Ein bedeutendes Stück Wehrer Industriegeschichte geht in einigen Tagen zu Ende: Wie bereits im November vergangenen Jahres angekündigt, stellt der Traditionsbetrieb im Zentrum der Wehrer Innenstadt zum 30. Juni seine Produktion ein.

Das Unternehmen hatte zuletzt 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Nahezu alle Mitarbeiter haben zwischenzeitlich eine Anschlussbeschäftigung“, teilt Holger Jenisch, einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens auf Anfrage unserer Zeitung mit. „Durch die rechtzeitige Bekanntgabe der Schließung im November 2024 war für diesen Prozess ausreichend Vorlaufzeit gegeben.“ Holger Jenisch (65) ist seit 1994 gemeinsam mit seinem Bruder Michael (67) Eigentümer der Wehrer Papierfabrik. Sie führen außerdem mit der Schopfheimer Hülsenfabrik Herbster ein weiteres Unternehmen der Papier verarbeitenden Industrie.

Darum wurde die 160 Jahre alte Firma geschlossen

Die Firma Lenz war die letzte Papierfabrik im Landkreis Waldshut, nachdem die deutlich größere Papierfabrik in Albbruck zum Jahresbeginn 2012 geschlossen worden war. „Als Spezialpapier-Hersteller fehlt aus verschiedenen Gründen die Zukunftsperspektive für eine wirtschaftliche Weiterführung des Betriebs“, so Holger Jenisch vor einigen Monaten zu den Gründen der Betriebsstilllegung. Das konjunkturelle Umfeld erlaube seit Längerem keine Vollauslastung mehr, und die Konjunkturaussichten für die kommenden Jahre seien negativ, so Jenisch.

Zu schaffen machte der Wehrer Papierfabrik auch die hohen Energiekosten in Deutschland, die für energieintensive Produktion von Papier nicht mehr tragfähig seien. In früheren Jahren produzierte die Papierfabrik mit Wasserkraft aus dem Gewerbekanal eigenen Strom. Seit der Stilllegung des Kanals betreiben Jenischs am oberen Ende des Wehra-Areals ein eigenes Wasserkraftwerk, der erzeugte Strom wird allerdings nicht für die Papierfabrik genutzt.

Das könnte Sie auch interessieren

Was passiert mit dem Lenz-Areal?

Wie es nun mit dem Areal in der zentralen Innenstadt von Wehr weitergeht, ist noch völlig offen. Das Fabrikgelände umfasst über 10.000 Quadratmeter. „Zur Verwertung des Betriebsgeländes kann aktuell noch keine konkrete Aussage getroffen werden“, teilt Holger Jenisch nun mit. „Selbstverständlich werden hierzu die erforderlichen Abstimmungen mit der Gemeinde Wehr erfolgen.“

Schon vor einigen Jahren, bei der Konversion des benachbarten Brennet-Areals, war auch das Gebiet zwischen Storchenstraße und Waldstraße mit in das Sanierungsgebiet einbezogen worden. Dass das Förderprogramm noch nicht abgeschlossen ist, könnte nun Vorteile bei der Planung bringen. Das Areal sei ein „städtebauliches Filetstück“, erklärte Bürgermeister Michael Thater vor einigen Monaten. Und was schwebt ihm vor? „Ein Mischgebiet, auch für Einzelhandel für innenstadtrelevante Sortimente“.