Der Neuanfang ist geschafft. Und das sehr vielversprechend. Die beliebte Kaltbrunner Dorfkneipe Bunte Kuh ist nach rund neun Monaten Pause seit Pfingstsonntag wieder geöffnet.

Mit Claudia Fechner gibt es endlich wieder eine Pächterin des kleinen Lokals. Eine, die dort selbst lange Stammgast war. „Die Kuh hat mir gefehlt im letzten Dreivierteljahr. Der Kontakt im Dorf ist weniger geworden“, sagt die 40-Jährige, die eigentlich Diplom-Sozialpädagogin ist. Und das ging natürlich nicht nur ihr so, das zeigte sich gleich am ersten Tag.

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Tolle Stimmung zum Auftakt

„Es waren durchgängig Gäste da, von 15.45 Uhr bis zum Schluss“, freut sich Fechner. Darunter sehr viele Kaltbrunner, vom Alter her bunt gemischt. „Es war eine ganz tolle Stimmung, es wurde viel gelacht.“ Und sie habe jede Menge positive Resonanz bekommen. „Wir finden toll, dass du das machst“, zum Beispiel. Oder auch: „Wir unterstützen dich.“

Claudia Fechner will die Kneipe mindestens die ersten drei Monate allein führen.
Claudia Fechner will die Kneipe mindestens die ersten drei Monate allein führen. | Bild: Zoch, Thomas

Unterstützung hatte sie auch schon in den Wochen der Vorbereitung bekommen. Etwa von den Hästrägern der Narrenzunft Ducherle, die ihr halfen, die früheren Gartenmöbel wieder herzurichten und Blumenkübel zu bepflanzen. Immer wieder schauten Leute rein, die vor Jahrzehnten Gast waren und sich freuten, dass es noch aussieht wie früher.

Im Inneren hat sie die alten großen Tische von früher aufgestellt. Und eine Eckbank wieder zur Sofaecke umfunktioniert. „Ich habe es ein bisschen zurück zu den Wurzeln verändert“, erklärt die neue Pächterin. Draußen an der Hauswand hängt nun ein neues Schild, auf dem eine Kuh im Stile Leonardo da Vincis zu sehen ist.

Ein neues Schild an der Wand zeigt eine Kuh im Stile Leonardo da Vincis. Das war das Logo der früheren Eigentümerin.
Ein neues Schild an der Wand zeigt eine Kuh im Stile Leonardo da Vincis. Das war das Logo der früheren Eigentümerin. | Bild: Zoch, Thomas

Das Motiv habe die frühere Eigentümerin als Logo verwendet. „Das habe ich wieder rausgekramt aus den alten Dateien, weil ich es witzig fand.“ Und darunter begrüße natürlich wie immer die große Plastikkuh, die bereits im vergangenen Jahr frisch bemalt wurde, die Besucher und Passanten.

Auf der Karte stehe wieder die Kaltbrunner Spezialität: Kaffee spezial – warmer Kaffee mit Bananenlikör und Schlagsahne im Cognacschwenker. Kleine Speisen sind ebenfalls im Angebot.

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Seit gut neun Jahren lebe sie in Kaltbrunn, berichtet die gebürtige Herrenbergerin, zuvor habe sie vier Jahre in Allensbach gewohnt. Und schon damals habe sie die Kuh für sich als Stammkneipe entdeckt. Ihr gefalle zum einen das urige Ambiente. Das Lokal habe etwas Spezielles, Einzigartiges, meint die neue Wirtin.

Zu anderen sei es halt eine Kneipe, wo man einfach mal abends was trinken könne. Das gebe es sonst kaum noch in der Gemeinde.

Ein wichtiger Ort für das Dorf

Für die Kaltbrunner ist es seit vielen Jahren ein wichtiger Dorftreff. „Man kommt mit den Menschen an der Theke gleich ins Gespräch“, sagt Claudia Fechner – und fügt schmunzelnd an: „Nach Kaltbrunn kam ich übrigens, weil mit hier an der Theke meine Wohnung angeboten wurde.“

Die neue Pächterin hat im Gastraum wieder die großen Tische von früher aufgestellt. Ihr Vorgänger nutzte wegen Corona kleinere.
Die neue Pächterin hat im Gastraum wieder die großen Tische von früher aufgestellt. Ihr Vorgänger nutzte wegen Corona kleinere. | Bild: Zoch, Thomas

