Nebelschwarten hängen zwischen den Baumwipfeln, die Luft ist feucht und die Temperaturen liegen über fünf Grad – perfektes Wanderwetter für die Erdkröte.
Wie jedes Jahr machen sich auch am Hochrhein hunderte Kröten auf den Weg zu ihren Laichplätzen. Doch für viele Kröten endet die Wanderung unter den Rädern der Autos. Damit es die Erdkröten sicher über die Straße schaffen, sammeln die Mitglieder der BUND-Ortsgruppe Waldshut-Tiengen die Tiere zweimal täglich ein.

Es ist das zweite Jahr, indem die Mitglieder des BUND den 2000 Meter langen Krötenschutzzaun an der Abzweigung Rohr hinter Indlekofen aufgebaut haben. Anlass dazu gab vor drei Jahren ein trauriges Bild. Die BUND-Mitglieder Yonca Thurner und Hans-Jürgen Bannasch hätten die Straße hinter Indlekofen „blutüberströmt“ mit toten Kröten vorgefunden, erzählt Marlene Linz, ebenfalls Mitglied. „Wer bremst denn hier für eine Kröte?“, bemerkt sie weiter an. Für Hans-Jürgen Bannasch steht fest: „Das konnten wir so nicht lassen.“

Nun sind die Umweltschützer täglich im Einsatz, ausgerüstet mit Warnweste, Handschuhen und Eimern. Seit dem 22. Februar laufen die Mitglieder des BUND morgens und abends den 2000 Meter langen Zaun ab. Die Erdkröten sitzen dann in den mit Moos gepolsterten und in die Erde eingegrabenen Eimer.
So auch am Montag, dem 24. März. Zu diesem Zeitpunkt leeren Marlene Linz und Hans-Jürgen Bannasch die 33 Sammeleimer und teilen Weibchen und Männchen zum Zählen auf. Doch so manches Krötenpaar hat sich schon gefunden und lässt nicht mehr voneinander ab. „Die Männchen machen es sich einfach“, scherzt Marlene Linz und erklärt, dass die kleineren Krötenmännchen sich auf dem Rücken der Krötenweibchen festklammern und sich zum Fischteich tragen lassen. Dieser liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite unterhalb eines kleinen Hangs. Weiter als 100 Meter dürfe man die Tiere aber nicht tragen, mahnt Hans-Jürgen Bannasch, da sie sonst die Orientierung verlieren würden. Am Ende der ungefähr einstündigen Sammlung sind 147 Erdkröten zusammengekommen. Die letzten Meter zum Teich dürfen sie alleine und in Sicherheit hüpfen.
600 gerettete Kröten
Die Aktion der BUND-Ortsgruppe zeigt großen Erfolg. Im vergangenen Jahr habe man mehr als 500 Kröten sicher über die Straße gebracht, verkündet Marlene Linz stolz. Dieses Jahr seien es nach den ersten von ungefähr drei Sammelwochen schon 652 gerettete Tiere. Für die Mitglieder des BUND bedeutet der Amphibienschutzzaun viele ehrenamtliche Stunden an Einsatz.
Für Marlene Linz steht aber fest: „Es tut gut, was Gutes zu tun. Und es macht auch Spaß, einfach mal Kröten zu sammeln, durchzuatmen und nicht erreichbar zu sein. Das ist schon wieder ein Grund mehr zum Naturschutz zu finden.“ Die Anzahl der geretteten und überfahrenen Tiere dokumentiert die Ortsgruppe des BUND seit diesem Jahr auf der Internetseite Krötenretter. Die Angaben sind für alle einsehbar.

Jeder kann helfen
Trotz der sehr aktiven Mitglieder der Ortsgruppe des BUND, sei man immer auf der Suche nach freiwilligen Helfern, die bei dem morgendlichen oder abendlichen Einsammeln helfen, betont Hans-Jürgen Bannasch.
Besonders gefragt seien Helfer aus den Ortschaften um die Sammelstelle herum.

Wer Interesse daran hat, bei den Krötensammlungen zu helfen, findet auf der Internetseite der BUND-Ortsgruppe Waldshut-Tiengen die nötigen Kontaktdaten.