Die 96 Jahre alte Schlüchtbrücke ist seit einer Woche Geschichte. Der baufällige Übergang in der Gurtweiler Pater-Jordan-Straße wurde abgerissen, um Platz für einen Neubau zu machen. Kurz bevor Baumaschinen das letzte verbindende Element der alten Brücke kappten, hatte die Stadtverwaltung Waldshut-Tiengen noch zu einem Pressetermin vor Ort eingeladen.
Treffpunkt sollte jene Uferseite sein, an der der Sportplatz des SV Gurtweil liegt. Oberbürgermeister Philipp Frank, Ortsvorsteher Claudio Helling und die Autorin dieser Zeilen trafen dort fast zeitgleich ein. Doch wo war Tiefbauamtsleiter Theo Merz, der als Experte über die technischen Herausforderungen der Maßnahme informieren sollte?
Merz war pünktlich zur Baustelle gekommen. Er befand sich jedoch ebenso wie der frühere Ortsvorsteher Alfred Scheuble, der als Chronist den Abriss mit der Kamera dokumentieren wollte, am gegenüberliegenden Ufer. Was nun? Die Brücke stand schließlich als Übergang nicht mehr zur Verfügung. Kurzerhand nutzten die beiden Männer einige große Steine in der nur wenig Wasser führenden Schlücht, um trockenen Fußes den schmalen Fluss zu überqueren.
„Wir brauchen gar keine neue Brücke“, sagte Theo Merz mit einem Augenzwinkern, als er nach der Kletterpartie das „richtige“ Ufer erreichte. Er habe ja soeben demonstriert, dass die Schlücht auch anders zu überwinden ist. Natürlich handelte es sich bei seiner Aussage um einen Scherz. Im kommenden Jahr soll an gleicher Stelle eine neue Brücke errichtet werden. Damit Fußgänger und Radfahrer vom Ortskern zum Wohngebiet rund um die Königsberger Straße gelangen, ohne von Stein zu Stein hüpfen zu müssen.