Sie war vorbei, noch ehe sie richtig beginnen konnte: die Fasnacht 1991. Der damals am 17. Januar zur Befreiung Kuweits begonnene Golfkrieg gegen den Irak ließ den Narrenzünften keine andere Wahl als die Absage ihrer Veranstaltungen. Und nun, 30 Jahre später, fällt wieder mal eine Fasnacht aus – dieses Mal dem Kampf gegen Corona geschuldet.
Die meisten Narrenzünfte im Landkreis Waldshut gaben am 19. Januar 1991 ihren Ausstieg aus der Fasnacht bekannt. Diese Entscheidung angesichts von Tod und Zerstörung war vom Präsidium der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (VSAN) den Mitgliedsvereinen empfohlen worden. In Waldshut wurde – wie andernorts auch – die Absage durch die Zunft von den Vereinen als den Veranstaltern der traditionellen Fasnachtsbälle mitgetragen.
Wie reagiert die Bevölkerung?
Während von den offiziellen Veranstaltern eine Absage nach der anderen eintraf, war noch offen, wie es die Bevölkerung mit der privaten Narretei halten würde. Ein dazu befragtes Waldshuter Zunftmitglied hoffte jedenfalls: „Der Verzicht der Zünfte ist hoffentlich ein so deutliches Signal, dass auch private Veranstalter kein Remmidemmi abziehen.“ Ein Zeichen dafür, dass auch die Bevölkerung die Fasnacht 1991 aus dem Kalender gestrichen hatte, waren die inzwischen zu Ladenhütern gewordenen närrischen Utensilien in den Geschäften. Luftschlangen und Pappnasen verstaubten in den Regalen.
Der Fasnachtsverzicht direkt zu Beginn ihrer heißen Phase war für die Aktiven in den Zünften und Vereinen eine bittere Pille. Sie alle hatten sich seit Wochen intensiv auf ihre Veranstaltungen oder Auftritte vorbereitet. Das war nun alles umsonst gewesen. Ein Ärgernis, das den Zünften in diesem Jahr wegen der frühen Absage immerhin erspart bleibt.
Absage trifft Narrenzunft Tiengen hart
Eine der im Jahr 1991 vom Verzicht am härtesten getroffenen Zünfte war die von Tiengen. Nach rund zweijähriger Vorbereitungszeit war sie für das am 26./27. Januar 1991 terminierte große Hochrheinnarrentreffen bereits startklar. Die Bürger- und Narrenzunft saß nun auf Rechnungen von über 20.000 Mark und hoffte auf eine milde Gabe der Stadt Waldshut-Tiengen.