Die Überraschung oder in diesem Fall besser gesagt der Ball platzte kurz vor Ende der Haushaltsberatungen im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Waldshut-Tiengener Gemeinderats: Alle drei Kunstrasenplätze in der Stadt müssen für viel Geld saniert werden, weil das eingebaute Kunststoffgranulat verklumpt.

Um die Kosten im Rahmen zu halten, müsse schnell gehandelt werden, erklärt Klaus Fricker, Vorsitzender des VfB Waldshut am Tag nach der Sitzung im Gespräch mit dieser Zeitung. Auch wenn es ihm unangenehm sei, sich schon im sechsten Jahr seit Inbetriebnahme an die Stadt wenden zu müssen, so Fricker. Die Plätze sind erst sechs Jahre alt.

Grummeln am Ratstisch

Das Grummeln über den Sanierungsbedarf der Spielfelder des SV Eschbach, des VfB Waldshut und des FC Tiengen am Montagabend in der Stadthalle Waldshut war unüberhörbar. Grünen-Sprecherin Petra Thyen, für gewöhnlich nicht bekannt für emotionale Ausbrüche, sagte: „Ich bekomme Hitzewallungen.“ Sie habe sich bereits bei der Entscheidung pro Kunstrasenplätze vor sieben Jahren „maßlos geärgert“. Sie schlug vor, eventuell über einen Rückbau der Plätze zu diskutieren.

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Bürgermeister Joachim Baumert hatte zu Beginn der Diskussion die Lage wie folgt zusammengefasst: „Es besteht ein kurzfristiger Sanierungsbedarf.“ Die Ausschussmitglieder stellten auf seinen Vorschlag hin die Summe von 180.000 Euro für die Reparatur aller drei Kunstrasenplätzen in den Haushaltsplan für das Jahr 2022 ein. Jeweils 60.000 Euro pro Platz. Auf Antrag von CDU-Stadtrat Peter Kaiser allerdings versehen mit einem Sperrvermerk. Das heißt, der Gemeinderat muss einem Sanierungsauftrag nochmals zustimmen.

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Davor soll ein Gutachten Klarheit über Gründe, Maßnahmen und Haftungsfragen schaffen, wie OB Philipp Frank forderte. Und: „Wenn wir sanieren, dann nur mit einem Naturprodukt und nicht mehr mit synthetischen Stoffen.“ Besonders bitter: Die Gewährleistung und damit die Hersteller-Haftung ist abgelaufen, sie galt nur fünf Jahre. Das bedeutet, dass die Stadt die Sanierung wohl alleine stemmen muss. Petra Thyen (Grüne) enthielt sich der Stimme, alle anderen Ausschussmitglieder stimmten der Bereitstellung der 180.000 Euro im Haushaltsplan 2022 zu.

Das sagen die Vereine

Beim VfB Waldshut wurde die Verklumpung des lose zwischen den künstlichen Halmen liegenden Granulats im September festgestellt, wie Vorsitzender Klaus Fricker auf Nachfrage dieser Zeitung erklärte. Zwar sei der VfB-Platz in der Schmittenau in der Nähe des Rheinufers weiterhin bespielbar, aber es bestehe die Gefahr, dass sich das Granulat nicht nur mit sich selbst verklumpe, sondern auch mit dem Flor.

Dann könnte auch dieses, also die künstlichen Grashalme, Schaden nehmen. Noch sammle sich das lose Material nur an den Sohlen der Kickschuhe der Fußballer. Mit zunehmender Spieldauer aber immer intensiver, so dass die Spieler an Halt verlören und sich so das Unfallrisiko erhöhe.

Fricker hält die Sanierung deshalb bereits im kommenden Frühjahr für unausweichlich. Dabei müssten das Granulat und der Quarzsand abgesaugt werden. Eine Eigenleistung sei „leider ausgeschlossen“, so Fricker, da dies eine Fachfirma übernehmen müsse. Anschließend solle kein Kunststoffgranulat mehr eingebracht werden, sondern Kork. Für die Sanierung eines Platzes rechnet VfB-Chef Klaus Fricker mit einer Dauer von drei bis vier Tagen. Auch vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit (Kork statt Plastik) bezuschusse der südbadische Fußballverband eine Sanierung mit bis zu 30 Prozent.

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Grundsätzlich sei man beim VfB „sehr zufrieden mit Kunstrasen“. Fricker: „Alle wollen darauf spielen und nur bei ganz schönem Wetter auf den Rasenplatz ausweichen.“ Der Platz in der Schmittenau sei bislang einmal pro Jahr von einer Fachfirma grundgereinigt worden. Die Fachleute hätten dem Verein bescheinigt, den Platz gut zu pflegen.

„Wir selbst bürsten den Platz ein bis zwei Mal pro Woche.“ Immer von außen nach innen, wie Fricker das Prozedere beschreibt. Der VfB-Chef: „Das ist ein bittere Geschichte. Das war so nicht vorgesehen.“ Ein Kunstrasenplatz, wie die in Waldshut-Tiengen gebauten, hätten für gewöhnlich eine Lebenserwartung von 15 bis 18 Jahren.

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Ähnlich wie bei den Waldshuter Fußballern trat das Problem mit der Verklumpung laut Präsident Armin Leichenauer im Spätsommer auch bei FC Tiengen 08 auf. Auch er sieht das kommende Frühjahr als geeigneten Zeitpunkt für einen Austausch des Granulats. Denn sobald die Temperaturen steigen, erhöhe sich auch die Gefahr der Verklumpen der Kunststoffkörnchen.

Stefan Rapp, Vorsitzender des SV Eschbach, war auf Nachfrage nicht zu einer Stellungnahme bereit.