Die Kinder des Allensbacher Montessori-Kindergartens durften schon einmal dort spielen, wo künftig ihr Kinderhaus stehen wird. Denn auf der Wiese nahe der Bodanrückhalle hat die Baufirma bereits eine Grube ausgebaggert und Erdhaufen aufgeworfen. Und da buddelten die Kinder nun mit Bauhelmen und kleinen Schaufeln.
Und gleich daneben hatte die Baufirma einen großen Sandkasten angelegt. Dort durften die Kinder später auch schaufeln. Aber in erster Linie waren dort einige Erwachsene gefordert. Denn nach jahrelanger Standortsuche, Planung und vielen rechtlichen Abklärungen gab es nun den Spatenstich für das mit Abstand größte Bauprojekt der Gemeinde seit Jahren.

Den symbolischen Akt vollzogen Bürgermeister Stefan Friedrich. Landrat Zeno Danner, die drei Bundestagsmitglieder Lina Seitzl (SPD), Ann-Veruschka Jurisch (FDP) und Andreas Jung (CDU), Architekt Markus Lanz, Statiker Thomas Relling sowie Kathrin Lüer, die Leiterin des Montessori-Kindergartens, der seit ein paar Jahren bereits in Containern untergebracht ist. Mitte 2023 soll das neue Montessori-Kinderhaus fertig sein.
„Das Bauwerk ist finanziell eine Katastrophe“
Der Bürgermeister ging auf die langwierige Vorgeschichte ein. Diverse Grundstücke waren geprüft worden, viele Fragen mit dem Landratsamt zu klären: bau- und verkehrsrechtlich sowie Belange des Naturschutzes und von Anwohnern. „Es war sehr mühsam“, bilanzierte Friedrich. Und er sagte: „Das Bauwerk ist finanziell eine Katastrophe.“
Denn die aktuelle Kostenberechnung der Architekten von 4,9 Millionen Euro dürfte wohl eher nicht einzuhalten sein. Und der laufende Betrieb werde später die Gemeinde ein paar hunderttausend Euro im Jahr kosten, so Friedrich. Aber: „Trotzdem war es eine gute Entscheidung“, meinte er. Hier werde ein Kinderhaus gebaut, dass in die Zukunft gerichtet sei.
Den Bedarf der Eltern decken
Denn die Gemeinde wolle bei der Kinderbetreuung nicht nur gesetzliche Vorgaben erfüllen, sondern den Bedarf der Eltern decken. „Wir bauen heute das letzte Puzzlestück – Stand heute. Die Kinderbetreuung hört nie auf“, sagte der Bürgermeister. Im Ü3-Bereich könne die Gemeinde zwar für alle Kinder Plätze bieten, aber nicht genügend in der Ganztagsbetreuung. Und im U3-Bereich gebe es auch noch Nachholbedarf.
„Wir kommen gar nicht hinterher, um die Nachfrage zu befriedigen.“ Deshalb werde nun am 1. Januar der Kinderschutzbund Konstanz, der im Frühsommer das neue Familienzentrum mit je einer Ü3- und U3-Gruppe gestartet hat, eine weitere U3-Gruppe in Räumen der Schule beginnen.
Und der Bürgermeister appellierte an die drei Bundestagsmitglieder. „Wir machen hier in der Kommune, was wir tun müssen. Aber wir sind auf die Rahmenbedingungen angewiesen, mit denen wir arbeiten können.“ Damit sprach er die große Rolle an, die der Naturschutz gerade in dieser Region spielt. Das sei einerseits natürlich berechtigt, doch Friedrich meinte: „Das darf uns nicht entgleiten. Es muss der Mensch auch noch seinen Platz haben.“
Wobei er anmerkte, dass es natürlich gut sei, dass der Landkreis Konstanz nun mit drei Stimmen in Berlin im Bundestag vertreten sei. Andreas Jung habe das bisher gut gemacht, aber: „Es ist schön, dass wir Frauenpower dazu bekommen haben.“
Landrat Zeno Danner räumte ein, dass es für die Gemeinde nicht so einfach gewesen sei, die Baugenehmigung vom Landratsamt zu bekommen. Aber jetzt könne er ja den Teilbaufreigabeschein an den Bürgermeister überreichen, und der Spatenstich könne vollzogen werden. Und mit Blick auf die Abgeordneten meinte er, es sei für die Kommunen schon eine große Herausforderung, den Bedarf an Ganztagsbetreuung zu decken.
Architekt Markus Lanz sagte, hier werde ein fortschrittliches Gebäude entstehen. Unter anderem werde eine Lüftungsanlage eingebaut, was nicht nur gut für die Luftqualität sei, sondern auch für die Energierückgewinnung. Und das Bauwerk werde ab der Bodenplatte in Holz errichtet.

Letzteres treibt allerdings auch die Kosten nach oben, weil die Holzpreise (und auch die von anderen Materialien) zuletzt gestiegen sind. Die Vergabe des Holzbau-Gewerks solle nun in der Gemeinderatssitzung am 19. Oktober erfolgen.
Gestiegener Holzpreis macht Sorgen
Die Kostenschätzung für den Holzbau liegt bei 630 000 Euro. Bürgermeister Friedrich sagte auf Nachfrage, der günstigste Anbieter werde in jedem Fall noch deutlich darüber liegen, aber nicht mehr so stark wie vor der Sommerpause. Wobei Ruhland noch anmerkte, die Verwaltung und Architekten hätten zunächst nur den konstruktiven Holzbau ausgeschrieben, also das, was statisch relevant sei.
Die weiteren Holzarbeiten für die Außenverschalung und die Wandverkleidung innen wolle man im Frühjahr ausschreiben. In der Hoffnung, dass dann die Holzpreise etwas niedriger sind.