Von Paraguay bis Singapur: Die Bilder der Ludwigshafener Künstlerin Brigitte Brandl sind so weit gereist wie die Künstlerin, die ihre Wahlheimat am Seeende gefunden hat, selbst. Dass es so weit gekommen ist, war alles andere als sicher und das obwohl die Kunst sie schon ihr ganzes Leben lang begleitet.

Eines ihrer Bilder empfängt nun die Kinder in der Nachsorgeklinik Tannheim. „Ich konnte es bei einem Besuch auf Einladung der Klinik übergeben“, berichtet Brandl. „Wir freuen uns sehr, dass Frau Brandl an uns gedacht hat“, sagt Klinik-Geschäftsführer Roland Wehrle im Gespräch mit dem SÜDKURIER und fügt an: „Wir wollen es in unserem neuen Kinderhaus aufhängen, das ab Januar in Betrieb geht. Dort passt es sehr gut hin und wir für die Kinder sicherlich eine Freude sein.“

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Gelernt bei einer Dix-Schülerin

„Gemalt habe ich schon von Kindheit an“, erzählt die gebürtige Wiesbadenerin. Vor gut 30 Jahren hat es sie an den See gezogen, zur gleichen Zeit begann sie, sich aufs Malen zu spezialisieren. „Ich habe Unterricht bei Roberte Holly-Logeais, einer Schülerin von Otto Dix, genommen“, berichtet Brandl.

Besonders das Figürliche habe sie schon immer interessiert, sagt sie mit Blick auf das Bild eines Clowns, für das sie bereits im Februar 1996 mit dem Kunstpreis der Stadt Stockach ausgezeichnet wurde. Das Original des Bildes hängt inzwischen an der Universität in Singapur, wo ihre Schwiegertochter als Professorin arbeite.

Brigitte Brandl mit dem Bild, das sie jüngst an die Kindernachsorgeklinik Tannheim übergeben konnte.
Brigitte Brandl mit dem Bild, das sie jüngst an die Kindernachsorgeklinik Tannheim übergeben konnte. | Bild: Brandl

Als es in der Corona-Zeit keine Kunstausstellungen gab, kam sie auf die Idee, aus ihren Gemälden Karten zu machen. So wollte sie die Freude an der Kunst trotz aller Beschränkungen weiter verbreiten. Auch den Clown gibt es neben vielen anderen Motiven als Karte. Erhältlich sind diese etwa in der Buchhandlung Hirling in Stockach. Die Karten entstehen dabei in reiner Handarbeit. „Ich liebe das Kleben und Verpacken“, betont Brandl. Ein großer Gewinn bleibe vom Verkauf der Karten, die nur in kleiner Auflage entstehen, indes nicht.

Früher musste sie die Zeit fürs Malen stehlen

Wie viele Werke in ihrem Wohnzimmer-Atelier entstanden sind, das kann die Künstlerin nicht genau beziffern. „Da achte ich gar nicht drauf. Ich male nach Lust und Laune“, sagt sie. Früher habe sie sich die Zeit für das Malen oft stehlen müssen, berichtet sie mit einem verschmitzten Grinsen. Mit einem Mann, drei Kindern, Haus und Hund sei das nicht anders möglich gewesen. Inzwischen habe sie mehr Zeit für die Kunst.

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„Ich kann aber nicht lange vorausplanen. Die Inspiration kommt spontan und dann muss ich die Sachen umsetzen“, erklärt sie. Die Inspiration ziehe sie vor allem aus ihrer Umgebung. Zu dieser zählte lange Zeit nicht nur der Bodensee, sondern auch Südamerika. Denn im Ruhestand habe sie zehn Jahre lang gemeinsam mit ihrem Mann halbjährlich in Paraguay gelebt, berichtet sie.

Erst seit ihr Mann vor zwei Jahren verstorben ist, sei sie ganzjährig am Seeende zuhause, wenn sie nicht gerade ihre Familie in Singapur oder Innsbruck besuche. So ist es nicht verwunderlich, dass es reichlich Inspiration gibt und ihre Werke auf der ganzen Welt verteilt sind.