Der Erhalt der Dorfkneipe lag ihr daher schon 2015 am Herzen. Die frühere Eigentümerin hatte das Lokal aus privaten Gründen aufgegeben und das Haus an die Gemeinde verkauft. Da sorgte Fechner zusammen mit der Ortsvorsteherin Elisabeth Müller und Herbert Hahn dafür, dass die Kuh zunächst ehrenamtlich weiter öffnen konnte. „Ich habe den Thekendienst organisiert, den Einkauf gemacht, das Kassenbuch geführt.“

Wirtin engagiert sich seit Jahren

Zudem war sie aktiv mit dabei bei dem Versuch, zum Erhalt des Dorftreffs eine Genossenschaft zu gründen. „Ich fand das Genossenschaftsprinzip sehr spannend“, so Claudia Fechner.

Leider meinte jedoch der Genossenschaftsverband, die Dorfkneipe sei ungeeignet für diese Organisationsform. Und so gründeten Müller und andere Anfang 2016 den Verein Dorftreff Bunte Kuh, der die Kneipe bis Ende 2018 gepachtet und an Wirte untervermietet hatte.

Der Boden und die Elektrik sind neu hergerichtet. Ansonsten sieht es in der Kuh aus wie immer: urig und rustikal.
Der Boden und die Elektrik sind neu hergerichtet. Ansonsten sieht es in der Kuh aus wie immer: urig und rustikal. | Bild: Zoch, Thomas

Seither verpachtet die Gemeinde das Lokal selbst direkt an Betreiber. Und suchte lang vergebens. Als die Kuh im November 2021 ausgeschrieben war, sei das für sie noch nicht in Frage gekommen, berichtet Fechner, die seit mehr als 16 Jahren als Schulsozialarbeiterin bei der Stadt Konstanz arbeitet. Sie habe aber gehofft, dass es bald einen neuen Pächter geben werde.

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Dann schrieb die Gemeinde im Februar das Lokal erneut aus. „Mich haben einige Menschen angesprochen. ‚Du kannst doch die Kuh machen‘, hieß es. Bis hin zu: ‚Ich schreib‘ jetzt mit dir deine Bewerbung.‘ Da kam ich ins Nachdenken.“ Es habe sie gefreut, dass die Leute sie noch in Verbindung mit der Bunten Kuh brachten. Und irgendwann gewann der Gedanke Oberhand: „Nach so vielen Jahren Schulsozialarbeit wird es mal Zeit, was Neues zu machen.“

Auch Ortsvorsteherin Elisabeth Müller liegt die Bunte Kuh sehr am Herzen.
Auch Ortsvorsteherin Elisabeth Müller liegt die Bunte Kuh sehr am Herzen. | Bild: Zoch, Thomas

Ortsvorsteherin Müller freut sich, dass ihre frühere Mitstreiterin nun die neue Chefin ist. „Ich finde das gut und kann ihr nur alles Gute wünschen – auch vom Ortschaftsrat aus. Ich glaube, dass sie einen guten Job machen wird.“

Zunächst sind es sogar zwei Jobs, denn Claudia Fechner arbeitet noch bis Ende Juli Vollzeit bei der Stadt Konstanz. Bis dahin kann sie die Kuh deshalb nur von Donnerstag bis Sonntag ab 17 Uhr öffnen, erklärt die 40-Jährige, die zunächst ohne Personal alles selbst machen will.

Veranstaltungen noch Zukunftsmusik

„Im August sollen die Öffnungszeiten erweitert werden“, kündigt sie an. Und nach drei Monaten wolle sie dann mal eine erste Zwischenbilanz ziehen: Wie es laufe, ob sie vielleicht wenigstens stundenweise doch Personal brauche und sich leisten könne. Claudia Fechner denkt auch schon weiter – an kleinere Veranstaltungen wie Quiz, Lesungen, Musik oder Weinverkostungen. Aber nicht gleich. „Die Grundstrukturen müssen erst mal stehen.“

Das alte Klavier darf genutzt werden. Allerdings taugt es nicht gerade für Klassik, auch wenn eine Beethoven-Büste draufsteht.
Das alte Klavier darf genutzt werden. Allerdings taugt es nicht gerade für Klassik, auch wenn eine Beethoven-Büste draufsteht. | Bild: Zoch, Thomas

Ansonsten gebe es ja das alte Klavier. Das sei zwar nicht gestimmt, aber nutzbar, wenn auch nicht gerade für ein klassisches Konzert. „Das Klavier ist freigegeben“, sagt die neue Wirtin. „Jeder, der darauf spielen mag, darf spielen.“