Mit so vielen hatte niemand gerechnet: An die 120 Frauen und Männer, die aktiv ukrainische Flüchtlinge auf die ein oder andere Weise unterstützen möchten oder es bereits tun, sind bei einem Informationsabend in der Stadthalle Waldshut zusammengekommen. Gut 100 Flüchtlinge aus der Ukraine leben derzeit in Waldshut-Tiengen, alle sind privat untergebracht.
Eingeladen zu dem Helfertreffen hatten der Helferkreis Asyl Waldshut-Tiengen und die Stadt Waldshut-Tiengen. Oberbürgermeister Philipp Frank hob in seiner Begrüßung hervor, dass für die Geflüchteten die Hilfsbereitschaft stündlich wachse, aber deren Organisation und Koordination vor Herausforderungen stellen würde.
Die Fäden für einen geordneten, effektiven Ablauf der Hilfe sollen beim Helferkreis Asyl zusammenlaufen, zunächst mit der Stadt als vermittelnder Behörde zwischen Helferkreis und Hilfesuchenden. Das Treffen in der Stadthalle diente dazu, Menschen, die in Waldshut-Tiengen ukrainischen Flüchtlingen helfen möchten, zu zeigen, wo sie wie helfen können. Weiterhin sollten erste Weichen für eine optimale Koordination der Hilfe gestellt werden.
Hilfe in verschiedene Bereiche bündeln
Marion Pfeiffer (Ehrenamtskoordinatorin in der Flüchtlingsarbeit Diakonie Hochrhein) leitet den Helferkreis Asyl, der die zentrale Rolle bei der ehrenamtlichen Unterstützung der ukrainischen Flüchtlinge spielen wird und mit Blick auf die Flüchtlingskrise 2015, auf einige Jahre Erfahrung zurückblicken kann. „Es hat sich gezeigt, dass es gut ist, die Hilfe in verschiedene Bereiche zu bündeln“, sagte Marion Pfeiffer.
Dies spiegelte sich bei dem Treffen in der Stadthalle in der Zuordnung von Tische zu Kernbereichen wie „Offene Treffs“ (regelmäßige Treffpunkte für Aktivitäten und Angebote für Flüchtlinge), „Sprache“ (Übersetzungsangebote, Sprachkurse), „Alltagbegleitung“ (Behördengänge, Arztbesuche, Fahrdienste) und „Unterbringung, Wohnen“. An einem Tisch saßen Ehrenamtliche, die bereits ukrainische Flüchtlinge aufgenommen haben.
Ideen und Angebote für Flüchtlinge
Je nach Interesse, kamen die Ehrenamtlichen an den einzelnen Tischen zusammen und ins Gespräch, sie schrieben ganz unkompliziert Ideen und Angebote auf die Papiertischdecken und trugen sich mit ihren Kontaktdaten in ausliegende Listen ein. Einzelne signalisierten auf den Listen bereits die Bereitschaft, die Leitung für einen der genannten Bereiche zu übernehmen.

Neben Oberbürgermeister Philipp Frank und Marion Pfeiffer, waren städtische Mitarbeiter wie Silke Padova (Kinder- und Jugendreferat), Jacqueline Scheuch (Büroleiterin Oberbürgermeister Frank) und Ralph Albrecht (Ordnungsamt) Ansprechpartner an den einzelnen Tischen.
Darum wollen sich Bürger für Flüchtlinge engagieren
Petra Tröndle, Tiengen
„Ich habe seit dem Wochenende die Ukrainerin Liudmyla Foinych aufgenommen, ich hoffe bei dem Helfer-treffen Kontakte zu knüpfen, wo sie zum Beispiel deutsch lernen kann. Sie spricht kein Wort deutsch, kann aber russisch, so das mir meine russischen Freundinnen, die hier in Deutschland leben und mit denen ich eine WhatsApp-Gruppe gegründet habe, beim übersetzen helfen können.“
Egon Ebner, Schmitzingen
„Ich denke, es ist wichtig, dass man Menschen, die schutzlos ankommen und jetzt nicht einmal mit ihrem ukrainischen Geld was anfangen können, weil es nichts mehr wert ist, auf die ein oder andere Art hilft. Ich kann mir vorstellen, mich im Bereich Alltagsbegleitung zu engagieren. Ich könnte zum Beispiel bei Behördengängen oder Arztbesuchen begleiten.“
Snizhana Maksymchuk, Waldshut
„Ich komme aus der Ukraine und wohne seit vier Jahren in Waldshut, habe aber noch Familie in der Ukraine. Alle Ukrainer helfen der ukrainischen Armee, auch die Bauern, sie schicken ihnen Kartoffeln oder Frauen backen Kuchen für sie. Wir wollen hier den Ukrainern helfen, es liegt nahe, dass wir das im Bereich Sprache tun, ich bin Lehrerin und werde vielleicht ukrainische Kinder unterrichten.“
Anna Bünnig, Lauchringen
„Ich bin aus Russland, habe Freunde in der Ukraine und fühle mich angesprochen, zu helfen. Ich möchte Solidarität mit der Ukraine zeigen und ein Zeichen setzen und deutlich machen, dass ich zu den vielen russischen Menschen gehöre, die in Europa und Deutschland leben und die gegen diesen Krieg sind.“