Die schweizerische Stadt Baden rechnet damit, dass der fest installierte Blitzer auf der Gstühl-Kreuzung im Zentrum dieses Jahr 845.000 Franken an Bußgeldern einbringt. Dieser Wert steht jedenfalls im Budget 2021. Doch die Verkehrsüberwachungsanlage – so wird der Blitzer im Behördenjargon genannt – wird in diesem Jahr deutlich mehr in die Badener Kasse spülen und wohl die Milllionenmarke knacken. Das zeigen die Zahlen der letzten zwei Monate, welche die Stadtpolizei Baden ausgewertet hat. Allein im Mai betragen die Bußgelder 236.680 Franken; das ist rund 27.000 Franken mehr als jeweils in den beiden Vormonaten – und somit ein neuer Rekord. Der erste fix installierte Blitzer auf einer Aargauer Kantonsstraße ging im Juli 2020 in Betrieb. Wegen einer Panne ist er aber erst seit Mitte Dezember in Vollbetrieb. Er blitzt Temposünder und Rotlichtmissachter in den zwei Richtungen Zürich/Bern und Turgi/Brugg. Die Stadt Baden hat er 300.000 Franken gekostet.

Mit Abstand am meisten Einnahmen bringen die Geschwindigkeitsübertretungen in Fahrtrichtung Zürich/Bern ein. Auch hier wurden in den vergangenen zwei Monaten neue Rekordwerte erzielt: Die Bußgeldsumme stieg im April auf 170.780 Franken und im Mai auf 193.240 Franken. Der schnellste Temposünder im Mai wurde mit 91 km/h geblitzt (Richtung Zürich/Bern). Die bisher höchste gemessene Geschwindigkeit stellte die Anlage bei einem Autofahrer im Januar mit 95 km/h fest. Einen Raserfall gibt es noch nicht. Dafür wären 100 km/h nötig.

Angezeigt wurden im April 32 Lenker, im Mai deren 36. Bis auf zwei im Mai waren alle in Richtung Zürich/Bern unterwegs. Zu einer Anzeige kommt es hier bei erlaubten 50 km/h ab einer Geschwindigkeitsübertretung von mindestens 16 km/h, also wenn der Tacho mindestens 66 km/h anzeigt. Geringere Überschreitungen werden mit einer Busse von 40 bis 250 Franken erledigt. Beim Rotlicht in Richtung Zürich/Bern bleibt der Juli 2020 mit 9500 Franken Einnahmen der Rekordmonat. Im Mai liegen sie bei 8500 Franken.

Insgesamt hat der Blechpolizist im Mai 3927 Temposünder sowie 104 Rotlichtmissachter erwischt. Das sind rund 127 Temposünder pro Tag oder 5,3 pro Stunde. Somit wird rund alle 11 Minuten jemand auf der Kreuzung geblitzt. Wie lässt sich die Zunahme bei den Geschwindigkeitsübertretungen in Fahrtrichtung Zürich/Bern interpretieren? „Die Stadtpolizei stellt nur die Anzahl Übertretungen fest; wie sich das Verkehrsaufkommen aber grundsätzlich entwickelt hat, wird von der Stadt nicht erhoben. Eine Interpretation ist daher schwierig“, antwortet Martin Brönnimann, der Chef der Stadtpolizei.

Die Bußgeldsumme sank bei Temposündern in Fahrtrichtung Turgi/Brugg nach der Inbetriebnahme deutlich. Rechnet Brönnimann mit demselben Effekt für die andere Richtung? Seine Antwort: „Bei einem gleichbleibenden Verkehrsaufkommen ist sicherlich davon auszugehen, dass die Anzahl Übertretungen abnehmen wird.“ Die hohe Anzahl an Verkehrswiderhandlungen bestätige, dass die repressiven Kontrollen durchaus berechtigt sind, führt er weiter aus. „Die erwartete präventive Wirkung der stationären Verkehrsüberwachung wird sich im weiteren zeitlichen Ablauf immer stärker ergeben.“