Die Bundesstraße 314 von Lauchringen in Richtung Randen verläuft fast schnurgerade. Das sah vor gut 40 Jahren anders aus. Die Straße schlängelte sich bis Anfang der 1980er Jahre durch Horheim und Ofteringen, vorbei an engen, unübersichtlichen Hausecken. Die Verlegung des Verkehrs außerhalb der Ortschaften war politischer Wille. Und auch der von vielen Bürgern, die es leid waren, den zunehmenden Auto- und Lastwagenverkehr direkt vor der Haustür zu ertragen. In Ofteringen wurden für den neuen Straßenverlauf der Bahnhof und ein Wohnhaus abgerissen.
Norbert Mahler (74) erinnert sich an die bewegte Zeit, als er sich ab Ende der 1970er Jahre vehement gegen die Planungen zur Verlegung der Bundestraße wehrte. „Ich galt damals als Blockierer“, erzählt er. Fast ohne Unterlass ist auf seiner Terrasse der Lärm von der Straße zu hören, die nur wenige Meter hinter dem Haus verläuft. Dabei ging es ihm nicht darum, den neuen Straßenverlauf zu verhindern: „Die Verlegung aus dem Ort heraus war schon richtig, die Entlastung im Dorf notwendig. Nur hat das eben auch Folgen.“ Die sind für ihn gravierend: „Der Schutz vor Lärm war für mich immer das Hauptthema, Schutzbedürftigkeit gilt auch für Wenige. Am Anfang war kein Lärmschutz vorgesehen, das wurde dilettantisch geplant“, ärgert er sich noch heute.

Während die Verkehrsberuhigung im Dorfkern ebenso gelungen ist, wie die Dorfentwicklung mit dem Schmuckstück Klosterschüer, tat sich auf der anderen Seite das Problem Verkehrslärm auf. Wäre es bei den ursprünglichen Planungen geblieben, läge die Bundesstraße tiefer, das hätte nach Mahlers Meinung mehr Lärmschutz bedeutet. „So ist die Straße hörbar“, sagt der ehemalige Gemeinderat. Bis heute werde dieses Thema im Regierungspräsidium Freiburg nicht ernst genommen.
Als Anlieger musste er 200 Quadratmeter seines 1400 Quadratmeter großen Grundstücks abgeben, wofür er nach langem Hin und Her entschädigt wurde. Er rang sogar das Zugeständnis ab, dass eine Lärmschutzwand installiert wurde. Weil ein Nachbar das nicht so wichtig fand, hört die gerade einmal 1,50 Meter hohe Wand an seiner Grundstücksgrenze auf. Mahler ist davon überzeugt, dass in der heutigen Zeit andere Maßnahmen zum Schutz vor Lärm getroffen und die Schutzwand doppelt so hoch ausfallen würde.
Zu Beginn der 1980er Jahre hatte Norbert Mahler als 40-Jähriger frisch gewählter Gemeinderat keinen leichten Stand gegen Kommunalpolitiker wie Gottlieb Herzog, erinnert er sich. Er solle Ruhe geben und die Planung nicht blockieren, wurde ihm deutlich gemacht. Doch mit Arthur Mayer kämpfte er für Lärmschutz. „Ich war der Buhmann und in einer defensiven Position, wurde sogar persönlich angegangen und unter Druck gesetzt“, erinnert er sich. Ihm wurde klargemacht, dass er einlenken müsse, sonst würden Zuschüsse verloren gehen. Dabei zeigt er auf eine Schlagzeile dieser Zeitung aus jener Zeit: „Einsprüche blockieren Ortsumfahrung“.
Aufruf
Erst drohte das Regierungspräsidium mit Enteignung, dann klagte Mahler. Schließlich gab es einen Vergleich und eine Entschädigung für den Verlust des Geländes. Im Spätjahr 1980 begannen die Arbeiten zur Verlegung der Bundesstraße. Keine zwei Jahre später rollten die Autos auf der Umfahrung an Ofteringen vorbei, direkt hinter dem Haus von Norbert Mahler und seiner Familie.
Bis heute unternimmt Norbert Mahler immer wieder Vorstöße beim Regierungspräsidium für mehr Lärmschutz. „Oft kommt gar keine Reaktion oder es dauert es sehr lange“, erzählt er und fühlt sich nicht ernst genommen. Dabei habe der Verkehr auf der B 314 seit der Zählung 1983 (6500 Fahrzeuge pro Tag) bis zur jüngsten Zählung von 2012 (11.500 Fahrzeuge täglich) deutlich zugenommen. Der Lärmpegel stieg seit 1983 von 60 Dezibel bis heute auf 72 Dezibel am Tag und 62 Dezibel in der Nacht, belegt Mahler mit Schreiben des RP. Seine Prognosen hätten sich bestätigt und der Verkehr nehme weiter zu, was die Behörde schriftlich bestätigt.