Wehr – Die Sportschützengesellschaft (SSG) Wehr feiert 100-jähriges Bestehen. Ein Jubiläumsprogramm ist in Vorbereitung. Wie und wann gefeiert wird, das wird in den nächsten Wochen bekannt gegeben. Gründe für ein dem Anlass angemessenes Fest zu organisieren, gibt es für die Schützen eine Menge. Die imposante, von allen bewunderte moderne Schießanlage auf dem Dinkelberg kann zuerst angeführt werden. Die begeistert jeden, der schon einmal dort den Sport ausgeübt hat – auch weil sie schießsportlich höchsten Ansprüchen gerecht wird und zudem alle strengen Sicherheitsstandards erfüllt.

Was die Schützen im Jubiläumsjahr außerdem mit Freude zurückblicken lässt: Die großen sportlichen Erfolge. Die Vereinschronik ist voll mit Namen Wehrer Schützen und Schützinnen. Immer wieder setzten sich diese bei Kreis-, Bezirks- und Landesmeisterschaften durch und kehrten hochdekoriert mit Medaillen und Pokalen nach Hause zurück. Sogar die Hürden bei Deutschen Meisterschaften waren für einige nicht zu hoch. Hier sind die Jungschützinnen Daniela Trefzger, Sandra Trefzger und Tanja Schmitt sowie der Jungschütze Ralf Schüler und bei den Seniorinnen Doris Kummle zu nennen. Sie alle standen ganz oben auf den nationalen Siegertreppchen. Die SSG als Mitglied des Deutschen Schützenbunds (DSB) gehört wie das gesamte deutsche Schützenwesen zum immateriellen Kulturerbe der Unesco.

Vereinsgründer als Baukommission

Nach elf Jahren Vorlauf und gelegentlichen Schießübungen von Freunden des Schießsports gelang am 11. Januar 1925 der Durchbruch. An jenem Tag bildete sich unter dem Dach des Kriegervereins eine Schützenabteilung. Die Gründer, sieben an der Zahl und mit Karl Leber an der Spitze, bildeten zugleich eine Baukommission. Deren Aufgabe: Bau eines Schützenhauses im Gewann Lind. Dieses konnte noch im September 1925 fertiggestellt und auch für den Schießsport freigegeben werden.

Für den Verein begann eine fruchtbare und erfolgreiche Zeit. Das Gaueröffnungsschießen 1930 verzeichnete mehr als 200 Teilnehmer. Ein Jahr später konnte Johann Genter in Steinen Gaumeister werden und sich als erster überregionaler Wehrer Titelträger in die Vereinsannalen eintragen lassen. 1935, zwei Jahre nach der Machtergreifung durch Hitler, kam es zu Differenzen mit dem Kriegerverein. Die Abteilung trennte sich von diesem und gründete den Sportschützenverein (SSV) Wehr. Zu sportlichem Schießen in der NS-Zeit und auch während des Zweiten Weltkrieges kam es nicht mehr. Vereinzelt übten die politischen Formationen auf dem Gelände. 1947 verkaufte die Besatzungsmacht das Schützenhaus an einen Privatmann. Weil der Grund und Boden dem Armenhausfond gehörte, konnte dieser nicht veräußert werden. Dem neuen Besitzer blieb nur die Wahl, das Haus der Gemeinde zu überlassen.

1953 dann ein totaler Neuaufbau des Vereins. Ein neuer Vorstand trat an. Dieser prüfte, was am Schützenhaus, an der Schießanlage und um das Haus herum an Reparaturen fällig war. Eigentlich alles. Das Haus war geplündert worden, das Schießen auf der maroden 50-Meter-Anlage nicht mehr möglich. In gemeinschaftlicher Arbeit wurde alles instand gesetzt. 1955 gab es ein großes Eröffnungsschießen. Als Neueinrichtung schafften sich die Schützen einen mobilen Luftgewehrstand an. Dieser wurde später bei örtlichen Festen aufgestellt, was sich als gute Investition und Einnahmequelle erwies.

Zu einem Standortwechsel kam es 1980. Das Schützenhaus im Lind hatte nach 55 Jahren endgültig ausgedient, technisch wie geografisch. Die Anlage entsprach nicht mehr den behördlichen Vorgaben. Auch rückte die private Wohnbebauung im Baugebiet Lind immer näher. Beschwerden wegen Lärmbelästigung waren zu befürchten und traten auch ein. Mithilfe der Stadt Wehr, durch Unterstützung von Unternehmen und großzügigen Sponsoren konnte schließlich auf dem Dinkelberg im Gewann Vogtsboden eine neue Schießanlage erstellt werden. Dort war genug Platz vorhanden, um alle Pläne zu realisieren, zukunftsorientiert zu bauen sowie die Vorgaben des Gesetzgebers zu erfüllen. Zwei Jahre lang, von 1978 bis 1980, wurde am Projekt gefeilt und gebaut. Die technische Abnahme der Anlage erfolgte im März 1981. An Sicherheit mangelt es auch heute nicht, weil immer wieder nachgerüstet wurde.