Mit dem Hochrhein-Narrentreffen der VSAN (Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte) ging am Sonntag, 12. Februar, ein närrisches Großereignis zu Ende. Mehr als 30 Narrenzünfte und Fasnachtsvereine mit rund 3500 Mitgliedern waren laut der ausrichtenden Bürger- und Narrenzunft während des Narrentreffens in Tiengen. Es gab nach Aussage von Zunftmeister Tobias Fritz viel Lob für die Zunft.

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Weniger gut weg kam die Tiengener Gastronomie. Zu oft sollen Mitglieder der Gast-Narrenzünfte am Samstag und Sonntag vor verschlossen Türen von Lokalen gestanden haben. Auch Einheimischen ist dies aufgefallen.

Wie etwa Sylvia Döbele: „Ich bin von auswärtigen Mitgliedern von Narrenzünften angesprochen worden, wo sie warm essen können. Ich hätte mir gewünscht, dass man im Vorfeld geklärt hätte, wie die Gäste gut bewirtet werden können“, sagt die frühere Stadträtin aus Tiengen. Sie erinnert sich mit etwas Wehmut an Narrentreffen, an denen die Feiernden von Wirtschaft zu Wirtschaft gegangen sind.

Kritik von höchster Stelle

Sogar Roland Wehrle, Präsident der VSAN, drückte am Sonntag beim Zunftmeisterempfang mit Nachdruck sein Unverständnis über die geschlossenen Lokale aus. Narren, Gastronomie und Musik gehören nach seiner Aussage bei einem Narrentreffen zusammen. Er sprach damit der Tiengener Zunft aus dem Herzen, die sich laut Zunftmeister Tobias Fritz mehr Flexibilität von der Tiengener Gastronomie gewünscht hätte.

Tausende Narren und Zuschauer lockte das Hochrhein-Narrentreffen nach Tiengen.
Tausende Narren und Zuschauer lockte das Hochrhein-Narrentreffen nach Tiengen. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Frühzeitig hätte die Zunft den Kontakt zur Gastronomie gesucht. „Wir sind in der Innenstadt die Gasthäuser abgelaufen, haben Werbung für das Narrentreffen gemacht und gebeten, Samstag und Sonntag offen zu haben“, erzählt er. Diese Bitte ist aber nach seinen Worten bei den Meisten auf taube Ohren gestoßen.

Recherchen dieser Zeitung haben ergeben, dass vereinzelt Lokale, wie ein Café und ein Hotel in der Innenstadt, während des Narrentreffens sogar weniger lang als normalerweise offen hatten. Die üblichen Öffnungszeiten – oft mit dem Sonntag als Ruhetag – waren wegen des Narrentreffens zusätzlich reduziert worden hin zur ganztägigen Schließung am Samstag.

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Spontan öffneten die Inhaber des Modehauses Stocker in der Hauptstraße ihr Ladenlokal. Zwischen Kleiderständern platzierten sie Bierbänke und Tische und servierten den Besucher des Narrentreffens Essen und Getränke. Das Angebot wurde von zahlreichen Narren dankbar angenommen.

Das sagen die Gastronomen zur Kritik

Auf Anfrage hin wurden als Gründe hierfür von betreffenden Lokalen schlechte Erfahrungen mit betrunkenen und randalierenden Feiernden bei Großereignissen und auch Personalmangel genannt. In Zusammenhang mit unliebsamen Vorkommnissen wurde auch die Hoorige Mess‘ erwähnt.

„Die Hoorige Mess‘ ist aber nicht das Narrentreffen, wo es ruhiger zugeht, in der Masse feiern VSAN-Narren friedlich“, sagt Zunftmeister Tobias Fritz. Er würde ein offenes Gespräch zwischen Zunft und Gastronomie begrüßen, damit beim nächsten Narrentreffen im Sinne einer guten Außendarstellung Tiengens alle an einem Strang ziehen. Ähnlich wie Sylvia Döbele sieht der Zunftmeister die Gefahr, dass die alte Tiengener Fasnacht in Wirtschaften immer weiter verloren geht.

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