So ein Einsatz ist ungewöhnlich: Ein verletzter Biber hat am Donnerstag Tierrettung, Feuerwehr, Polizei und die Biberbeauftragte des Regierungspräsidiums auf Trab gehalten. Biber sind nachtaktiv und stehen unter Naturschutz. Dieses Tier zeigte sich jedoch. "Ein Spaziergänger entdeckte am Bahnübergang am Waschplatz einen blutenden Biber und alarmierte die Tierrettung", beschreibt die Feuerwehr Bodman-Ludwigshafen in einer Mitteilung.

Der Nager sei dann beim Eintreffen der Tierretter im Regenwasserkanal verschwunden und dringeblieben. Einsatzkräfte der Feuerwehr rückten an, um die Tierretter zu unterstützen und den Biber aus dem Rohr zu retten. "Wir fanden ihn nach kurzer Suche im Kanal unter der B 34", so die Feuerwehr weiter. "Nach Absprache mit dem Landratsamt und dem Biberbeauftragten vom Regierungsbezirk entschieden wir uns, den Kanal unter Wasser zu setzen, um den Biber zum Rauskommen zu bewegen." Nach wenigen Litern sei das schon erfolgreich gewesen. Der Biber sei ins Freie gerannt, "wo die Kräfte der Tierrettung ihn mittels einer Schlinge einfangen konnten". Dann ging es für den Nager weiter zum Tierarzt.

Die Retter transportieren den Biber Richtung Fahrzeug.
Die Retter transportieren den Biber Richtung Fahrzeug. | Bild: Feuerwehr, Steffen Bretzke

"Wir hatten bisher noch nie einen Einsatz mit einem Biber. Das war das erste Mal", erzählt Feuerwehrkommandant Steffen Bretzke auf SÜDKURIER-Nachfrage. Die Feuerwehr rücke aus, um der Tierrettung zu helfen, "wenn sich ein Tier in einer lebensbedrohlichen Zwangslage befindet". Das sei so im Feuerwehrgesetz festgelegt. "Und in dem Fall musste man davon ausgehen, weil ja gemeldet war, dass der Biber blutet und verletzt ist", so Bretzke.

Polizei regelt den Verkehr

Auch für die Tierrettung war es "kein Alltagseinsatz", sagt Bernd Metzger von der Tierrettung Südbaden. Er erzählt, dass der Biber erst im Kanalsystem gefunden werden musste. Da Deckel mitten auf der B 34 abgenommen werden musste, war die Polizei vor Ort und regelte den Verkehr, damit die Retter gefahrlos arbeiten konnten. Der Einsatz habe mehr als zwei Stunden gedauert.

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Im sozialen Netzwerk Facebook bekamen die Feuerwehr und Tierrettung einige positive Kommentare. "Geile Aktion! Schön dass es Menschen wie euch gibt!" schrieb ein Nutzer. Ein anderer stellte zur Debatte, ob der Aufwand für ein Tier gerechtfertigt sei. Dies löste eine kleine Diskussion aus, in der jemand anders darauf verwies, dass Biber unter Naturschutz stehen.

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Der Einsatz der ehrenamtlichen Kräfte hatte allerdings kein glückliches Ende für den Biber. Die Verletzungen waren zu schwer. Die Wunden seien bereits eitrig gewesen, sagte Bettina Sättele, Biberbeauftragte des Regierungspräsidiums Freiburg auf SÜDKURIER-Nachfrage. Deshalb sei das ältere Tier am späten Abend auf ihre Anweisung hin von seinen Leiden erlöst worden. Die Expertin erzählt, dass die Verletzungen bei Revierkämpfen entstanden seien, die derzeit vielerorts stattfinden. Die Natur sei da brutal. "Biber grenzen ihre Revier ab." Das sei unabhängig vom Alter und Geschlecht. Sie versuche, verletzte Tiere zu pflegen, wenn es möglich sei.

Vermutlich mehrere Biber in Ludwigshafen

Im Bereich der beiden Yachthäfen bei Ludwigshafen gebe es mehrere Biber, erzählt Bettina Sättele. In der Bucht des Yachtclubs Stockach im Gewann "Im Löchle" habe ein Biber, der Ludwig I getauft wurde, einen Bau. Sie finde es toll, dass die Segler den Biber dort so akzeptieren. Ludwig ist laut Oswald Bechler, dem Ehrenvorsitzenden des Yachtclubs Stockach, etwa sechs oder sieben Jahre. Da Biber nachtaktiv sind, ist momentan nicht bekannt, ob es Ludwig gut geht oder er der verletzte Biber war. Der Yachtclub installiert eine Wildkamera, um es herauszufinden. Sättele vermutet, dass der erlöste Nager zugewandert war.