Mit ihren rot-weißen Kostümen und den schwingenden Fahnen sind die Fahnenschwingerinnen Tiengen fester Bestandteil des Schwyzertags. Aber auch an der Waldshuter Chilbi begeistern die Sulzer Spitzen. Lena Jensen und Madeleine Scharf erzählen von ihrer Gruppe und zeigen, was sie können.

Die Fahnenschwingerinnen sind eine Gruppe der Bürger- und Narrenzunft Tiengen. Aktuell sind sie zu zehnt, erzählt Lena Jensen. „Madeleine und ich sind tatsächlich die einzigen über 18, die anderen sind im Bereich von acht bis 15 Jahren.“ Zu den jüngeren gehören auch Anna Völkle und Lea Ebner.

Lena Jensen und Madeleine Scharf sind dabei, seit sie sieben oder acht Jahre alt waren. Das ist mittlerweile etwa 15 Jahre her. „Unsere Heimatverbundenheit ist groß, deswegen sind wir dabei geblieben, aber das ist bei den aller wenigsten so“, sagt Lena Jensen.

Fester Bestandteil des Schwyzertags

„Unser Hauptevent im Jahr ist der Schwyzertag, da sind wir die ganzen vier Tage voll dabei, auch beim Heimatabend und laufen beim Umzug mit“, sagt Lena Jensen. An Fasnacht seien sie auch beim Düengemer Obed in Tiengen dabei, so Madeleine Scharf. Daneben sind sie auch Teil bei verschiedenen Kreistrachtenfesten, beim Rosenfest Nöggenschwiel und bei der Waldshuter Chilbi. Dort laufen sie bei den Umzügen mit, wie auch am Sonntag, 18. August, bei der Chilbi.

Die Fahnenschwingerinnen lassen ihre Fahnen mit den roten Sulzer Spitzen tanzen. Mit dabei sind Madeleine Scharf, Lea Ebner, Anna Völkle ...
Die Fahnenschwingerinnen lassen ihre Fahnen mit den roten Sulzer Spitzen tanzen. Mit dabei sind Madeleine Scharf, Lea Ebner, Anna Völkle und Lena Jensen (von links). | Bild: Sandra Bonitz

Sie verbinden Tradition mit Neuem

Obwohl die Tracht, die die Fahnenschwingerinnen tragen, wie Lena Jensen sagt, nicht traditionell ist, gibt es dennoch Traditionen. Eben weil sie ein fester Bestandteil des Schwyzertags sind, zum Beispiel. „Auch die Fahnen als unser Wahrzeichen und die Sulzer Spitzen gehören zu uns“, sagt Lena Jensen.

Wie lange es die Fahnenschwingerinnen gibt, ist aber nicht so genau nachvollziehbar. „Aber wir sind einfach noch nicht so lange beständig wie die anderen historischen Gruppen“, so Lena Jensen. Und Madeleine Scharf erzählt, dass schon ihre Oma, die 1923 geboren ist, schon die Fahnen geschwungen hat. Das gibt zumindest einen Anhaltspunkt, seit wann es die Gruppe geben könnte, aber es sei eben nicht ganz sicher zu sagen.

So schön lassen sie die Sulzer Spitzen tanzen Video: Sandra Bonitz

Vor etwas mehr als zehn Jahren hat es dann einige Veränderungen gegeben. Früher waren die Fahnen aus Reinholz, nun haben sie einen Metallgriff und eine Metallspitze, erzählen die Fahnenschwingerinnen. Zudem haben sie da auch mit dem Werfen angefangen. „Wir haben das Werfen von den Fahnenschwingern in Konstanz beigebracht bekommen“, erzählt Lena Jensen. Durch Wochenend-Workshops haben auch die Tiengener Fahnenschwingerinnen die Figuren, bei dem man die Fahnen wirft, gelernt.

Eine rein weibliche Gruppe in der Zunft

Wie der Name schon sagt, sind die Fahnenschwingerinnen eine rein weibliche Gruppe. „Das ist eine Seltenheit“, sagt Lena Jensen, denn andere Gruppen seien männlich oder gemischt. Auf die Frage, ob dennoch auch Männer Teil der Gruppe werden könnten, sagen sie: „Aber wenn wir eine Anfrage bekommen würden, die ernst gemeint ist, würden wir bestimmt eine Lösung finden.“

Auch das Werfen und Auffangen will geübt sein. Dass sie das beherrschen zeigen Madeleine Scharf, Lea Ebner, Anna Völkle und Lena Jensen. ...
Auch das Werfen und Auffangen will geübt sein. Dass sie das beherrschen zeigen Madeleine Scharf, Lea Ebner, Anna Völkle und Lena Jensen. (von links) | Bild: Sandra Bonitz

Dass die Fahnenschwingerinnen heute so jung sind, war nicht immer so. „Früher waren es mehr erwachsene Frauen, erst in den letzten Jahren hat es sich so entwickelt, dass wir sehr jung sind“, sagt Lena Jensen. Dafür sei auch die Corona-Pandemie ein Stück weit verantwortlich, erklärt Madeleine Scharf: „Wir hatten damals viele, die zum Studieren weggegangen sind und nach Corona den Anschluss verloren haben.“ Danach seien vor allem jüngere Mitglieder zur Gruppe dazugekommen.

Training und Vorbereitung für ihre Auftritte

Zur Vorbereitung auf den Schwyzertag und die Umzüge trainieren die Fahnenschwingerinnen einmal pro Woche miteinander. Dabei gebe es keine bestimmten Voraussetzungen, die die neuen Mitglieder erfüllen müssten. „Wichtig ist nur, dass die Mädels nicht zu klein sind. Besonders viel Kraft braucht man nicht für die Schwünge, das hat man relativ schnell drauf“, so Madeleine Scharf. Weil die Fahnen maximal bis zum Kinn gehen sollten, sollte man eben eine gewisse Größe mitbringen, erläutert Lena Jensen. Alles andere lernen sie schnell beim Training.

Bei Interesse

Wer Interesse hat, bei den Fahnenschwingerinnen reinzuschnuppern, kann sich gerne per Mail an fahnenschwingerinnen@zunft-tiengen.de melden.

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