Für das jährliche Bundesfinale des Deutschen Turnerbunds (DTB) qualifizieren sich im Landesfinale die drei besten Gruppen. Beim Badischen Turnerbund (BTB) waren das Showteam Blues Brothers vom TV Ludwigshafen und das Showteam Phoenix vom TV Jahn Zizenhausen dabei. Die Trainer und Turner Alessandro Ribaudo und Constantin Hirschle erzählen dem SÜDKURIER von ihren Erlebnissen in Worms und geben Ausblicke auf das kommende Jahr.
Seit 2009 sind die Blues Brothers ununterbrochen BTB- und DTB-Showgruppe und auch international sehr erfolgreich. Beim Bundesfinale zeigten die 25 Frauen und Männer zwischen 15 und 50 Jahren die neue Choreografie „Seizing the Moment – Panta Rhei“, was so viel heißt wie „Alles fließt“. In ihrer Moderation luden sie die Zuschauer ein, ihre „Sprache des Moments kennenzulernen, um gemeinsam mit uns in eine Welt des ständigen Wandels und der sich daraus ergebenden Einheit einzutauchen“.
Fünf Mal pro Woche Training
Bis eine Choreografie steht, sind viele Schritte notwendig. Direkt nach dem Bundesfinale 2023 hätten sich die Sportler getroffen, um Musikvorschläge und kreative Ideen zu Bewegungen, Formationen und Outfits einzubringen, berichtet Alessandro Ribaudo. „Wir waren zum Landesfinale im Mai gerade so fertig. Das wurde leider wegen eines Unwetters am Vortag abgesagt. Wir haben die Zeit bis jetzt genutzt und unsere Performance deutlich verfeinert.“
Einmal pro Woche trainiert die Gruppe zusammen, dazu hat jeder mindestens ein zweites Training. Ribaudo sagt: „Die Jungs, die Liga turnen, sind bis zu fünf Mal pro Woche in der Halle. Dabei holen sie sich die Grundlagen für ihr hohes turnerisches Niveau.“
Ende November reiste das Showteam aus Ludwigshafen abends nach Worms, mit Privatautos und einem Transporter. Der nächste Tag sollte lang werden: Um 8.30 Uhr war Stellprobe, drei Stunden später ihr Auftritt. Die Siegerehrung fand um 16 Uhr statt und abends traten die frisch gekürten DTB-Showgruppen nochmals in einer Show auf. „Wir waren um 22 Uhr als zweitletzte Gruppe dran. Unsere Frauen hatten sich bereits morgens ab fünf Uhr geschminkt und die Haare gemacht. Aber als wir gegen 0.30 Uhr zurück in der Unterkunft waren, haben wir trotzdem noch gefeiert“, verrät der Trainer.
Blues Brothers werden zur DTB-Showgruppe gekürt
Und Grund zum Feiern hatten sie: Ribaudo, der diesmal nicht turnte, sondern von außen den Fokus auf die Perfektionierung der Darbietung legte, erinnert sich: „Der Auftritt war perfekt, es gab keinen Fehler. Das kann einmalig sein, denn dass 25 Leute fünf Minuten lang keinen Fehler machen, ist schon sehr unwahrscheinlich.“ Die Blues Brothers landeten in der höchsten Bewertungskategorie, die fünf Mal vergeben wurde. Die 15 Gruppen mit den höchsten Auszeichnungen werden zu DTB-Showgruppen gekürt. „Wir waren also automatisch dabei“, so Ribaudo.
Gleichzeitig bedeutete diese Auszeichnung die Qualifikation für die fünfte „World Gym for Life Challenge“, die Weltmeisterschaft des Weltturnverbandes F.I.G. (Fédération Internationale de Gymnastique), die im Juli 2025 in Lissabon stattfindet. Ribaudo betonte: „Die Qualifikation hatten wir aber, genau wie das Showteam Phoenix, schon nach dem letztjährigen Bundesfinale erreicht.“ Weil die Blues Brothers auch bei der European Gym for Life Challenge 2024 in Norwegen die Goldmedaille gewonnen hatten, sind sie nun sogar dreifach qualifiziert.
Showteam Phoenix erhält zweithöchste Stufe
Das recht junge Showteam Phoenix vom TV Jahn Zizenhausen mit Turnern zwischen zwölf und 32 Jahren ist ebenfalls erfolgreich unterwegs. Es besteht seit 2014 und hatte in den vergangenen Jahren rund 15 Mitglieder. Aktuell sind es etwa zehn mehr. „Das wirkt auf der Fläche gleich ganz anders“, so Constantin Hirschle. Einige Neuzugänge kamen aus dem Verein, andere sind hergezogen. Eine Turnerin studiere in Furtwangen und komme extra für jedes Training nach Zizenhausen, berichtet er.
Das Showteam erhielt im vergangenen Jahr für seine Leistung beim Bundesfinale „Rendezvous der Besten“ in Sindelfingen die Auszeichnung „DTB-Showgruppe“ und qualifizierte sich so für die kommende Weltmeisterschaft. Beim Landesfinale im September 2024 wurden sie „BTB-Showgruppe“ mit der Kategorie „Hervorragend“. Jetzt gab es die zweithöchste Stufe, ein „Ausgezeichnet“.
Der 23-jährige Trainer kommentiert: „Beim Bundesfinale ist das Niveau nochmal höher. Wir sind zufrieden mit unserer Leistung. Das Team hat fehlerfrei durchgeturnt.“ Ein Wettkampf sei auch immer eine Übung. „Wir hatten keinen so großen Druck, aber es wäre natürlich trotzdem schön gewesen, wieder DTB-Showgruppe zu sein.“

Eine Choreografie, die von Träumen erzählt
Seit Jahresanfang hatten Constantin Hirschle und seine Trainerkollegen Laura Keller, Nicole Hartmann und Luka Tutuianu, die alle auch mitturnen, an dem Programm gearbeitet. Die Choreografie stammt von Nicole Hartmann, die beim DTB gerade eine Choreografen-Ausbildung absolviert. „Capti in somnio“ erzählt eine fesselnde Geschichte von Träumen und Fantasie mit einer Kombination aus akrobatischen Elementen, eleganten Sprüngen und kraftvollen Hebefiguren.
Hirschle sagt: „Die Wettkampf-Choreografie sitzt jetzt gut. Wir hatten beim Bundesfinale auch ein Feedbackgespräch mit einem ausgebildeten Choreografen, der außerhalb der Bewertung zusah. Seine Hinweise nehmen wir mit und setzen sie so gut wie möglich um.“ Nach jedem Wettkampf würden Kleinigkeiten verändert, um die Choreografie weiter zu verbessern. Lachend setzt er hinzu: „Wenn wir sie das letzte Mal bringen, werden wir eine perfekte Choreografie zeigen.“
Am 8. Februar fährt das Showteam Phoenix zum Landesfinale 2025 in Muggensturm bei Rastatt. „Dort zeigen wir auch diese Choreografie, aber parallel üben wir für das Prüfungsstück, dass Nicole im Mai beim Deutschen Turnfest in Leipzig zum Ausschluss ihrer Ausbildung zeigen muss. Sie entwickelt es gerade.“ Neben den Vorbereitungen für das Turnfest starten auch die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft.