Die A98 soll im Bereich Wehr im Vergleich zur bisherigen Planung etwas südlicher und näher am Rhein verlaufen. Dies gab Bürgermeister Michael Thater jüngst im Gemeinderat bekannt. Mit einer Gegenstimme aus den Reihen der Freien Wähler unterstützten die Stadträte zudem die Festlegung eines Plangebiets, um die geplante Trasse formal zu sichern. Der veränderte Trassenverlauf sorgte allerdings auch für Kritik.
Geplante Trasse verläuft nun näher am Rheinufer
In der neuen Planung soll die Trasse im Abschnitt Wehr 50 Meter weiter südlich als bisher geplant an der Firma Rota Yokogawa im Gewerbegebiet Brennet vorbeiführen.

Nachdem sich die Autobahnplanungsgesellschaft Deges für den Abschnitt A98.6 Schwörstadt-Rothaus unter fünf verschiedenen Varianten für eine talgeführte Trasse als Vorzugsvariante entschieden hatte, wurde diese nach Angaben der Deges nun unter der Berücksichtigung verschiedener Zwangspunkte (Punkte, an denen sich der Trassenverlauf ausrichten muss) weiter ausgearbeitet.
Ehemalige Trassenplanung hatte Firmenstandort gefährdet
So wurde die neue Linienführung im wesentlichen durch die Lage der Wohngebiete Hardsiedlung und Weckertsmatt, des Naturschutzgebiets Wehramündung, des Wildtierkorridors sowie der Kläranlage Wehr und der Firma Rota Yokogawa vorgegeben.
Insbesondere bei Rota im Brenneter Gewerbegebiet Rheinau-Nagelfluh hatte es Konflikte mit der alten Planung gegeben. Diese sah vor, dass die aufgeständerte Autobahn nur etwa acht Meter entfernt von der südwestlichen Ecke des Firmengebäudes verlaufen solle.
Das Problem: Das Unternehmen betreibt eine erschütterungsempfindliche Kalibrierungsanlage, die durch Bau und Betrieb der Autobahn hätte beeinträchtigt werden können. Die große Bedeutung des Unternehmens als einer der größten Arbeitgeber in der Stadt, hatte Bürgermeister Michael Thater in der Vergangenheit mehrfach betont. Nun soll die Trasse mit einem neuen Abstand von etwa 58 Metern zur Firma verlaufen.
Planung für Neubau soll gesichert werden
Um die neue Planung des Abschnittes der A98 in Wehr sicherzustellen, beantragte die Deges in dem Bereich die Festlegung eines Planungsgebiets. In ihm sollen für zunächst zwei Jahre bauliche Veränderungen nicht möglich sein. „Wehr hat eine Vielzahl von Zwangspunkten. Wenn jetzt noch irgendetwas dazu gebaut wird, wird die Trasse unmöglich“, machte Thater deutlich.
Neue Trasse verläuft teilweise über Kläranlage
Aber welche neuen Herausforderungen ergeben sich durch das Abrücken der geplanten Trasse Richtung Süden? Die wesentlich geringere Distanz zur Wehrer Kläranlage sorgt für Bedenken in den Reihen der CDU. So erinnerte Paul Erhart daran, dass erst im vergangenen Jahr auf dem Dach des Kläranlagengebäudes eine Photovoltaikanlage installiert wurde. „Wenn darüber die Autobahn verläuft, bekommt die PV-Anlage keine Sonne mehr“, äußerte er seine Sorgen.

Darauf antwortete Thater, dass die Photovoltaikanlage durch die südliche Ausrichtung nur ein wenig durch die Autobahn beschattet werde. Auf Nachfrage teilte die Deges mit, dass die Kläranlage ihren Betrieb trotz des geänderten Trassenverlaufs ungehindert fortsetzen könne.
Nähe zum Rheinufer sorgt für Kritik
Weitere Kritik ergab sich außerdem durch die Nähe zum Rheinufer: „Ich war erschrocken darüber, wie weit südlich die Trasse jetzt verläuft“, sagte Martina Meyer (FW). Durch den neuen Verlauf ist die Trasse beispielsweise nicht mal mehr 150 Meter von der Badestelle am Rhein entfernt. „Das Rheinufer ist echt kurz. Das tut weh“, verdeutlichte Meyer ihren Unmut und stimmte als einzige gegen das Sichern des neuen Trassenverlaufs.
„Das ist keine neue Erkenntnis, das so eine Autobahn weh tut“, entgegnete Thater daraufhin. „So eine Autobahn hinterlässt Spuren.“ Bei der jetzigen Variante handle es sich um den geringstmöglichen Eingriff für den notwendigen Autobahnneubau.
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