Wehr-Öflingen Das Haus der Diakonie in Öflingen hat am Sonntag sein traditionelles Sommerfest veranstaltet. Es war eine Feier sowohl für die Gäste als auch für die Bewohner, die sich tatkräftig am Programm beteiligten. Die Besucher ließen sich die Laune auch nicht durch die häufigen, aber meist kurzen Regengüsse verderben.

Der Gottesdienst in der Tagesstätte Dietrich-Bonhoeffer-Haus wurde von einem Blechblasorchester umrahmt und von Pfarrer Peter Hasenbrink und den Bewohner gemeinsam gestaltet. Er stand unter dem Motto „Mut zu neuen Wegen“. Im Wechsel verlasen die Bewohner den Bericht über Petri wunderbaren Fischzug aus dem Lukas-Evangelium. Nach einem erfolglosen ersten Versuch konnte Petrus erst Fische fangen, nachdem er auf Jesus vertraut hatte. „Neue Wege brauchen Mut, aber auch wenn ich Angst habe, kann ich etwas fangen“, „predigten“ die Bewohner und berichteten: „Wir vom Tanztheater Öflingen haben viel geprobt, bis wir uns getraut haben, vor Menschen aufzutreten.“ Auch der Straßen- und Bühnenchor habe seine Angst besiegt, und viele Bewohner hätten sich erst einmal überwinden müssen, um in der Malerwerkstatt kreativ zu werden und an Weihnachten ein Krippenspiel aufzuführen.

„Toll, wie ihr die biblische Botschaft auf eure Lebenssituation übertragen habt“, lobte Pfarrer Hasenbrink und meinte: „Mit Gottes Hilfe können wir darauf vertrauen, dass wir alles schaffen.“ Ein „Mut-Lied“ des Straßenchores unterstrich diese Botschaft. Der Geschäftsführer des Hauses der Diakonie, Jörg Markowski, erklärte: „40 Jahre Haus der Diakonie – das heißt entdecken, bewahren, etwas Neues wagen.“ Er dankte den Mitarbeitern und meinte: „Im Zentrum stehen aber die Bewohner, für sie arbeiten wir, für sie ist das Haus da.“ Große Freude hatten die langjährigen Bewohner, die seit 30, 20, 15 oder zehn Jahren im Haus eine Heimat gefunden haben und mit einer Sonnenblume geehrt wurden. Zwei von ihnen sind sogar von Anfang an dabei.

Nach dem Gottesdienst hatten die Mitarbeiter viel zu tun, um die Gäste mit Gegrilltem, Gebackenem und Frittiertem (darunter auch eine vegetarische Variante) zu bewirten. Für Unterhaltung sorgte Hans Loritz an der Drehorgel: Sie ist ein Öflinger Original, das von Helmut Keser gebaut worden war. Seit Jahren spielt Hans Loritz dieses Instrument und sammelt in der Tradition der „Leierkastenmänner“ Geld für karitative Zwecke. Sein Erlös geht zusammen mit der Kollekte aus dem Gottesdienst an die Tagesstätte, die damit einen Brennofen für die neue Keramikwerkstatt anschaffen wird.

Nach dem Ende des mittäglichen Regengusses trat das Wehr-Schopfheimer Clowninnen-Duo „Luzzy und Lilly“ mit einen „Walking-Act“ auf. Der Straßenchor und die „Rollenden Steinchen“ rundeten das Programm ab. An den Ständen verkauften die Mitarbeiter des Weltladens und des Indien-Projektes Handarbeiten, Selbstgemachtes, Schmuck, fair gehandelte Lebensmittel und als Besonderheit Körbe aus der indischen Stadt Anand. Dort wurde der sogenannte „Handwerker-Slum“ im vergangenen Dezember ohne Rücksicht auf die Bewohner geräumt „Indien ist eine Demokratie – auf dem Papier“, meinte Marion Trefzger. 4000 Menschen waren von der Räumung betroffen, die meisten von ihnen kehrten in ihre Dörfer zurück, aber rund 1000 leben noch immer dort und haben sich unter der Autobahnbrücke niedergelassen. Sie werden von der Hilfsorganisation CDS (Community Development Society) mit Essen beliefert.