung in zwei Alterskategorien etwas zu gewinnen.
In Anlehnung an die spätere Chilbiverlosung brannten die Junggesellen eine Wunderkerze ab und zählten dabei jeweils von 1 bis 100. Zunächst erloschen bei der Zahl 33 die Funken, und der sechsjährige Maximilian Lederer aus Waldshut konnte seinen Gewinn entgegennehmen, bevor die 18-jährige Judith Maier aus Waldshut mit ihrem Los Nummer 1 Glück hatte.
Länger auf die Folter gespannt wurden die Festbesucher bei der darauf folgenden Chilbiverlosung zugunsten eines guten Zwecks. Nach einem Zählmarathon der Junggesellen brannte die Flamme der Chilbi-Laterne bei der Zahl 366 den Faden durch, und das daran hängende Glas zersplitterte auf dem Boden.
Das Los mit der Nummer 366 hatte kein Geringerer als Bundestagsabgeordneter Felix Schreiner gekauft, der zunächst verdutzt schaute, als Jacobshagen ihn als Gewinner verkündete, aber dann freudestrahlend seinen Preis entgegennahm. „Wir werden einen guten Platz für das Bild finden“, sagte er über das farbenfrohe Gemälde des Tiengener Künstlers Josef Briechle, der das Motiv als „das pralle Leben“ bezeichnete.
Schreiner hatte beim Kauf seiner Lose bestimmt, dass im Falle eines Gewinns, die Summe an das Kinder- und Jugendschutzhaus des Landkreises Waldshut geht. Die insgesamt 1000 Lose zu je zwei Euro samt Spenden brachten in diesem Fall 2553 Euro ein.
„Es ist toll, dass die Vereine das Optimale herausgeholt haben“, sagte der seit 2019 amtierende Bockgewinner Klaus Danner über den sechsstündigen Chilbisonntag. Auch die Veranstalter sind zufrieden mit dem Fest: „Wir haben die maximale Personenzahl von 200 erreicht, mussten aber niemanden wegschicken“, erklärte Marc Jacobshagen.