Mit dem „Narrenschiff“ hat nun auch Bodman seinen Lenk. Peter Lenk, der schon viele Jahre in der Gemeinde lebt und auf der gegenüber liegenden Seeseite der Doppelgemeinde mit den satirisch vorgeführten Nackedeis von „Ludwigs Erbe“ bis heute neben etlichem Aufsehen auch für vergnügtes Schmunzeln sorgt, hat der Gemeinde das mehrere Tonnen schwere Relief für 80.000 Euro verkauft. Offiziell präsentiert wurde es jetzt erstmals im Rahmen vom Städtebauförderungstag.

Bevor das Fest mit vielen hundert Menschen begann, war das dem Bodensee zugewandte Narrenschiff am Seeum aber noch mit einer grünen Plane verhüllt. In der weitläufigen Bodmaner Parkanlage bauten emsige Helfer unter anderem eine Freiluftbühne auf, wo später der MV Ludwigshafen spielen sollte.

Karl Sailer zündete zur Eröffnung die historische Kanone mit Schwarzpulver. Sechs donnernde Böller-Schüsse erschreckten schwache Nerven. Der Vorhang fiel. Und Laudator Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, servierte eine Interpretationshilfe zu Lenks "Sittenrelief".

Gezielt und detailliert beleuchtet er schonungslos die satirisch angeprangerten Prominenten, die aktuell aus Funk und Fernsehen bekannt sind. „Die Narren sind das Volk“, erklärte Resch, „und die auf dem Vorderdeck vom Narrenschiff tanzenden Autobosse Zetsche, Winterkorn und Stadler zeigen sich unbekümmert mit den Insignien ihrer Macht. Beatrix von Storch (AfD) passe mit ihrer Maschinenpistole darauf auf, dass keine Flüchtlingsmütter mit ihren Kindern an Bord klettern. Der Klavierspieler auf dem Oberdeck spiele seine Unterhaltungsmusik bis zum Untergang.

Landesjustizminister Guido Wolf (CDU, Mitte) gerahmt von den Familien des Bürgermeisters (links) und der Grafen von Bodman.
Landesjustizminister Guido Wolf (CDU, Mitte) gerahmt von den Familien des Bürgermeisters (links) und der Grafen von Bodman.

Peter Lenks Narrenschiff sei nicht nur ein Denkmal „für den verlotterten Zustand unserer Republik“, sagte Laudator Jürgen Resch. Doch mit der Präsenz vom Landesjustizminister Guido Wolf (CDU) habe er neue Hoffnung geschöpft. Der hielt ebenfalls eine Eröffnungsrede und witzelte dabei: "Als ob Politik auch nur annähernd etwas mit der Narretei zu tun hätte.“ Dafür und für die Einschätzung "Ich find's cool" erntete er neben Lachern auch zustimmenden Beifall. Die Sonne schien, jedoch vorerst nicht für die Biertrinker: Der Plastikhahn versagte beim Fassanstich, das Bier wurde deshalb beim Narrenverein geholt. Mittendrin im Publikum: Der Künstler Peter Lenk selbst.

„Ich find ihn gut. Der provoziert zu Recht“, sagte Lothar Pallaske über Künstler und Kunstwerk, während er beim Stand vom Kindergarten-Förderverein eine Hüpfburg aufstellte. Weitere Stimmen sprechen von einer großen Provokation wie Ulrike Koppenhagen aus Singen oder von einer Riesengeschichte für Bodman wie Dietmar Specht aus Ludwigshafen.

Als Kanonier der Gemeinde zündete Karl Sailer zur Enthüllung die historische Kanone mit Schwarzpulver.
Als Kanonier der Gemeinde zündete Karl Sailer zur Enthüllung die historische Kanone mit Schwarzpulver.

Parallel wurden im Zuge des Städtebauförderungstags einige Informationen präsentiert. Thomas Krämer informierte etwa über das Seeum nebst altem und neuem Adler. Das Architekturbüro „365 Grad Freiraum plus Umwelt“ widmete sich dem Thema Ortsmitte Bodman und die „Freiraum-Werk-Stadt“ erklärte die anstehende Neugestaltung von Weiler-Kapelle und Kaiserpfalzstraße. "Insgesamt rund 40 Millionen Euro wurden durch das Städtebauförderungsprogramm seit 1996 investiert", erläuterte Bürgermeister Matthias Weckbach. Das sei eine Erfolgsgeschichte für die Gemeinde. Bezüglich des Erwerbs von Lenks Kunstwerk sagte er, dieser sei im Gemeinderat lange diskutiert und letztlich einstimmig befürwortet worden.

 

Narrenschiff

Das mehrere Tonnen schwere Relief aus Kalksteinguss mit dem Titel "Narrenschiff" wurde von der Doppelgemeinde Bodman-Ludwigshafen für 80 000 Euro gekauft und stammt vom hier beheimateten Künstler Peter Lenk. Der Titel geht auf den Straßburger Dichter Sebastian Brant zurück, der vor etwa 500 Jahren in seiner satirischen Schrift "Narrenschiff" die Gesellschaft aufs Korn nahm. Die in dem plastischen Vielfigurenwerk angeprangerten Prominenten sind aus den Nachrichten bekannt. (gri)